The Villains / Slow Train
Slow Train Spielzeit: 55:36
Medium: CD
Label: esox music, 2009
Stil: Acoustic Rock

Review vom 26.02.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Händewaschen ist vorher und natürlich besonders nachher Pflicht.
Bei dem neuen Album der Villains, klasse Band-Name übrigens, der so gar nicht zur Musik passt, ist das Reinigen der Hände vorher angesagt.
Alleine schon das wunderschöne Cover-Foto des Digipacks verdient keine sichtbaren Fingerabdrücke und das 10-seitige Booklet erst recht nicht. Ohne einen Ton der aktuellen Platte "Slow Train" gehört zu haben, bringt die Chemnitzer Band schon Fantasie ins Spiel, denn sie geben dem Heftchen, oder sollte man besser 'ihrem' schrieben, einen Namen, der auch noch Sinn macht und zum Titel der dreizehn Waggons, ähm Songs passt: "Fahrplan" heißt es, ist herrlich gestaltet und man kann alle Texte nachlesen.
Darüber hinaus gibt es noch stimmungsvolle Impressionen in Form von schwarz-weiß oder farbigen Bildern.
"Slow Train" zeigt schon rein äußerlich Wirkung, gib eine gewisse Richtung vor.
So ein auf dem Cover abgebildeter Zug fährt nicht in unseren Breitengraden. Das scheint ein amerikanisches Monster zu sein und es entfernt sich vom Betrachter.
Nein, nein, keine Sorge, keine Bild-Interpretaion, allerdings passt diese Sichtweise so schön als Kontrast zur Musik, mit der uns The Villains auf verspielte Art, Stück für Stück mit in ihr Boot holen, nein ihren Zug steigen lassen.
The Villains stehen für Leidenschaft, Stimmung und akustische Musik. Nicht einen Ton aus der elektrischen Gitarre wird man auf ihrem zweiten Album hören.
The Villains stehen für tolle Geschichten voller Emotionen in vertonter Vielfalt.
The Villians sind vier Musiker, die eine hinreißend gute Einheit bilden.
Jemanden hier besonders hervor zu heben, heißt automatisch einen der anderen Bandmitglieder in den Hintergrund zu stellen. Das Konzept, nur mit akustischen Instrumenten an den Start zu gehen, verpasst dem gesamten Album ein besonderes Flair.
Schmeichelnde Balladen geben sich mit treibenden Songs in Rock-Auslage die Klinke in die Hand. Dreizehn Perlen in umwerfender Dramatik erreichen den Hörer.
The Villians singen deutsche sowie englische Texte und auch das funktioniert perfekt.
Die drei Gäste, unter anderem Subway To Sallys Eric Fish, auf dessen Label "Slow Train" erschienen ist, passen perfekt ins Konzept.
Die Unterschiedlichkeit der beiden Stimmen ist schon klasse und diese Piano-Läufe geben allen Nummern etwas Besonderes, manchmal Melankolisches. Die Lieder strahlen Licht sowie Schatten aus, je nach Gusto beziehungweise Atmosphäre oder Aussage.
Das Album klickt auf Anhieb im Kopf. Seine Feinheiten bekommt man dann durch mehrmaliges Hören heraus.
Gutes für die Lauscher setzt sich im Kopf fest.
Maria Streiter war für zwei Tracks im Studio.
Mit ihrem Akkordeon bringt sie gerade "The Boatman Dance" zum Swingen und im Zwischenspiel driftet der Track sanft in ein Chanson-Umfeld.
Und ganz ohne Ausnahmen kommt die Platte doch nicht aus… in "Wir kannten uns lange" greift Hecht in die Keyboard-Tasten. Eine der tollen Balladen auf dem Album.
Wenn René Szatmari in einigen Songs ausschließlich mit Handtrommeln den Rhythmus angibt, hat das schon wieder etwas Spezielles.
Jedes Stück für sich hat eine eigene Charakteristik und alle Songs zusammen ergeben ein Villains-typisches Gesamtbild.
Sich als Rosinen-Picker zu betätigen, wäre genauso unfair, wie einen aus dem Quartett in Rampenlicht zu stellen.
Die CD in den Player-Schacht geben und dem RockTimes-Motto folgen…
Ein gutes Zeichen: Jetzt hat mein "Slow Train"-Exemplar doch Fingerabdrücke und nicht zu wenige.
Line-up:
Jan Hößler (Gitarre, Gesang)
Gerit Hecht (piano)
Sandro Herdt (bass)
René Szatmari (Schlagzeug, Percussion)

mit:
Eric Fish (Gitarre, Gesang - #5,11)
Maria Streiter (Akkordeon - #1,11)
Rainer Michalek (Gesang - #13)
Tracklist
01:Slow Train (4:43)
02:Fliegen gehen (4:49)
03:Home (4:18)
04:No Way (3:51)
05:Wieso sitzen sie da (4:53)
06:After The Ball (3:47)
07:Zu weit (4:47)
08:Aufgaben (4:14)
09:Edin (4:38)
10:Overload (4:37)
11:The Boatman Dance (3:35)
12:Wir kannten uns lange (3:59)
13:What Is It Worth (3:54)
Externe Links: