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Geboren wurde Amelia White in Virginia, wuchs aber dann in Boston, Massachussetts auf, wo sie auch mit der Gitarre begann. Fast vom Start weg begann sie mit dem Songschreiben und damit hat sie bis heute nicht mehr aufgehört. Nach Jahren in der sehr konkurrenzstarken und nicht immer netten Coffee House-Szene Bostons sowie dem Spielen in U-Bahn-Stationen wollte die Amerikanerin die Musik eigentlich aufgeben und zog nach Seattle. Nach nur zwei Konzerten dort wurde ihr allerdings ihr erster Plattenvertrag angeboten und von da an gab es keinen Weg mehr zurück.
Keinen Weg zurück in einen bürgerlichen Beruf meine ich damit, denn ein paar Jahre später zog Miss White dann nach Nashville, wo sie heute noch residiert. Wenn sie denn mal zu Hause ist, denn diese Lady ist sehr fleißig, wenn es sich um Live Gigs oder Tourneen handelt. Und im Prinzip geht es auch genau darum auf ihrem aktuellen Album "Home Sweet Hotel" - um den ewigen Zwiespalt des tourenden Musikers. Auf der einen Seite die Abenteuerlust, das Leben auf der Straße, immer wieder neue Städte, das Highlight des Tages und der Adrenalinschub, wenn es Zeit ist, auf die Bühne zu gehen... auf der anderen Seite aber auch diese gewisse Einsamkeit, das Vermissen der Familie oder Liebhabers, eine gewisse Monotonie und mehrere Stunden des Tages, an denen es nur darum geht, auf eine bestimmte Uhrzeit zu warten und endlich auf die Bühne zu können.
Was mich direkt auch zu meinem absoluten Lieblingstrack "Leaving In My Blood" (zu dt. etwa 'Das Verlassen liegt mir im Blut') führt, das die obige Thematik perfekt einfängt. Nämlich die Liebe und Sehnsucht nach dem eigenen Heim, genauso wie den Zwang wieder auf die Straßen, wieder auf die Bühnen zu müssen und sich bezüglich dieser Zerrissenheit oft selbst nicht zu verstehen. »Ich komme mir vor wie mein eigenes Rätsel, das sich vom Wind wohin auch immer tragen lässt, singe meine Songs jedem Fremden vor, egal in welcher Stadt ich gerade bin.«
»I'm like a riddle riding in the wind
singing my songs for strangers
in every town I'm in«
So verwundert es dann auch nicht, dass die Grundstimmung von "Home Sweet Hotel" (der Albumtitel sagt ja eigentlich auch bereits sehr viel aus) oft nachdenklich, manchmal sogar etwas düster ist. Was den Hörer allerdings nie mit nach unten zieht, denn zum Einen sind dafür die Songs viel zu gut und zum Zweiten wird auch nie auf die Tränendrüse gedrückt oder sich im Selbstmitleid gesuhlt. Amelia White ist clever und erfahren genug, diesen insgeamt zehn Tracks eine nochmal andere Farbe zu geben. Eine Farbe, die das beschriebene Dilemma glaubhaft und teilweise auch detailliert beschreibt, aber niemals klagend wirkt.
Der Sound und die Arrangements sind sehr gut gelungen und als Backing Band hatte die Songwriterin so abgezockte Profis wie Ron Eoff (Ex- The Band), Stuart Mathis ( Lucinda Williams), Paul Gordon ( The B-52s), Sergio Webb ( David Olney) und als Gastsängerin Julie Christensen ( Leonard Cohen) verpflichtet. Der Opener "Dangerous Angel" setzt direkt schon sehr atmosphärisch den Ton der Platte, desweiteren seien der Titelsong, "Dogs Bark", "Rainbow Over The East-Side" sowie der bereits erwähnte Überflieger "Leaving In My Blood" empfohlen.
"Home Sweet Hotel" von Amelia White wird die Welt zwar nicht aus den Angeln heben, aber dafür haben wir es hier dennoch mit einer sehr guten Americana-/Alternative Country-Scheibe zu tun. Anchecken lohnt sich!
Line-up:
Amelia White (guitars, vocals)
Marco Giovino (drums)
Ron Eoff (bass)
Sergio Webb (guitars)
Stuart Mathis (guitars)
Paul Gordon (keyboards)
Molly Thomas (fiddle)
With:
Mando Saenz (background vocals - #1,4)
Brandon Robert Young (background vocals - #2,3,5)
Julie Christensen (background vocals - #7,9,10)
| Tracklist |
01:Dangerous Angel
02:Home Sweet Hotel
03:Love Cures
04:Leaving In My Blood
05:Road Not Taken
06:Rainbow Over The East-Side
07:Dogs Bark
08:Melissa
09:Right Back To My Arms
10:Six Feet Down
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Externe Links:
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