Velvetone / Lil' Bad Thing - Seven
Lil' Bad Thing / Seven Spielzeit: 2:29 (A), 2:48 (B)
Medium: Vinyl-Single (weiß)
Label: Crosscut Records, 2007
Stil: Roots Rock

Review vom 25.11.2007


Ulli Heiser
Sappralot, eher trinkt unser fränkischer Bierguru Norbert freiwillig Helles, als dass Rezimuster mit Rillen in den Redakteurshaushalt flattern. Und weißes Vinyl schon gleich gar nicht, da kauft HiFi-Guru Olli wohl eher eine Kaufhausanlage ... .
Ein Blick auf das Line-up lässt die über Musik schreibende Zunft erst mal zusammenzucken, ist mit Tammo Lüers doch ein Bekannter aus der Promotor-Riege an Gitarren und Lap Steel aufgeführt. Das soll uns aber nicht hindern, gewohnt souverän und subjektiv über die Musik zu berichten.
Was schreibt der Rolling Stone über Velvetone? »Deutschlands derzeit beste Band, facettenreicher und fulminanter wird die Farbpalette des Roots Rock auch in den Staaten nicht mehr zum Einsatz gebracht.«
Wow, da kann ich nicht mithalten, denn ich kenne nicht alle deutschen Bands dieser Gattung und das Komplettangebot aus den Staaten schon gleich gar nicht. Also nutze ich die Gelegenheit, gehe ins warme Wohnzimmer, wo bereits Kaffee und Pfeffernüsse duften, schaue im Vorbeigehen auf die verschneiten Bäume und beginne mit der Zeremonie, die da wäre:
Sourceschalter auf Phono/MC (ich spüre fast, wie die Kontakte den Staub dieser Schalterstellung beiseite fegen), Tonarm des Thorens entriegeln, Diamant mit dem Bürstchen zur Sicherheit streicheln, den Single Puck auflegen, die Platte mit dem Puck verheiraten, den Tonarm langsam über der Anfangsrille platzieren und sachte absenken.
Seite A, bzw. "Lil' Bad Thing" ist eine Rockabilly-Nummer, bei der allerdings die Elvis-Tolle dem Stetson gewichen ist. Das Stück versprüht eine gehörige Portion Desertstaub und lebt von Tammos Gitarrenarbeit. "Seven" staubt noch mehr, ist ruhiger und man sieht fast die Tumbleweeds unterm Wohnzimmertisch vorbeirollen. Schön dreckig kommt die Gitarre und Rays Stimme pendelt sich irgendwo zwischen Russ Tolman und Calvin Russell ein.
Kommenden Januar wird der neue Longlpayer "Yip-Yip!" erscheinen und ich bin gespannt darauf. Wenn der Focus Richtung Roots geht und der (hier) schwache Rockabilly-Anteil nicht stärker wird, dann gibt das ein klasse Album. Bis es soweit ist, kann man sich die Single zulegen. Entweder in schwarz, oder gleich die auf 250 Stück limitierte weiße Version.
Ungewohnt war die körperliche Aktion, um die Platte umzudrehen. In mir keimt der Verdacht, dass die immer dickeren Kinder und Jugendlichen womöglich nicht Opfer der schlechten Essgewohnheiten, sprich Fast-Food, sind, sondern die Leibesfülle auf die Bequemlichkeit des Hörens digitaler Tonträger zurückzuführen ist. Ständige Bewegung, die wir Altvorderen in jungen Jahren automatisch beim Plattenabspielen hatten, wäre vielleicht ein probates Mittel zu mehr Körperklasse statt -masse. Uns Alten hilft es freilich nicht mehr, denn obwohl es in der Redaktion einige Hobbyköche gibt, die, von Notfällen abgesehen, doch eher dem Slow-Food zugetan sind, zeigen die Lieblingsgetränke dieser Leute, dass man auch mit vernünftiger, fester Nahrung etwas aus dem Leim gehen kann.
Zurück zur Musik: Velvetone machen angenehme und stimmige Musik. Zumindest was die beiden mir vorliegenden Songs angeht. Wenn das neue Album dort anknüpft, wird das eine feine (Slow-Food)-Platte. Vielleicht sogar auf Vinyl?

Jetzt ärgere ich mich doch ein wenig, weil ich die Jungs ja bereits live gesehen habe, bzw. sie hätte live (intensiver) sehen und hören können. Bei unserem Redaktionstreffen im Soundcheck in Ilten nämlich. Aber dort gehörte ich dem Teil unserer Mannschaft an, der dem Bierfass nahe sein wollte, weil man da so schön quatschen konnte. Nun ja, Redaktionstreffen wird es auch in Zukunft geben und wer weiß ... ? Vielleicht spielen Velvetone dann zufällig auch wieder auf.
Line-up:
Ray Devaryo (vocals)
Tammo Lüers (guitar, baritone guitar, lap steel guitar)
Andy Merck (upright bass, six-string bass)
Steff Ulrich (drums & percussion)

Special Guest:
Edwin Hattinger (dark grand piano on "Seven")
Tracklist
A:Lil' Bad Thing
B:Seven
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