20:30 Uhr. Zu viert angereist, betraten wir erwartungsvoll Hein und Beas Scheune in Dänschendorf auf Fehmarn. Heute soll hier Vdelli aus Australien spielen.
Vdelli? Wie spricht man das eigentlich aus? Keiner kennt die Band, bis auf Clemens, der hat sie im Deutschlandfunk gehört und uns hierher geschleift.
Die Bühne in der eher karg eingerichteten Scheune fiel einem sofort ins Auge - zwar noch verlassen, aber schon bestückt mit dem Equipment der Band. Noch war nicht viel los und wir organisierten uns erstmal ein Bier und hielten nach den besten Sitzplätzen Ausschau. Kurze Smalltalks mit den bereits anwesenden Gästen und alten Bekannten brachten auch nicht viel Neues über die angekündigte Band.
Aber in der Regel kann man sich ja auf den Musikgeschmack der Veranstalter ( Fehmarn Festival Group e.V.) verlassen.
Neben der Bühne, in einer Nische der Scheune, entdeckte ich drei Typen, die vor einer weiß gekalkten Wand an einer Festzeltgarnitur saßen und sich locker unterhielten.
Einen ernst Dreinblickenden mit Rock'n' Roll-Frisur, der mit Trommelstöcken auf einem Bierdeckel rumhämmerte, einen etwas skurril Aussehenden (Typ Finanzbeamter) und einen jugendlich Wirkenden mit langen schwarzen Haaren, der uns lächelnd und freundlich zuwinkte.
Pünktlich um 9:00 Uhr betrat der Präsi JJ die Bühne und verkündet stolz: »The Fehmarn Festival Group proudly presents from Down Under - Vdelli.«
Ein roter und ein blauer Strahler wurden eingeschaltet und die drei Musiker gingen unter höflichem Beifall zielstrebig zu ihren Instrumenten und begrüßten kurz die Anwesenden.
Was nun passierte ist kaum zu beschreiben.
Es ging gleich in die Vollen - mit einer mitreißenden Funknummer und ohne den Umweg über den systematischen Ablauf der zu spielenden Stücke. Schon die ersten Takte, sowie die Art und Weise der Präsentation gingen direkt unter die Haut und verhießen einen tollen Abend.
Nicht nur wir verließen sofort unseren vermeintlich guten Sitzplatz und stürmten zur Bühne, das wollte man aus nächster Nähe erleben.
Eigene Songs wechselten sich mit Coverversionen ab, wobei aber auch die gecoverten ein völlig neues Gesicht hatten und durch den Vdelli-Stil viel intensiver und beeindruckender wirkten.
Gespielt wurden unter anderem Cream ("Crossroads"), Bob Dylans "All Along The Watchtower" (in der Hendrix-Version), Hendrix' "Voodoo Chile", "Hey Joe" ( Hendrix-Version), W. Dixons "Hoochie Coochie Man", und auch SR Vaughan fehlte
nicht. Sogar ein Lied aus der Feder von Billy Cobham war zu hören.
Schon nach den ersten Tracks war die Bühne umlagert und die Stimmung in der Scheune am Überschäumen. So habe ich es
hier noch nie erlebt. Kaum endender Beifall und Jubel und die Spielfreude der Band stieg ins Unermessliche. Kusshände wurden geworfen und Hände gereicht, um sich für das Gebotene zu bedanken.
Daraufhin Michael Vdelli: »I must thank you«
Die Gänsehaut hatte langsam vom ganzen Körper Besitz ergriffen und dieser zuckte und rockte unvermeidlich zur Musik. Der 'Biedermann' am Bass zeigte sein wahres Gesicht. Mit stets leichter Kniebeuge bearbeitete er sein Instrument nach allen Regeln der Kunst. Mal pulsierend treibend, dann wieder dezent und voller Gefühl. Sein ganzes Können wurde bei einem Solo deutlich, von dem man sich wünschte, es möge nie aufhören.
Warum der Drummer vor Konzertbeginn so konzentriert wirkte, erklärte sich jetzt: Absolut genaueste Koordination, fließende Bewegungen und blindes Verständnis mit dem Rest der Band. Ein filigraner Arbeiter, der alles gibt und alles kann. Auch sein Solo beeindruckt die Menge und wird mit euphorischem Jubel belohnt.
Michael Vdelli, Frontman und Namensgeber der Band bearbeitet seine Klampfe, wie es ihm und uns gefällt. Es sieht so spielerisch und einfach aus und man spürt, dass er selbst höchsten Genuss dabei hat. Ausgestattet mit einer kräftigen, beeindruckenden Bluesstimme gibt er alles und davon hat er jede Menge. Ein Indiz dafür ist seine vom Schweiß durchtränkte Hose am Ende der Show.
Auch nach drei Zugaben ließ man die Musiker nur schweren Herzens von der Bühne. Am Ende zerriss der Frontman die Gitarrensaiten und der Drummer bearbeitet die letzte verbliebene auf Michaels Gitarre. Ein zerbrochenes Bierglas (glaub das war sogar meins) diente als Slide und zu guter Letzt wurde der Klinkenstecker im Mund des Herrn Vdelli bearbeitet. Und auch das hörte sich noch gut an, kaum zu glauben. Was für ein sagenhafter Abgang.
Abgesehen von der musikalischen Qualität reißt die spürbare Begeisterung und Spielfreude der Band mit. Keine Allüren oder überflüssigen Gesten, einfach nur Lust am Spielen ist zu spüren. Und das kommt an. Es kamen sicher noch einige eilig über Handy angerufene Zuhörer dazu, denn am Ende war die Scheune doch recht gut gefüllt.
Dass die Musik nicht nur was für die älteren Semester ist, beweisen die vielen jungen Leute, die diesmal auch hier sind und ausgelassen dancen und abrocken.
Um annähernd an mein gewohntes Biersoll bei solchen Veranstaltungen zu kommen, musste ich schon auf die Pause zurückgreifen.
Während der Show war an Unterbrechung nicht zu denken.
Nach dem Konzert bauten die Bandmitglieder, unterstützt von einem Roadman, ihre Instrumente ab und mischten sich dann wie selbstverständlich unters Volk, das immer noch unter dem gewaltigen Eindruck dieses Ereignisses stand. Brav beantworteten sie alle Fragen, plauderten aus dem Leben und tranken mit uns ein Bierchen. Das ist wahre Musik zum Anfassen. Es war so ... geil !!!
Das alles machte diesen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Danke Clemens, dass Du uns hierher geschleift hast.
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