Vestal Claret? Eine Vestalin war eine jungfräuliche Priesterin der römischen Göttin Vesta. Claret bedeutet Rotwein bzw. weinrot, hier wohl eher blutrot. Wenn man die Opfersteine auf dem Cover von "The Cult Of Vestal Claret" sieht, überkommt einen schon eine gewisse Ahnung, was in diesem Kult getrieben werden könnte… mit Jungfrauen...
Der Name der Single, "Virgin Blood" von 2011, bestätigt dies.
Vestal Claret gibt es jedoch schon seit 2005. Nach zwei Demos beteiligten sie sich an einer Split-Single mit
Atlantean Kodex. 2011 erschien das Debüt "Bloodbath", zunächst als LP mit Gastmusikern und später (2013) als 'band version' (also ohne Gäste) als CD.
2014 folgt nun "The Cult Of Vestal Claret", die ich als CD von Cruz Del Sur vorliegen habe. Die LP soll eine andere Trackliste haben.
Die beiden Herren kommen uns darauf textlich recht okkult, musikalisch irgendwo zwischen (leicht kauzigem) Heavy Metal und Doom.
Ja, die Band besteht nur aus zwei festen Mitgliedern: Sänger
Philip Swanson und
Simon Tuzzoli, der u. a. Bass und Gitarre spielt. Wobei ihnen meistens
Michael Petrucci als Schlagzeuger zur Seite steht, er ist hier jedoch lediglich als Sessionmusiker gelistet.
Und? Klingelt es schon bei jemandem bei dem Namen
Philip Swanson? Ja, genau,
Seamount,
Hour Of 13 und noch einige weitere Namen… ach ja, bei
Atlantean Kodex war er auch mal… 2007 auf einer Split-Single…mit
Vestal Claret… Okay, manche haben bestimmt bereits aufgehört zu lesen und sind am Zuschlagen...
Für alle, die noch anwesend sind: Natürlich wird "The Cult Of Vestal Claret" von
Phils Stimme beherrscht, die einen leichten Hang zum Quäkenden bzw. Nasalen hat, aber zum Glück nicht sehr wie eine
Ozzy-Imitation wirkt (wie man befürchten könnte), sondern etwas Eigenes hat. Das kann man mögen oder auch nicht. Wenn letzteres zutrifft, hat man ein kleines Problem:
Phil ist ziemlich häufig zu hören, manches ist vielleicht sogar schon ein wenig zu gesangslastig ausgefallen.
Denn Multiinstrumentalist
Simon kann durchaus auch etwas, seien es
Tony Iommi-artige Riffs, vereinzelte Orgel-Einlagen und das Bassspiel, das in Kombination mit dem Schlagzeug recht 'trocken' daher kommt.
Das Ganze weist zwar immer wieder Parallelen zu
Black Sabbath auf, reduziert die Vorbilder jedoch nicht auf deren doomige Seite, und nutzt zwar die Einflüsse, jedoch ohne eine Kopie zu sein, kann sich dennoch eine Coverversion von "Who Are You?" nicht verkneifen. Das haben allerdings
Goatsnake irgendwie faszinierender gebracht…
"The Cult Of Vestal Claret" unterlegt okkulte Riten mit einer Mixtur aus (traditionellem) Heavy Metal, Doom Metal und 70er Rock - mal eher riffig ("The Great Goat God"), mal eher ruhig ("The Demon And The Deceiver"). Manche Songs gehen ins Ohr (z. B. der Opener "Never Say No Again"), manche weniger. Herzstück und Höhepunkt der Scheibe ist das 16-minütige, aus mehreren Teilen bestehende "Black Priest." Hier beweisen Vestal Claret, dass sie richtig episch sein können und ein so langes Stück mit wechselnder Atmosphäre gestalten. Und die Gitarre darf sich auch mal austoben…
Fazit? Die Priester jungfräulichen Blutes werden manche komplett in ihren Bann ziehen, von anderen eher belächelt werden. Auf jeden Fall haben sie sich schon irgendwie eine kleine (ok)kultige Nische geschaffen, die man reizvoll finden kann.
Mit dieser Veröffentlichung sollte ein gewisser Popularitätsschub gelingen. Für einen weiteren würde ein Auftritt auf einem Festival wie dem
Hammer Of Doom sorgen, wohin
Vestal Claret so wie gut wie die Jungfrau auf den Opferstein passen würden (kleiner Wink…).