Vogelfrey / Sturm und Klang
Sturm und Klang Spielzeit: 63:20
Medium: CD
Label: Metalville, 2015
Stil: Mittelalter Rock

Review vom 25.08.2015


Sabine Feickert
Seit 2004 sind die sechs (anfangs noch fünf) Vogelfreyen in Hamburg musikalisch aktiv. Achtung – Verwechslungsgefahr – diese Vogelfrey sind nicht die Punkrocker Vogelfrei. Wie der Name und die Schreibweise schon vermuten lassen, tummeln sie sich in altertümlichen Gefilden. Das Dasein als 'Vogelfreyer' mit all seinen Facetten zählt zu den Lieblingsthemen der Mittelalterrockszene und wird auch auf diesem Silberling ausgiebig beleuchtet.
Zwar könnte man anhand eines Titels wie "Tanderadei!" in die Irre gleitet werden und Burgfräuleins & Co. vermuten, doch die vollständige Tracklist lässt keinen Zweifel daran, dass es hier eher derber und härter zur Sache geht. Teils auch unter der Flagge 'Folk Metal'-segelnd sind Vogelfrey im rockigen Mittelaltersektor anzusiedeln. Dabei aber – ich fall mal mit der Tür ins Haus – verzichten sie gottlob auf die neuerdings so populäre Rammstein-Anbiederung mit Industrialeinschlag und rollendem 'R'.
Stattdessen bieten sie so richtig knackigen Mittelalterrock rund um die gern genommenen Themen wie beispielsweise "Hörner hoch" und "Strohfeuer"; womit die Hörner gefüllt sind und was da im Stroh abgeht, brauche ich wohl nicht näher auszuführen. Alles nicht unbedingt das, was man noch nie ähnlich gehört hätte, aber verdammt solide gemacht. Das haben auch schon diverse Veranstalter erkannt und so touren Vogelfrey seit 2010, unter anderem mit Ingrimm und Cumulo Nimbus. Wer Letztere mag, sollte Vogelfrey eigentlich auch schon kennen, wenn nicht, dann unbedingt checken! Auf den einschlägigen Festivals wurden sie auch schon gesichtet, wo sie mit Bands wie Schelmish, Coppelius, Tanzwut, um nur ein paar Namen zu nennen, spielten. Und sogar nach Wacken und aufs Rockharz haben sie es schon geschafft.
"Sturm und Klang" ist der dritte Longplayer der Hamburger und auch ohne die beiden Vorgänger zu kennen, kann ich ihnen bescheinigen, dass er mich überzeugt hat: gut eingespielt und rund, trotzdem nicht zu routiniert runtergerissen. Auch die Aufmachung vermag zu gefallen. Mir liegt die Limited Edition im Digipak vor; im schön gestalteten Booklet sind die Songtexte, mit Ausnahme der Bonustracks, (ziemlich gut lesbar) abgedruckt.
Und wenn wir schon bei den Texten sind – die Themen sind weitgehend altbekannt. Aber Vogelfrey können mit ihren Lyrics bei mir dick punkten, denn weder schlimme Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Ausfälle noch extreme Plattitüden wären mir aufgefallen. Sie erzählen kleine Geschichten, teils in bildhafter Sprache, die aber an keiner Stelle ins Lächerliche oder Peinliche abdriftet, werden dabei auch durchaus mal nachdenklich, wie beispielsweise in "Tanderadei!". Auch die Songstrukturen gefallen mir. Den ganz großen Innovationspreis würde ich ihnen dafür zwar nicht verleihen, aber das, was sie machen, kommt richtig gut und bringt einen großen Spaßfaktor mit. Die Instrumentierung ist klug gewählt, denn Geige und Cello bringen das gewisse Etwas rein. Es finden sich übrigens weder Dudelsack noch Drehleier im Line-up, trotzdem bringt "Sturm und Klang" ziemlich viel rockiges Mittelalterfeeling rüber.
Vogelfrey hat mit "Sturm und Klang" eine richtig schöne Scheibe abgeliefert, "Hörner hoch" und kräftig abfeiern!!
Line-up:
Jannik Schmidt (Gesang, Rauschpfeifen, Flöten, Irish Bouzouki, Gitarre)
Dennis Walkusch (Gitarre, Backing Vocals)
Johanna Heesch (Cello)
Alexander Suck (Geige)
Dominik Schmidt (Schlagzeug)
Tracklist
01:Sturmgesang
02:Tanderadei
03:Hörner Hoch
04:Abschaum
05:Gold
06:Strohfeuer
07:Nachtgesang
08:Apocalypsis
09:Land Unter
10:Chirurg
11:Rolling Home
12:Im Auge des Orkans
Bonustracks:
13:Knochenchor
14:Bluthochzeit
15:Alkoholverbot
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