Seit dem ich Vdelli im April diesen Jahres live in Rheinberg gesehen habe, lässt mich die Band nicht mehr los. Im Auto rotiert die Live-CD seitdem ohne Unterlass. Und wenn mich erst mal das Fieber gepackt hat, versuche ich natürlich alles, um an die komplette Discografie der Band zu kommen. Leider gestaltet sich das bei Vdelli äußerst schwierig, da sie ihre Scheiben ausschließlich bei Konzerten oder über ihre Website vertreiben. Noch dazu sind fast alle Silberlinge der Australier ausverkauft. Lediglich "Live At The Indian Ocean Hotel", "Remastered Vol. 1" und die "Dog Hill Blues Sessions" sind noch zu haben. Sämtliche Versuche an die anderen Werke zu kommen scheiterten bisher, trotz täglicher Suche bei 'Ebay'. Aber ich gebe nicht auf.
Warum erzählt der Mike uns das alles, ist doch sein Kram. Richtig, aber jammer mir hinterher keiner rum, wenn auch diese drei letzten CDs ausverkauft sind, "warum hat mir denn keiner was gesagt".
Denn Vdelli gehört in jede Bluesrocksammlung und wenn ihr die Jungs einmal gehört habt, wisst Ihr warum.
Der Sound dieser Doppel-CD ist hervorragend und hält mit den gängigen Studioproduktionen absolut mit. Eingespielt wurden die Songs von Michael Vdelli - Guitar/Vocals, Ric Whittle - Drums und Greg Thompson - Bass. Letzterer hat die Band mittlerweile verlassen, für ihn kam später Tony Gibbs, der auch in Rheinberg dabei war.
Und nun zum Wesentlichen: der Musik! Diese besteht hauptsächlich aus Bluesrock mit funkigen Einschlägen, wobei der Rock oft deutlicher daherkommt als der Blues. Gerade mal sieben, der zwanzig Titel stammen aus der Feder von Vdelli. Der Rest wurde von Größen wie S.R. Vaughan, ZZ Top, Bob Dylan, Jimi Hendrix und anderen komponiert. Allerdings muss man sagen, das die Versionen von Vdelli absolut eigenständig wirken und mir teilweise weit besser gefallen als die Originale.
Da das komplette Konzert durchweg auf hohem Niveau gespielt wurde, fällt es recht schwer Highlights herauszupicken. Von den Eigenkompositionen würde ich als Anspieltipp "2 By 2" vorschlagen. Blues vom Allerfeinsten, mit einem sehr gefühlvollen Gitarrenspiel von Michael Vdelli, funkigen Gitarrenriffs und einer ausdruckstarken Stimme. Michael moduliert beim Solo die Töne seiner Gitarre mit der Stimme nach, was zu Szenenapplaus führte. Phantastisch! Übrigens gibt es Hörproben auf der Website der Band. Interessierte sollten da unbedingt mal reinschauen, zumal die HP nicht nur in englischer Sprache, sondern auch in deutsch verfasst ist. Da können sich dann auch so Leute wie ich, die der englischen Sprache nur mangelhaft mächtig sind, informieren.
Auf der Seite der Fremdkompositionen würde ich "I Feel Good" empfehlen. Diese Interpretation des James Brown-Klassikers hat mich total umgehauen. Außer dem Text, hat die Vdelli-Version mit dem Original fast nichts mehr gemeinsam. Diese funkigen Gitarrenriffs machen einfach nur Spaß. Die Drums von Ric Whittle grooven, dass es kein Halten für die Füße gibt; sie fangen an zu wippen, ob Du es nun willst oder nicht. Der Wah-Wah kreischt beim Solo und Michael moduliert wieder die Töne mit dem Mund dazu. Seine kraftvolle Stimme kommt hervorragend rüber. Das ist mit Abstand die beste Version, die ich bisher von dem Klassiker gehört habe. 6:13 Min. pure Energie!
"Man In The Mirror" stammt wieder aus der Feder der Band und ist auf CD 2 zu finden. Hier kommt die Stimme von Michael Vdelli hervorragend zum Ausdruck. Der Track ist im Midtempo angesiedelt und der Kategorie Rock zuzurechnen. Danach empfehle ich wieder ein Cover; "All Along The Watchtower" in einer Hendrix-Vdelli-Version mit Wah-Wah und einem phantastischem Solo.
Überhaupt ist die zweite CD deutlich rockiger ausgefallen. Hier gefällt mir besonders die harte Nummer "Aint Bringin' Me Down", bei der die Band es so richtig krachen lässt. Die Stimme erinnert teilweise an den Gesang von Bon Scott in den 70ern. Hardrock mit der Slideguitar gespielt. Die Soli reißen mich fast vom Hocker. Da brennt der Baum.
Zum Abschluss der CD gibt's noch den Hendrix-Kracher "Voodoo Chile" in einer 12:43 Min. Version. Auch dieser Song klingt typisch Vdelli. Abgerundet wurde das Stück mit einem tollen Drum-Solo. Die Soli treffen wieder voll ins Schwarze und die eingebauten Tempiwechsel sorgen für Abwechslung.
Fazit: Ein Live-Album wie ich es mir vorstelle. Abwechslungsreich mit ordentlich Power, guter Sound, keine Durchhänger und eine absolut super eingespielte Band die keinerlei Schwächen zeigt; genau so, wie die Konzerte von Vdelli sind.
Aber Vorsicht, bei sachgemäßem Gebrauch kann es zu Ärger mit den Nachbarn kommen!
Spielzeit: 49:35 (CD-1), 51:47 (CD-2), Medium: Do.CD, Eigenvertrieb, 2001
CD-1:
1:Same Ol' Blues 2:Waitin' For The Bus / Jesus Left Chicago 3:Just Kissed My Baby 4:2 By 2 5:Fire And Rain 6:Cold Shot 7:Hey Joe 8:Hot Muffins 9:I Feel Good 10:Couldn't Stand The Weather
CD-2:
1:Man In The Mirror 2:All Along The Watchtower 3:Could Be Good 4:Skitzoid 5:Addicted To Everything 6:Hochie Coochie Man 7:Going Down 8:Aint Bringin' Me Down 9:La Grange 10:Voodo Chile
Michael (Mike) Schröder, 23.05.2006
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