Seit 1998 gibt es Viva Voce. Das Ehepaar Anita und Kevin Robinson sind Viva Voce. Im Laufe der Zeit hat man einige Platten veröffentlicht. "The Future Will Destroy You" ist das ihr fünftes Album und das Debüt auf Vanguard Records. Was immer das Paar vorher an Musik gemacht, bleibt es mit vorliegendem Album ziemlich undefinierbar. Indie Rock? Ja, aber es fehlt das typische Gitarren-Geschrammel. Psychedelic? Ja, aber da gibt es zu viele melodisch gesungene Refrains. Rock pur? Geht gar nicht. Vielleicht macht es die Mischung aus allem. Ja, das käme der Musik auf "The Future Will Destroy You" wohl am Nächsten.
Das mittlerweile in Portland, Oregon beheimatete Paar hatte mir den ersten auditiven Kontakt mit der Scheibe so schwer gemacht, dass ich sie wieder aus dem Player entfernt habe. Jetzt, nach so zirka drei Versuchen hat es gefunkt. Fast unerklärlich, aber plötzlich sind all die dunklen Wolken des Zweifelns einer Hörfreude gewichen.
Mag sein, dass es am zweiten Track "Analog Woodland Song" gelegen hat, denn hier klingt die Gitarre wie bei den Post-Punkern Joy Divison. Analog klingt auch alles, was die zehn Nummern zu bieten haben und das ist einiges. "The Wondering Soul" ist ein Lied, dass die Pixies wohl nie geschrieben haben. Aus einem sinnlichen Beginn mit Akustischer entwickelt sich ein Rocker, der mit aufgeladenen E-Gitarren richtig rau daher kommt. Die solierten Klänge des Sechsaiters haben dann hymnenhaften Charakter und plötzlich fällt alles für einen recht langen balladesken Teil in sich zusammen. Dann wird es wieder laut und bis zum Ende hin furios. Abrupt wird der Saft abgedreht.
Ach, weil es im gerade genannten Song ruhigere Phasen gibt, sollte doch gleich "No Ship Coming In" Erwähnung finden. Eine solch astronomische Ballade ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Galaktische Keyboards befinden sich gemeinsam mit einer akustischen Gitarre in der imaginären Raumkapsel und dann kommt oben drauf der sphärisch-effektvolle Gesang der Eheleute. So einen Track darf man auf keinen Fall verpasst haben. Das Lied gehört zu den Filetstücken auf der Scheibe. Der eingeflochtene Teil mit der erdigen E-Gitarre und den Keyboards könnte auch von DeWolff stammen. Die werden gemeinhin mit dem Classic Rock in Verbindung gebracht.
Die Endzeit-Stimmung des Titeltracks "The Future Will Destroy You" offenbart sich beim Hören der Nummer nicht ganz. Es gibt düstere Teile, aber die werden immer wieder durch Anita Robinsons sonnige, mit einigen Effekten leicht verfremdete Stimme durchkreuzt. Überhaupt hat die Frau mehr Gesangsanteile als ihr Ehemann. Auch "Cool Morning Sun" ist schön. Das eher geradlinige Stück ist unspektakulär, hat allerdings ungemein viel Atmosphäre.
"We Don't Care" kommt mit künstlich erzeugten Rhythmen daher und spielt sich auch in ruhigeren Fahrwassern ab. Herrlich sind die gemeinsamen Klänge der Akustischen und E-Gitarre. Da kann man fast schon von iberischem Flair sprechen. "A Viking Love Song" ist psychedelisch-rustikal, von himmlischen Vocals überlagert. Dieses verschleppte Tempo weckt Verlangen danach, dass es irgendwann richtig abgeht. Aber den Gefallen verwehren einem Viva Voce. Im Gegenteil, man fügt einen ganz ruhigen Part ein.
Was zuerst gar nicht zünden wollte, entwickelt sich zu einer sehr guten, mit vielen Highlights gespickten CD. Meine Wertschätzung geht an das Ehepaar Robinson, die Viva Voce sind und "The Future Will Destroy You".
Line-up:
Kevin Robinson (guitar, bass, piano, drums, vocals)
Anita Robinson (guitar, keyboards, vocals)
Tracklist |
01:Plästic Rädio (4:25)
02:Analog Woodland Song (3:19)
03:Diamond Mine (3:59)
04:Black Mood Ring (5:15)
05:No Ship Coming In (4:48)
06:The Future Will Destroy You (3:57)
07:Cool Morning Sun (4:11)
08:We Don't Care (3:34)
09:A Viking Love Song (4:17)
10:The Wondering Soul (4:25)
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