The Up Escalator / Life Is Sound
Life Is Sound
Dass es nun mal mehr ein ostfriesischer Musiker (John Tammera - Gesang) ist, der von Sehnsucht getrieben, in Berlin eine Band gründet, braucht uns nur wenig zu denken geben, denn auch auf dem flachen Land wachsen doch große Träume heran, die irgendwann in die Tat umgesetzt werden, was im Jahre 2003 zusammen mit Ernst Kramer - Piano und Gitarre, geschah.
Seither ist New-Wave-Rock aus Deutschland angesagt, was bereits mit dem ersten Album Trying On The World Of Measure (2005) umgesetzt wurde. Großes Interesse erlangte dabei die Single "Daddy's Home" bei fast allen "formatunabhängigen" (Zitat: Waschzettel) Radios, also all denen, die tatsächlich gute Musik spielen.
Unterdessen zu fünft, wurden nun vier Poptitel und eine gelungene Coverversion, die sich wirklich eher nach Rock anhören, da lügt der Waschzettel nicht und hat völlig Recht(!), eingespielt. Dass es Berliner sind, muß man gelesen haben, denn vom Stil her klingt es tatsächlich nach Großbritannien.
Die instrumentale Präsentation ist geprägt von hart getrommeltem Schlagzeug (Dirk Hasskarl) und zum großen Teil knackigen Gitarrenriffs, die mich einmal mehr an den New Wave der 80er erinnern: Fisher Z, Cure, ....
In "Idiot Insurgency" und "Still Life" gibt es sogar schräge Ansätze im Rhythmus, interessante Ansätze (Prog der 70er) - da werden Geschichten erzählt, die auch musikalisch umgesetzt werden, z.T. auch dunkle Geschichten aus dem gelebten Leben (Waschzettel), angetäuschter, platter Optimismus zeigt sein wahres Gesicht auf einer Reise in den Selbstzweifel und die Narben der Vergangenheit. Kein seichtes Dahinplätschern, daher nicht (!) langweilig.
Das Gleiche trifft auch für den Gesang zu: John Tammenas helle Stimme macht sich gut zur Musik, eine sehr gute Abstimmung - passt. Er leuchtet den eigenen Seelenzustand akribisch aus und findet es faszinierend, Mehrdeutigkeiten in mehrdeutige Worte zu fassen:

»Sad Lot it's a sad lot
lots of spitting images
and it's not my fault if all that you can see
is an empty space
You're staring into your own abyss
a self-made shallowness
I got the look
just
right.«
Die Texte sind persönlicher und 'dunkler' (J.T.) als auf der Vorgänger-CD, die teilweise klassische Geschichten erzählte.
Zum Abschluss gibt es die Cover Version des Wipers-Titel "No One Wants An Alien", nur schneller und tonlagig höher gespielt, also schon im eigenen Stil. Und was passt besser für eine deutsche Band, als einen amerikanischen Titel britisch beeinflusst aufzunehmen? Und Aliens passen auch sehr gut ins Konzept der EP (J.T.)
Den Berlinern vielen Dank für die EP, die auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig geworden ist.
Gut so. Weiter so.


Spielzeit: 15:14, Medium: EP, Phonector / Alive, 2006, Neo-Nu-Wave-Britpop
1:Yes 2: Idiot Insurgency 3:RunTill I Fly 4:Still Life 5:No One Wants An Alien
Tom H. Machoy, 24.07.2006