Adrian Weiss gilt in Deutschlands Musikszene als anerkannter Sechssaitenspezialist und hat nach seinem Debütalbum Big Time (2011) in diesem Sommer mit "Easy Game" eine Folgeplatte nachgelegt, die ich für unsere Leser unter die Lupe nehme. Eins vorweg: Auch diesmal erwartet mich ein reines Instrumentalwerk, welches eben komplett auf Gesangseinlagen verzichtet und bis auf ein paar Gastmusiker hauptsächlich auf die Dienste des Protagonisten Weiss, auf die vom Schlagzeuger Lars Zehner und die des Bassisten Marcel Willnat zurückgreift.
Tim Schulte war vom Dezember 2013 bis Mai 2014 für die Produktion, Aufnahmetechnik und den Mix der zwölf neuen Eigenkreationen des extrovertierten Freigeistes verantwortlich, ehe es von Eroc at EMR im darauf folgenden Juni gemastert und im Juli zum Verkauf angeboten wurde. Sicher, schon seit "Big Time", das ich damals ebenfalls in seine Einzelteile zerlegte, ist mir bewusst, dass der gute Adrian sein Handwerk an der Klampfe glänzend versteht. Im Prinzip waren mir seine damaligen Songs nur zu eintönig entworfen, boten für meinen Geschmack einfach zu wenig Abwechslung. Doch mittlerweile sind drei Jahre ins Land gezogen und ich bin gespannt, in welche Richtung sich Adrian Weiss entwickelt hat.
Im ersten Eindruck besticht er mit gewohnt gut ausgeprägter Spieltechnik, lässt oftmals seine Finger in beeindruckender Weise übers Griffbrett fliegen und setzt allein schon dadurch mehrere Ausrufezeichen. Seinem Stil ist er treu geblieben, wobei ich schon einen Reifeprozess gegenüber "Big Time" erkenne und "Easy Game" mir insgesamt melodischer und daher auch leichter verdaulich erscheint, als sein Vorgängeralbum. Das ist auch gut so, denn es wäre doch schade, wenn Weiss auf der Stelle treten würde.
Ich weiß nicht, ob es von ihm gewollt ist, sich mit den anerkannten Rockgrößen wie Steve Vai oder Joe Satriani vergleichen zu lassen. In der Tat ähnelt sein Stil sehr dem der beiden Gitarrenexperten, sodass es für ihn auch von Nachteil sein kann, sich keinen eigenen Wiedererkennungswert zu erspielen. Auf der anderen Seite sind Vergleiche mit solch bekannten Gitarristen auch kein schlechtes Zeugnis. Mit "Awkward Silence" haut er gleich zu Anfang so richtig einen raus, wobei er vor allem mit seiner eigens entwickelten Slap-Technik beeindruckt. Meine persönlichen Tophits kommen zum Schluss mit "Night Owl", ein für seine Verhältnisse schon als Ballade durchgehendes Teil und "Offbeat Frankenstine". Das Stück groovt wie die Hölle und lässt sich von treibenden Drums unermüdlich nach vorne powern - Klasse Adrian!
Fazit: "Easy Game" gefällt mir besser als "Big Time". Wenn ich nur das reine Handwerk bewerte, sowohl von Adrian selbst, als auch von seinen Begleitmusikern Lars Zehner und Marcel Willnat, habe ich nichts auszusetzen und wer auf reinen instrumentalen Rock mit Schwerpunkt 'Gitarrenzauber' steht, der kann hier durchaus ins Volle greifen und seine helle Freude haben. Wer mehr Abwechslung benötigt, mehr auf Songs mit Gesangseinlagen, mehr auf Old School, Jazz oder reinen Blues/Blues Rock steht, der sollte sich vorher unbedingt einige Hörproben gönnen, um letztlich zu entscheiden, ob man Adrian Weiss mit dem Erwerb von "Easy Game" unterstützen will.
Line-up:
Adrian Weiss (guitars)
Marcel Willnat (bass)
Lars Zehner (drums)
Tracklist |
01:Awkward Silence (4:44)
02:Instant Relief (4:03)
03:Aim To Please (4:23)
04:Immediate Measures (3:45)
05:The Last Days (4:16)
06:Hacienda (4:11)
07:Camel's Dance (4:19)
08:Second Sunrise (3:35)
09:The Offering (4:21)
10:Easy Game (4:05)
11:Night Owl (5:51)
12:Offbeat Frankenstine (5:15)
|
|
Externe Links:
|