Virgil & The Accelerators / The Radium
The Radium Spielzeit: 49:52
Medium: CD
Label: Mystic Records, 2011
Stil: Blues Rock

Review vom 30.10.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Virgil & The Accelerators sind ein Trio aus England und der Bassist Jack Timmis ist mit einundzwanzig Jahren der älteste Musiker in der Combo. Virgil McMahon zählt gerade mal achtzehn Lenze und sein Bruder Gabriel, seines Zeichens der Schlagzeuger des Dreiers, ist ein Jahr jünger.
Man hat sich mit Haut und Haaren dem Blues Rock verschrieben. Bei den Interessen von Vater McMahon irgendwie jetzt auch kein Wunder, denn schon als kleiner Junge hat er seinem Erzeuger beim Aufbau des Equipments für das jeden Freitag in der Radium Beer Hall stattfindende Blues-Konzert geholfen. Diese Bar befindet sich im südafrikanischen Johannesburg. Virgil war ein Nimmersatt und verbrachte den größten Teil seiner Freizeit damit, seinen Vorbildern
Stevie Ray Vaughan, Jimi Hendrix sowie ZZ Top nachzueifern.
Als Virgil zwölf Jahre alt war, wurde er zu einer Jam-Session mit Otis Grand eingeladen und bekam für seine Gitarrenkünste Standing Ovations. Zunächst waren lokale Gigs und Festivals in der Umgebung sein Metier und schließlich gründete Virgil zusammen mit seinem Bruder sowie Timmis das Trio. Dann ging alles relativ flott. 2009 hatten Virgil & The Accelerators einen Auftritt im Londoner Prestige-Club The Anchor. Dadurch kam man in Kontakt mit der Agentur, bei der unter anderem Oli Brown vertreten ist und zusammen mit Joanne Shaw Taylor sowie Brown konnte die junge Band touren. 2010 kam der Gitarrist in die engere Wahl für den British Blues Award und schließlich spielte Virgil & The Accelerators als Support für Black Country Communion.
Nun bringt das Trio "The Radium" auf den Markt. Das erste Album der Jungs enthält nicht eine Fremdkomposition. Man wählt beim Opener einen geradezu bedächtigen Beginn. Nur Virgil ist auf der Dobro zu hören. Damit hat die Gruppe schon für einen kleinen Überraschungsmoment gesorgt. Im Verlauf des ersten Tracks hämmert man nicht gleich den Amboss des Blues Rocks platt. Aber dann dreht man auf. Quasi lassen sich Gabriel und Jack von Virgils immer intensiver werdenden Gitarrensoli anstecken.
Bei "Backstabber" ist Timmis an den Keyboards dabei und man stellt bereits nach den ersten paar Tracks fest, dass dieser Virgil über eine energische Stimme verfügt. Mit den zwölf Nummern schüttet man ein wahres Füllhorn an Riffs über dem Hörer aus. "88" ist ein sehr gut arrangiertes Stück mit abermals ruhigem Beginn und dann setzt man auf einen Tick mehr groovende Dynamik. Ja, gemessen am Alter des Dreiers steckt hier schon sehr viel Eigenständigkeit drin, auch wenn seine oben genannten Vorbilder mit leichter Würze durchschimmern. Bei der Black Country Commuion ist natürlich Joe Bonamassa gemeint.
"The Radium" stellt sich als ein sehr überzeugender Start für eine noch so junge Band dar. Bei einem Effektgerät wie dem Wah Wah-Pedal kann Virgil auch noch bestens Gas geben und irgendwie hat man in den Songs stets so etwas wie den Überraschungsmoment eingebaut. "The Storm" ist die psychedelische Vertretung auf dem Album und bei diesem relativ kurzen Track verzichtet man gänzlich auf den Gesang.
Konzentriert man sich nicht nur auf Virgil, dann muss festgestellt werden, dass Bruder Gabriel akzentuiert trommelt und gerne die Becken klingen lässt. Timmis kann auf seinem Tieftöner gut pumpen und zupft oft in tollen, melodischen Variationen.
"Low Down And Dirty" hat man nicht nur einen schön-entspannten Mittelteil gegönnt, sondern auch noch einen herrlichen Mitsing-Refrain verpasst. Mit etwas Southern-Flair macht das Trio dann am Ende des Stücks einen Abstecher in die Siebzigerjahre. "Bad Girl" ist abermals voll von Gitarren-Aktionen und sehr gradlinig.
"Cold Hearted Woman" rockt à la ZZ Top. Fast am Ende der CD angekommen, kann man es nicht anders ausdrücken: Virgil spielt wie der Teufel, auch wenn er (noch) kein Blues-Michelangelo ist. Es gibt viele klasse Stücke auf der Scheibe, aber wenn es zum Slow Blues kommt, trennt sich bekanntlich die Spreu vom Weizen. "Silver Giver" ist die Ballade und gleichzeitig dann das Highlight des Albums. Hier finden sich Phrasierungen und Feelings, bei denen man diesem Gitarristen Respekt zollen muss.
"The Radium" ist eine tolle Platte, die große Beachtung verdient, aber kein perfektes Album, das einem die Socken komplett auszieht. Virgil & The Accelerators verfügen über verdammt viel Potenzial. Bei der jetzt schon vorhandenen Klasse und den bereits erfolgreich absolvierten Konzerten gilt der Band zukünftig hohe Aufmerksamkeit.
Line-up:
Virgil McMahon (guitar, vocals)
Jack Timmis (bass, keyboards, backing vocals)
Gabriel McMahon (drums, backing vocals)
Tracklist
01:Working Man (6:33)
02:Refuse The Believe (3:21)
03:Backstabber (2:59)
04:88 (3:50)
05:Racing With Life (3:55)
06:The Storm (2:39)
07:Low Down And Dirty (6:14)
08:Bad Girl (2:52)
09:Fell To The Floor (4:35)
10:Cold Hearted Woman (3:37)
11:Silver Giver (8:49)
(all songs written and performed by V. McMahon, J. Timmis, G. McMahon)
Externe Links: