Voodoo Six / First Hit For Free
First Hit For Free Spielzeit: 58:53
Medium: CD
Label: Locomotive Records, 2008
Stil: Rock (Classic Rock, Hard Rock)

Review vom 08.10.2008


Markus Kerren
Voodoo Six können mittlerweile auf fünf wahnsinnig erfolgreiche, interessante und spannende Jahre zurückschauen. Die Truppe wurde 2003 in London gegründet und spielte bereits 2005 im Vorprogramm einer absoluten Top-Band wie Iron Maiden. Im Jahr 2006 brachten sie ihr Debütalbum "Feed My Soul" auf den Markt, das aber leider trotz starker Songs nur wenig Aufmerksamkeit erregte. Dies nagte so sehr an der Band, dass man ein Jahr später beschloss, die Sache noch mal vom Nullpunkt aus zu starten. Man addierte einen neuen Song ("Faith") und ließ das gesamte Material noch einmal neu remixen. Das Ergebnis liegt nun mit "First Hit For Free" vor.
Den Kennern der Szene werde ich sicherlich nichts Neues verraten, wenn ich schreibe, dass dieser Silberling ein ganz heißes Eisen ist. Ein gewaltiger Mix aus Rock, Classic Rock und Hard Rock wird uns mit den zwölf Tracks des 'quasi Erstlings' vorgelegt. Besonders viel Spaß macht dabei die ungeheure Kraft, über die die Stücke verfügen. Dazu kommt dieser typisch britische Batzen Dreck, der den meisten schwedischen und US-Bands dieses Genres irgendwo abgeht.
Der neueste Song "Faith" (der gleichzeitig die Single zum Album ist) macht den Anfang. Wenn nach kurzem Vorgeplänkel mit durcheinander quasselnden Stimmen und gruseligen Kirchenglocken im Hintergrund (à la Black Sabbath) die ersten fetten Gitarrenakkorde losgelassen werden, wird man erstmal von der Power des Quintetts fast an die Wand gedrückt. Auch Henry Rundell am Mikro kann durchaus mithalten und fügt, kommt es zu höheren Lagen oder Schreien, mit seiner verkratzten Stimme dem Stück die nötige Attitüde hinzu.
Und so rockt sich das Quintett mit viel Melodie und mächtig Dampf von Song zu Song. "No Friend Of Mine", "One More Day", "Feed My Soul" oder "I Am The Sun" fetzen astrein, immer wieder unterbrochen von clever gesetzten, Tempo variierenden Zwischenteilen, durch die Botanik. Rundell hat vor dem Mikro das gesamte ABC menschlicher Gefühle auf Lager und überzeugt sowohl bei den Rockern, als auch bei den ruhigen Stücken. Die Gesangsmelodie von "Walking On Nails" erinnert anfangs zwar etwas an Patti Smith' "Because The Night", aber die Stimmung schwankt sehr schnell und die Engländer machen den Track zu ihrem ganz eigenen.
Die klassische Ballade ist dann "Mistaken", mit einer sehr schönen Akustikgitarre und atmosphärischen Strings (Oder ist das gesampelt?) im Hintergrund. Dass Voodoo Six ihre alten Helden sehr genau studiert haben, wird schon relativ bald klar und hier fühlt man sich fast etwas an die melancholischen Tracks der Hard Rock-Legende UFO erinnert. Ein sehr geiles Gitarrensolo, toller expressiver Gesang und das komplette Arrangement sind ein absoluter Gewinner. Knapp sieben spannende Minuten, die so enden, wie sie begonnen haben, nämlich mit der Akustischen.
Beim folgenden "Shine On" bleibt es überraschenderweise weiterhin eher getragen, allerdings wird man mit einem nahezu unverschämten Refrain dafür entschädigt. Und im zweiten Teil des Songs knallt es dann auch wieder ordentlich. Voodoo Six lassen es sich auch nicht nehmen, das Album uptempo rockend ausklingen zu lassen. Bei "Century" noch mit etwas angezogener Handbremse und wieder starkem Gesang, bevor dann beim Finale "Slip Inside" noch einmal alle Dämme geöffnet werden und sich nahezu Schweißtropfen an der Wohnzimmerdecke bilden. Mann, wie müssen diese Brüder erst live auf der Bühne abgehen. Nahezu beängstigend, wenn man bereits auf der CD die ungezügelte Power des Fünfers geradezu greifen kann.
"First Hit For Free" ist vom Spirit her ganz deutlich ein Kind der siebziger Jahre, das durch den neuesten Studiosound aufgemöbelt wurde und das Wort 'Rock' auf der Stirn geschrieben trägt. Da ist nichts Aufgesetztes, nichts Theatralisches zu finden, sondern einfach nur starkes Songwriting, professionelle Musiker und eine super Produktion, die mitreißt. 8 von 10 RockTimes-Uhren sind hier sicherlich nicht zu hoch gegriffen. Versucht die Jungs unbedingt mal auf der Bühne zu erwischen, denn "First Hit For Free" schreit geradezu nach einem höllisch gelungenen Konzertabend.
Line-up:
Tony Newton (bass)
Dave 'Grav' Cavill (drums)
Matt Pearce (guitars)
Henry Rundell (lead vocals)
Chris Jones (guitars)
Tracklist
01:Faith
02:No Friend Of Mine
03:Feed My Soul
04:Walking On Nails
05:Crawl
06:I Am The Sun
07:Saints & Sinners
08:One More Day
09:Mistaken
10:Shine On
11:Century
12:Slip Inside
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