Es ist schon etwas Seltsames in der Beziehung zwischen dem niederländischen Publikum und Uriah Heep. Eine atmosphärische Sache, nicht so recht zu packen, hat aber sicher mit der Fähigkeit unserer Nachbarn zu tun, dass sie einfach schneller aus sich herausgehen und überall Party machen können. Wohl nicht ohne Grund starten Heep oft ihre kontinentalen Tourneen jenseits der Grenze. Und genau aus diesem Grund war ich eigentlich ganz 'privat und ohne Equipment' nach Heerlen gereist, wollte mich einfach nur auf die Performance einlassen. Habe ich auch gemacht, möchte jedoch trotzdem einen kurzen Bericht abliefern, denn für mich war es eines der besseren, wenn nicht sogar das beste, Konzerte der Altrocker in den letzten Jahren.
Der Opener "Wake The Sleeper" vom gleichnamigen Album ist vom vergangenen Jahr noch geblieben und sorgt direkt mit Volldampf für Stimmung, die einzige Textzeile ist ja auch 'recht eingängig'. Wie bisher auch, kommt direkt danach ein großer Sprung zu "Return To Fantasy"; die Setlist hat in meiner Erinnerung keine Änderungen erfahren. Sänger Bernie Shaw strahlt über das ganze Gesicht und auch Mick Box im Sex Pistols T-Shirt scheint Spaß zu haben. Shaw kommt stimmlich wirklich sehr, sehr klar und variationsreich rüber, die Abmischung im Theatersaal scheint zu stimmen. Überhaupt gefällt er mir heute wirklich gut, eine schöne Vorstellung mit guten, energiegeladenen und abwechslungsreichen Bewegungen, die nicht übertrieben wirken. Er weiß, wann er von der Bühne zu verschwinden hat - so bei "July Morning", wo er das längere Intro erst mal der Band überlässt, dann aus dem Dunkel nach vorne kommt und sich zum Singen an den Rand der Bühne auf einen Monitor setzt. Wer den Song kennt, weiß auch, wann Bernie dann aufsteht …
Auch sonst kommuniziert er gerne, bindet das Publikum ein und bekommt auch ein »Dank je well« in der Landessprache hin. OK, wenn man zum fünften Mal innerhalb weniger Wochen den Spruch »Today is Monday. Let's make it a Friday! Let's make every night a Friday night!« hört, dann weist er schon so einige Abnutzungserscheinungen auf, aber that's showbiz I guess.
Sehr überzeugend auch das relativ neue "Angels Walk With You" von Trevor Bolder, dessen Finessen mir erst jetzt so richtig bewusst eingängig wurden. Raffinierte Rhythmus- und Tempowechsel, die ganz klar verdeutlichen, dass hier ein Bassist am Werk war, der übrigens seit gefühlten 40 Jahren dieselbe Frisur in derselben Haarfarbe hat.
Die Reihenfolge mit "Gypsy", "Angels Walk With You", "July Morning" und "Easy Livin'" gegen Ende der Show ist clever arrangiert und gipfelt mehrfach in fulminanten Klangorgien. Das Volk ist begeistert. Weniger begeistert allerdings darüber, dass das als last song angekündigte "Lady in Black" leider auch wirklich das Ende dieses Abends war. Ich weiß nicht, wieviel tausende Mal Bernie Shaw diese Zugabe schon gegeben hat, und trotzdem ist er sehr zur Freude von Mick Box an einer Stelle um eine Textzeile verrutscht, aber that's live music I guess.
Line-up:
Bernie Shaw (vocals)
Mick Box (guitar)
Trevor Bolder (bass)
Phil Lanzon (keybords)
Russell Gilbrook (drums)
Setlist:
01:Wake The Sleeper
02:Return To Fantasy
03:Only Human
04:Book Of Lies
05:Bird Of Prey
06:Corridors Of Madness
07:Love In Silence
08:Rain
09:The Wizard
10:Free Me
11:Sunrise
12:Free 'n' Easy
13:Gypsy
14:Angels Walk With You
15:July Morning
16:Easy Livin'
Encore:
Lady In Black
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