Vanish / Come To Wither
Come To Wither Spielzeit: 61:19
Medium: CD
Label: Massacre Records, 2014
Stil: Prog Metal

Review vom 02.10.2015


Boris Theobald
Vanish ist in vorliegendem Falle nicht der Name eines Waschmittels, sondern einer Band - und die ist trotz stattlicher Veröffentlichungspause alles andere als von der Bildfläche 'verschwunden'. Von 2006 datiert das erste komplette Studioalbum "Separated From Today". Und nach einigen Jahren mit zahlreichen Support-Auftritten für Namen wie Mystic Prophecy, Axxis oder auch Queensrÿche legen Vanish mit "Come To Wither" nach. Veröffentlicht wurde das zweite Album der Band im Herbst 2014; mit einer gleichnamigen EP "Come To Wither" gab es sogar schon 2010 ein Lebenszeichen aus dem Studio.
Auf die Ohren gibt es progressiven Power Metal der modernen Sorte. Da passt schon mal, dass es mit einem Intro losgeht, das so heißt, wie das Album. Der erste Track, "Come To Wither", endet mit den computerverzerrten Worten »This may be the end - and we wish you all good luck« als Start in einen zehn kompakte Nummern umfassenden musikalischen Thriller. Die Story des Konzeptalbums ist nämlich eine postapokalyptische. Die erwiesenermaßen bescheuerte Menschheit hat sich - wenig überraschend - zu Grunde gerichtet. Die Überlebenden haben nun die 'Chance', etwas neu aufzubauen. Der Blick aufs Cover passt zur Stimmung ...
... und diese auch musikalisch auszudrücken, gibt man sich Mühe mit druckvoller, düsterer, ernster Grundstimmung. Es gibt treibendes Power-Riffung mit Double-Bass-Salven auf die Ohren. Dabei gelingt Vanish eine gute Balance zwischen pulsierenden Parforceritten, mystisch glühenden Mid-Tempo-Wegstrecken und taktisch geschickt zurückgenommenen, dabei aber keinesfalls spannungsarmen Ruhepunkten. Bei der episch angelegten Nummer "Curtain Call" wird alles miteinander vermengt. Mysteriös ruhig geht es los; und es wird richtig 'groß'. So setzt man Pathos ein, ohne dass er trieft - prima.
Und noch eine Sache machen Vanish richtig gut: Jedes Mal, wenn man glaubt, die stilistisch am Schlafittchen zu haben, dann entwischen sie einem ein paar Takte später wieder. So kommt "Renewal" mit einem puristischen True Metal-Riff rüber, und "Silence" drückt sich von Beginn an sehr progressiv ins Ohr - doch irgendwie steckt in jeder einzelnen Nummer viel zu viel für ein einfaches 'Klingt-wie'. Nicht hier oder da, sondern überall freuen sich deshalb Freunde des straighten Progs à la Threshold, Liebhaber von an Vanden Plas erinnernder edler Harmoniearbeit, von Circle II Circle-Hymnen und Hard Rock-Einschlägen der Marke Astral Doors, Freunde des krachenden Melodic Metals der Marke Civilization One und von Bands wie Iced Earth, die Wände zum Wackeln bringen, aber stets großen Wert auf große Melodien legen.
Unbedingt zu erwähnen gilt es dann natürlich auch noch Primal Fear. Denn der Frontmann der prominenten Mit-Schwaben, Ralf Scheepers, gibt sich die Ehre und performt einen kompletten Akt im finalen "The Grand Design". 'Nötig' wäre es kaum gewesen, denn mit ihrem Sänger Bastian Rose haben Vanish einen wahren Meister mit monstermäßiger stimmlicher Präsenz am Start. Er hat es tierisch drauf, die letzten Töne einer Gesangzeile in der Luft 'stehen und rotieren' zu lassen, ohne mit übertriebenem Vibrato zu nerven. Mit kehliger Power ist da was Dämonisches in seinem Gesang - aber auch 'ruhig' überzeugt er mit jedem Ton. Bei "This Is How We Die" hat er Momente, die an den großen Russell Allen erinnern (okay, vielleicht ist die Melodie aber auch ein wenig an "Orion - The Hunter" von Symphony X angelehnt).
Wenn nicht gerade Sänger Bastian den Hörer bei Stange hält, dann sind es eben die kompakten, niemals ausufernden Gitarrensoli. Die fügen sich melodisch optimal in die Dramaturgien der Stücke ein und 'erzählen' die Story mit. Die Stimmung bleibt also in jeder Hinsicht fesselnd - und auch die Produktion passt: "Come To Wither" knallt richtig schön. Alles in allem ist "Come To Wither" ein klasse Brett - zwar mit wenig, was die Welt des progressiven, melodischen Power Metals weiterbringt, dafür aber mit ganz vielem, was zeigt, wie toll sie ist.
» The walls come down
It's what we've done, we dig our own holes
Infinite greed and lust for power
Made everyone to enemies
First the rich then everybody
Our motifs turn unclear
Just destruction now
Missing all the course«
Line-up:
Tommy Rösch (guitar)
Ralf Nopper (drums)
Bastian Rose (vocals, keyboards)
Philipp Schönle (guitar)
Daniele Dei Giudici (bass)

Guest musician:
Ralf Scheepers (vocals - #11)
Tracklist
01:Come To Wither (1:39)
02:Great Collapse (5:46)
03:Bless The Buried Child (4:18)
04:Renewal (5:56)
05:This Is How We Die (4:33)
06:Curtain Call (9:17)
07:Silence (5:16)
08:Hollow (6:05)
09:Hope Shall Rise (5:49)
10:Reboot (5:27)
11:The Grand Design (7:11)
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