Venom / Hell
Hell Spielzeit: 55:27
Medium: CD
Label: Sanctuary Records/Noise Records, 2008
Stil: Black Metal/NWOBHM

Review vom 13.07.2008


Stefan Gebauer
Zwei Jahre sind vergangen, seit die drei Lieblingssöhne des Leibhaftigen mit Metal Black ihr lautstarkes Comeback feierten. Ganz ereignislos sind diese zwei Jahre nicht ins Land gezogen. Zuerst wurde die Band durch einen Kletterunfall ihres Masterminds Cronos auf Eis gelegt und dann nahm zu allem Überfluss auch noch Gitarrist Mike Hickey aka Mykvs seinen Hut, um sich in Zukunft mehr seinen Tätigkeiten als Gitarrenlehrer und Produzent zu widmen.
Aber Venom wären nicht Venom, wenn sie sich von solch widrigen Umständen aus der Bahn werfen ließen. Mit einem neuen Mann an der Axt, der auf den schönen Namen La Rage hört und dessen räudige Soli für meinen Geschmack viel besser zu Venom passen, als die seines Vorgängers, ging es nach Cronos' Genesung frisch ans Werk um den "Metal Black"-Nachfolger einzuhämmern. Der erneute Line-up-Wechsel hat sich glücklicherweise nicht auf den Venom-Sound ausgewirkt. Die drei Satansbraten aus Newcastle knüpfen auf dem sinnigerweise schlicht "Hell" betitelten Werk nahtlos dort an, wo sie auf dem Vorgänger aufgehört haben.
Allerdings vermisse ich auf der neuen Scheibe den einen oder anderen richtig schnellen Nackenbrecher im Stile alter Gassenhauer wie "Witching Hour" oder "Bloodlust". Ok, bei "USA For Satan" kreist schon anständig der Hammer, aber noch ein bis zwei Songs mehr dieser Art hätten sicher nicht geschadet. Trotzdem weiß das restliche Material durchaus zu überzeugen. Stücke wie der Opener "Straight To Hell", das düstere "Hand Of God" oder "Stab U In The Back" verfügen über die enorme Durchschlagskraft, die ein richtiges Venom-Album benötigt und knallen gewaltig. Es fällt aber auf, dass diesmal das Songwriting insgesamt sehr traditionell ausgerichtet wurde, das heißt, dass besonders ein Großteil der Gitarrenriffs wieder einen gewissen NWOBHM-Touch besitzt, natürlich nur wesentlich brutaler, druckvoller und nicht zuletzt aufgrund Cronos' unverwechselbaren Organs dreckiger, wie es sich für die Erfinder des Black Metal gehört.
Man muss aber auch sagen, dass mittlerweile ein wenig der chaotische Charme der alten Tage verloren gegangen ist, der das Höllentrio einst so berühmt und berüchtigt machte und Musikjournalisten und Mainstreamhörern Albträume bescherte. Trotzdem ziehe ich Venom noch immer ihren lächerlichen, schwarz weiß geschminkten Nachahmern vor, denen zwei wichtige Eigenschaften fehlen, die die drei Briten zweifelsfrei besitzen: Rock'n'Roll-Feeling und schwarzer Humor.
Im Großen und Ganzen ist "Hell" ein absolut starkes und hörenswertes Album geworden, das im Vergleich zu den frühen Scheiben vielleicht ein klein wenig 'zahmer' klingt, aber trotzdem jedes Mitglied der 'Venoms Legions' restlos begeistern sollte.
Fucking Hell, Yeah!
Line-up:
Cronos (vocals, bass)
La Rage (guitars)
Antton (drums)
Tracklist
01:Straight To Hell
02:The Power & The Glory
03:Hand Of God
04:Fall From Grace
05:Hell
06:Evil Perfection
07:Stab U In The Back
08:Armageddon
09:Kill The Music
10:Evilution Devilution
11:Blood Sky
12:USA For Satan
13:Dirge/Awakening
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