"Press Button Start Show" ... aber gerne doch. VENcE, die niederländische Folk-Band ist mit einem neuen Album am Start. Vorbeugend muss geschrieben werden, dass es sich nicht um ein Live-Album handelt, wie der Titel vielleicht vermuten lässt. VENcE waren in den Lobbes Studios, Opende und abermals hatte man, wie bei der EP The Beggar's Butler als Gäste den Saxofonisten Dirk-jan Heinstra sowie Obed Brinkman (Posaune) mit an Bord. Esther de Boer spielt Klarinette.
Nun legt das Quintett den Longplayer "Press Button Start Show" vor und bereits beim ersten Hören stellte er sich mit einem äußerst positiven Eindruck dar. Durch jede weitere Wiederholung entwickelt sich die Platte zu einer herrlichen Fundgrube an wunderschönen Details. Dieses Album dürfte auch den Knopf für internationale Erfolge in unmittelbare Reichweite der Band bringen.
Alle Songs verfügen über eine tiefe Intensität. Deutlich spürbar ist, dass der Fünfer die Musik zu allen Tracks gemeinsam komponiert hat. Jos de Fries schrieb die Texte. Die einzelnen Nummern sind von großem Selbstbewusstsein geprägt und wenn im weitesten Sinn Folk so gespielt wird, wie es VENcE macht, dann gibt es daran nichts auszusetzen. Mit den beiden Streichinstrumenten Cello sowie Violine bringt man sehr viel Flair in die Arrangements und darüber hinaus sorgt Laura Iwema an den Tasten von Akkordeon beziehungsweise Piano für das besondere Etwas.
Die Kompositionen pendeln zwischen rockigen und introspektiven Elementen. Der VENcE-Folk verfügt hier und da über einen feinen Anteil an Gypsy und über die harmonischen Vocals braucht man fast nichts zu schreiben. Die passen perfekt ins musikalische Umfeld und de Fries vertritt das, worüber er schreibt, mit viel Emotionalität. Außerdem schwanken die Nummern zwischen Leichtigkeit und Dramatik.
VENcE vermag aber auch eine gewisse Vehemenz in den Songs unterzubringen und das trägt ebenfalls nur zum Gefallen des Albums bei. Die Saiteninstrumente können richtig bissig und im nächsten Moment wie der zarte Schmelz einer guten Schokolade klingen. Ein sonst von einer E-Gitarre gewohntes Stakkato beherrschen Sebastiaan Wiering sowie Mariken Hoving auch.
"Press Button Start Show" beinhaltet so viel Song-Perlen, so dass man gar nicht auf den Gedanken kommt, die Stopp-Taste zu bedienen. Der Fünfer hat die Tracks bis auf den Punkt ausgearbeitet. Auch Jos de Fries kann mit seinen Stimmbändern ungemein beeindruckende Stimmungen abliefern. Ganz persönlich legt die Gruppe mit vorliegendem Album die Messlatte für zukünftige Produktionen ganz schön hoch. Aber bei dem gezeigten Potenzial bin ich mir sicher, dass VENcE ganz beruhigt in die Zukunft schauen kann.
Die Musik ist sowohl für die Kneipe wie auch große Bühnen geeignet und nicht nur einmal serviert man Folk mit Fußwippen-Effekt. Sehr effektiv ist "@ The Devil Inn". Was hier im Instrumenten-Verbund gespielt wird, ist aller Ehren wert. Ganz zum Schluss gibt es noch ein Schmankerl der besonderen Art. "Salty Fingers" hat von Beginn an eine ganz andere Atmosphäre. Jos de Fries begleitet seinen Gesang nur mit der akustischen Gitarre und neben den Stimmen der anderen Bandmitglieder hört man das Publikum singen. Ja, tatsächlich wird die CD mit einem Live-Track abgerundet. Der ist zwar nicht einmal zwei Minuten lang, zählt aber mit zu den Hinhörern.
Anspieltipps lösen sich in Wohlgefallen auf. "Press Button Start Show" ist in Gänze zu genießen. Diese Gruppe hat das magische Etwas, über das viele, viele andere Bands nicht verfügen, oder erst nach einem verdammt langen Weg erreichen. Mag sein, dass ein Ansatzpunkt für die tollen Kompositionen die unterschiedlichen musikalischen Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder sind (siehe Rezension zu "The Beggar's Butler"). Eines steht allerdings fest: Mit dieser Platte dürfte VENcE alle möglichen Tore für eine weiterhin erfolgreiche Karriere geöffnet haben.
Line-up:
Jos de Fries (guitar, lead vocals)
Mariken Hoving (violin, vocals)
Sebastiaan Wiering (cello, vocals)
Laura Iwema (accordion, piano)
Lielian Tan (drums, vocals)
Guest Musicians:
Dirk-jan Heinstra (saxophone)
Obed Brinkman (trombone)
Esther de Boer (clarinet)
Tracklist |
01:Layer By Layer (3:46)
02:Mullholland Drive (4:21)
03:The Ambulance (2:49)
04:Perverted Playground (2:55)
05:The Ants (3:04)
06:The Gravity Of Soul (3:57)
07:Gypsymamapokogirl (4:36)
08:@ The Devil Inn (3:33)
09:On The Count Of Nine (4:00)
10:19-Six (3:53)
11:Kathleen (3:05)
12:Not Today (3:19)
13:Salty Fingers (1:18)
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