Oh weh, noch eine weitere englische Band, deren Namen mit 'The' anfängt und diese poppigen Liedchen mit den massenhaften Beatles-Einflüssen in die Welt trägt? Na ja, fast, aber nicht ganz. Paul Doherty, John Rossi, Marty Malone und Owen Duffy stammen aus der nordirischen Hauptstadt Belfast. Was gibt's also Neues aus dem Land der Undertones, Feargal Sharkey, Them und Van Morrison zu berichten?
Um es vorweg zu nehmen: Ja, The Vals spielen Pop-Musik! Allerdings im großen Stil und mit hoher Qualitätsdichte versehen. Das Grundgerüst ihrer Tracks besteht aus hochmelodischen Kompositionen, Gesangs-Melodien, die in ihrer bittersüßen Schönheit an die späten sechziger Jahre erinnern und einer lockeren, nie fest gefahrenen Rhythmus-Abteilung, die des Öfteren auch mal von Bläsern unterstützt wird.
Aber auch wenn man fast grundsätzlich in diesem selbst gesteckten Rahmen verweilt, haben die Vals sich eine Formel zu eigen gemacht, die ihre Musik nie langweilig werden lässt. So wissen sie etwa in der Mitte ihrer Debütscheibe - "Sticks And Stones" betitelt - zum Beispiel mit dem, nur mit Akustik-Gitarre und Gesang (plus sehr sparsamer Hintergrund-Untermalung) gebrachten "Things Will Always Be The Same" durch zusätzliche Abwechslung zu punkten. Der Titel-Track hingegen kommt knackig und deutlich rauer um die Ecke, während im Background eine warme Hammond ihre einlullenden Fäden zieht.
Was The Vals richtig gut drauf haben, ist mit ihren Tracks eine dichte Atmosphäre zu kreieren, in die man sich aufgrund der vielen tollen Melodien auch sehr gerne fallen lässt. Ebenso haben die Nordiren sehr viel Wert auf die Arrangements, und somit Vielfältigkeit gelegt. Da wechseln sich die den Sound bestimmenden Instrumente bei fast jeder Nummer ab und selbst wenn man denkt, mal einen Song durchschaut zu haben, wird doch noch mal eine überraschende Bridge oder eine andere unvorhersehbare Wendung aus dem Hut gezaubert.
Und was ist nun mit den Beatles-Einflüssen? Natürlich sind die (teilweise sogar sehr stark) vorhanden, aber nie auch nur im Ansatz negativ beeinflussend, im Sinne von purem Plagiatismus. Denn dafür machen diese zwölf Stücke viel zu viel Spaß! Was allerdings so (wahlweise) cool/witzig/kultig daran sein soll, vor dem letzten Track minutenlange Stille herrschen zu lassen, bevor das Album dann mit "Your Shining Star" dem Ende entgegen geht, habe ich noch nie begriffen.
Aber sei's drum, denn auf der anderen Seite werden wir nämlich mit Pop-Perlen wie etwa dem knackigen "Too Many People", dem wunderschönen "Where I'm Most Alive", "These Little Reasons" oder "Yesterday Today" verwöhnt. Einen weiteren Reiz dieses Albums macht auch aus, dass man die elf Tracks (einer ist zweimal vertreten) zwar schon in einen gewissen Retro-Sound gepackt hat, die Produktion aber dennoch so frisch und auf der Höhe der Zeit klingt, dass beim Hörgenuss an sich keinerlei Abstriche gemacht werden müssen.
Davon abgesehen ist es eigentlich der schiere Wahnsinn, dass die vier Nordiren dieses Album (wenn man dem Promotion-Zettel Glauben schenken darf) in gerade mal drei Tagen eingespielt haben. Da greift wohl einmal mehr das Sprichwort »weniger« (hier die Zeit) »ist manchmal mehr!«, denn auf dieser Scheibe klingt nichts abgestanden oder überproduziert, vielmehr kommt das alles sehr spritzig und spontan aus den Boxen.
Als Fazit kann man wohl festhalten, es bei "Sticks And Stones" mit einem sehr guten Brit Pop-Album zu tun zu haben! Das ist zwar alles schon mal da gewesen, ist aber trotzdem hervorragend gemacht. Und die Songs sprechen für sich!
Line-up:
Paul Doherty
John Rossi
Marty Malone
Owen Duffy
Tracklist |
01:Too Many People
02:Where I'm Most Alive
03:The Days
04:These Little Reasons
05:Light Shine Down
06:Things Will Always Be The Same
07:Sticks And Stones
08:With You
09:Smile
10:Yesterday Today
11:These Little Reasons (Reprise)
12:Your Shining Star
|
|
Externe Links:
|