Auch aus Europas Stiefel kommen in den letzten Monaten bzw. Jahren immer mehr aufstrebende, junge Bands aus dem Rock-, Punk-, Heavy- und psychedelischen Bereich zu uns herübergeschwappt. Ein Zeichen für die intakte Untergrund-Szene Italiens, die sich mehr und mehr in den Vordergrund zu drängen scheint. Als wenige Beispiele seien hier nur mal Gorilla, Mac Blagick, Electric 69 oder auch The Leeches genannt. Und nach der 4-Track-EP "The Ghost" aus dem Jahr 2006 legt nun auch das Quartett Veracrash sein vollwertiges Debüt-Album vor.
Veracrash wurden gegen Ende 2002 in Mailand gegründet und haben seither nur einen einzigen Besetzungswechsel (im Jahr 2007 übernahm Mattia Mancuso den Bass von Federico Albanese) vorzuweisen. Außer der bereits erwähnten EP war man ansonsten verstärkt auf den europäischen Bühnen unterwegs, wobei gemeinsame Italien-Tourneen mit den Schweden Truckfighters oder auch Brant Bjork And The Bros (USA) die Höhepunkte darstellten. Gut eingespielt zog man sich dann im Juli 2008 in die Mailänder Morbid Sound Studios zurück, um die nun vorliegenden neun Songs einzuspielen.
Und was die Südländer zu bieten haben, ist eine Mischung aus Psychedelic und hartem Rock, aber auch alternative Sounds sowie Hawkwind-iges ist vertreten. Eine Nummer wie zum Beispiel "Jeeza" kommt höllisch treibend und besticht neben der fetten Rhythmus-Maschinerie durch den geisterhaften Gesang und die atmosphärischen Gitarren, inklusive Feedback-Einlagen. Der ca. fünfeinhalb Minuten dauernde Track driftet in der zweiten Hälfte dann gar in einen coolen Jam ab. Das hat schon was, irgendwie wird da ein ganz eigenes Flair kreiert, in dem sich die Band offensichtlich sehr wohl fühlt.
Der Ton, dass man es hier nicht mit einem stinknormalen Rock-Album zu tun hat, wird bereits mit dem Opener "Spoon" gesetzt, einer eher psychedelischen Keyboard-Einlage, bei der es mächtig wabert und gar ein bisschen spacig wird, bis die ersten harten Gitarren-Akkorde von "Miseducation" diese etwa 100 Sekunden dauernde, abgefahrene Einleitung abrupt beenden. Während auch der Nachfolger "Beyond The Grave" kräftig geradeaus rockt, fange ich an, mir Sorgen um den Gesang zu machen. Die Vocals sind nämlich erschreckend weit in den Hintergrund gemischt worden, was auf mich zunächst eher etwas nervend wirkt.
"Perceptive Tollage" ist nur ein kurzes instrumentales Zwischenspiel, das dann fast übergangslos in "Broken Teeth, Golden Mouth" übergeht. Auch hier wird die bereits zuvor eingesetzte, zugegebenermaßen sehr dichte, Atmosphäre beibehalten. Schwere und treibende Gitarren bestimmen das Bild. Huch, bei "Russian Roulette" sind plötzlich weibliche, durchaus gelungene Lead Vocals angesagt? Von wegen!! Johann Merrich heißt der Mann, der uns hier granatenmäßig in die Irre geführt hat. Eine dicke Überraschung und dazu eines der Highlights auf "11:11".
Sieht so aus, als hätten sich Veracrash das Beste für den Schluss aufgehoben. "Snakes For Breakfast" ist ein sehr starkes, rockiges Instrumental, das viel gradliniger als seine Vorgänger ist und auf die psychedelischen Effekte fast gänzlich verzichtet. Vielmehr tritt hier im zweiten Abschnitt ein Gitarren-Solo zum Zerschmelzen auf den Plan. Und am Ende, selbst wenn man anfangs noch nicht so angetan war, hört man sich die Scheibe dann doch noch mal an. Und dann noch mal. Und dann…
Wobei wir beim Fazit angekommen wären: Veracrash werden einen beim ersten Hördurchlauf nicht unbedingt in Begeisterungsstürme ausbrechen lassen, aber je länger die Scheibe läuft, desto mehr wickelt sie den Zuhörer ein, versprüht ihre ganze Mystik und macht Lust auf mehr. Und dass der Gesang so weit hinten im Mix versteckt ist, war keinesfalls das Versagen des zuständigen Mischers, sondern vielmehr volle Absicht, die zweifellos Wirkung zeigt. Wer auf Psychedelic, hart rockende Gitarren und eine dichte, zeitweise drückende Atmosphäre steht, der ist bei Veracrash genau an der richtigen Adresse.
Line-up:
Marco De Salvo (guitars)
Francesco Menghi (vocals, guitars)
Mattia Mancuso (bass)
Federico Corbetta (drums)
Guest:
Johann Merrich (keyboards - #1, lead vocals - #8)
Tracklist |
01:Spoon
02:Miseducation
03:Beyond The Grave
04:Jeeza
05:Santa Sangre
06:Perceptive Tollage
07:Broken Teeth, Golden Mouth
08:Russian Roulette
09:Snakes For Breakfast
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