Vixen, das ist ein Ausflug in weibliche Rockgefilde. 1981 gegründet, kann ich mich noch gut daran erinnern, wie die Formation neben Girlschool als reine Frauen-Rockgruppe Ende der 80er mächtig aufräumte. Mit dem Debütalbum "Vixen" und dem Titel "Edge Of A Broken Heart" landete der Vierer weit vorne und konnte so in die Männerdomäne einschlagen. Es gab drei Alben in Folge, als sich die Spuren 1998 verlieren.
Nun ist die Band wieder da und veröffentlicht mit "Live & Learn" ihr viertes Studio-Album. Von der Originalbesetzung ist nur noch Jan Kuehnemund im Line-up. Ohnehin hat es in der Vergangenheit mehrere Besetzungswechsel gegeben. Wollen wir mal hoffen, dass man sich jetzt für eine längerfristige Zusammenarbeit wieder gefunden hat.
Mir fällt bei "Live & Lean" von Beginn an auf, dass die Gruppe ein gehöriges Maß an Power rausgenommen hat. Konnte und wollte man sich mit dem Debüt noch im Bereich das Metals, wenn auch sehr melodisch, bewegen, so kann man die neue Mucke in weiten Teilen noch dem melodischen Rock zuordnen, der hin und wieder einen Ausflug in den Hard Rock macht. Aber ehrlich gesagt, sind mir die Alben "Rev It Up" aus 1990 und "Tangerine" aus 1998 nicht wirklich ein Begriff.
Fans von Heart können hier aufhorchen. Insbesondere wer die Stimme von Ann Wilson mag, der kommt auch mit Jenna Sanz-Agero gut zurecht. Schon der Opener "Anyway" ist ein Paradebeispiel für die 12 Tracks, die sich auf diesem Silberling befinden. Ein sehr netter und angenehmer Gesang und alles natürlich sehr gitarrenorientiert. Da werden an und für sich recht einfache, aber eingängige Riffs verarbeitet. Gut gelungen sind die rhythmischen Fill Ins, die an manchen Stellen über die Begleitgitarre gelegt wurden.
Das ändert sich auch nicht beim Titeltrack "Live & Learn". Der einzige Unterschied besteht darin, dass der eine oder andere Break ins Stück integriert wurde. Ansonsten recht weich und anschmiegsam. Melodischer Rock eben. Ja, die Melodie steht absolut im Mittelpunkt. Mit "I Try" könnte man sogar einen Angriff auf die amerikanischen Charts vermuten. Die Band versteht es hier sogar, im Refrain die Härte ein wenig anzuziehen.
Nach der Hälfte der Scheibe kann man schon ein Fazit ziehen, nämlich dass das alles zwar sehr nett gemacht ist, dass das Songwriting haarscharf am AOR kratzt und dass die Produktion ebenfalls in Ordnung ist. Allerdings fehlt mir so ein kleines Aha-Erlebnis. Die Gefühlswelt erlebt beim Durchhören kein Auf und Nieder, so sehr bewegen sich Vixen auf einem festgelegten Niveau. Der eingeschlagene Weg wird in keinem einzigen Fall verlassen.
Eine kleine Tempoveränderung gibt es sicherlich bei "Angry" und wenn man die Regler aufdreht, dann geht das auch richtig ab. Und bei "You Wish" werden dann leicht funkige Gitarrentöne angeschlagen. Mit "Suffragette City" gibt es ein ganz nettes und gelungenes Cover von David Bowie aus dem Jahr 1972. Die Platte schließt mit der obligatorischen Ballade "Give Me Away".
Was soll man also abschließend zu diesem Werk sagen? Wer auf seichteren, melodischen Rock steht, der macht nicht viel verkehrt. Immerhin gibt es aus dieser Sicht auch keine Aussetzer. Aber als Metal-Queens würde ich die vier Augenweiden nun wirklich nicht mehr betrachten.
Line-up:
Jan Kuehnemund (Guitars)
Jenna Sanz-Agero (Vocals)
Kat Kraft (Drums)
Lynn Louise Lowrey (Bass)
Tracklist |
01:Anyway (3:34)
02:Live & Learn (3:12)
03:I Try (3:53)
04:Little Voice (3:47)
05:Pacifist (3:50)
06:Don't Want It Anymore (3:55)
07:Love Song (3:27)
08:Angry (3:14)
09:I'm Sorry (3:04)
10:You Wish (3:44)
11:Suffragette City (3:25)
12:Give Me Away (4:36)
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