Ben Waters / Boogie 4 Stu - A Tribute To Ian Stewart
Boogie 4 Stu - A Tribute To Ian Stewart Spielzeit: 42:10
Medium: CD
Label: Eagle Records, 2011
Stil: Boogie Woogie, Rock'n'Roll

Review vom 30.05.2011


Markus Kerren
Der englische Pianist Ben Waters spielt heutzutage mit Stones-Drummer Charlie Watts in der Band The A, B, C & D Of Boogie Woogie. Ausschlaggebend für die hier zu besprechende Scheibe "Boogie 4 Stu" ist jedoch, dass er vor mehreren Dekaden Mitglied von Ian Stewarts Truppe Rocket 88 war. Ian 'Stu' Stewart war der sogenannte sechste Rolling Stone, der allerdings bereits Anfang der Sechziger von dem damaligen Manager Andrew Loog Oldham aus der offiziellen Band genommen wurde, weil er einfach 'unhip' bzw. schlicht und ergreifend zu 'normal' aussah. 'Stu' blieb den Stones aber bis zu seinem viel zu frühen Herztod im Jahre 1985 erhalten und wird bis heute von den Kollegen Jagger und Richards als offizieller Bandgründer deklariert.
Ben Waters, selbst ein Meister seines Fachs, hatte sich also zum Ziel gesetzt, Ian Stewart in Form des vorliegenden Albums ein Denkmal zu setzen, sehr Low Budget, alles in kleinem Rahmen. Sein Anliegen sprach sich jedoch blitzschnell in der Szene herum und so meldeten sich immer mehr Musiker, die dem guten 'Stu' unter Honorar-Verzicht ihre Ehre erweisen wollten (sämtliche Einnahmen der CD gehen an eine britische Herzstiftung). Aber dazu später mehr.
Heraus gekommen ist schließlich ein wundervolles Boogie Woogie-/Rock'n'Roll-Album, das jede Menge Spaß macht und durch musikalische Glanzleistungen überzeugt. Eröffnet wird mit dem "Boogie Woogie Stomp", bei dem Ben Waters auf den Tasten zeigt, was eine Harke ist. Auch beim zweiten Track, dem "Rooming House Boogie" steht vor allem er im Rampenlicht, da er hier neben den Tasten auch den Gesang übernahm. Gäste bei diesem Stück sind unter anderem Keith Richards (Gitarre) und Bill Wyman am Bass. Der hier enthaltene "Worried Life Blues" ist dann eine ganz abgefahrene (soweit mir bekannt) Premiere, bei der sich Mr. Richards und Mr. Ronnie Wood nicht nur ein Gitarren-, sondern sogar ein Gesangs-Duett liefern.
Eine klasse Version mit toller, geslideter Dobro, bei der ich den Gesang des guten Ronnie lange gar nicht erkannte, so 'schwarz' klingt der. Den Namen jeden einzelnen Musikers aufzuführen, würde den hier gegebenen Rahmen sprengen, aber erwähnen möchte ich noch Jools Holland, der ebenfalls jede Menge Piano sowie auf einigen Titeln die Hammond beigetragen hat, dazu für "Make Me A Pallet On Your Floor" auch noch die Lead Vocals übernahm. Und dann wäre da noch PJ Harvey, die "Lonely Avenue" mit ihrem Saxophon und Gesang veredelt. Die Stimmung ist hier - im Gegensatz zu dem ansonsten meist schwungvollen Album - eher gedrückt, was der Nummer aber nichts von ihrer Magie nimmt.
Ich will hier nicht jeden Song einzeln sezieren, den Spaß will ich euch nicht nehmen, aber eine Besonderheit muss dennoch erwähnt werden: Für den Bob Dylan-Track "Watching The River Flow" hat sich die komplette Rolling Stones-Besetzung der Jahre 1975 - 1992 noch einmal zusammengefunden, also inklusive Bill Wyman, der zum ersten Mal nach 18 Jahren wieder eine Aufnahme mit seinen alten Kollegen einzimmerte. Zunächst fällt Mick Jaggers starker, dreckiger Gesang auf, bis man plötzlich in den Groove der Musiker gesogen wird.
Charlie Watts wie immer trocken auf den Punkt, Wyman sorgt für den Swing an den vier Saiten und Richards spielt sich mit Wood die (Gitarren-) Bälle zu. Für mich das Highlight eines sowieso schon durchgängig starken Albums. Bei dem Sam Cooke-Klassiker "Bring It On Home" ist der selige Ian Stewart dann gar selbst noch mit von der Partie. Es handelt sich eine Aufnahme der Band Rocket 88 beim Montreux Jazz Festival aus den frühen Achtzigern. Ein passender wie geschmackssicherer Abschluss einer tollen Scheibe, die jeden überzeugen dürfte, der Piano dominierten Rock'n'Roll und Boogie Woogie zu schätzen weiß.
Ben Waters brilliert dabei durchgehend mit seinem Tastenspiel und jeder einzelne Track ist eine Perle ganz für sich alleine. Darüber hinaus ist die Scheibe natürlich auch für Stones-Fans und Komplettisten unverzichtbar. Und last but not least eine dicke Empfehlung an jeden, der einfach nur Spaß an guter, handgemachter Musik hat.
Line-up:
Ben Waters (piano, Hammond - #5,7, lead vocals - #2)
Keith Richards (guitars - #2,8, lead vocals - #3)
Bill Wyman (bass - #2,8,9)
Mick Jagger (lead vocals & harmonica - #8)
Charlie Watts (drums - #3,4,5,6,8,9)
Ronnie Wood (guitars - #3,8, lead vocals - #3)
Richard Hymas (guitar - #2)
Ady Milward (drums - #2)
Derek Nash (saxophone - #2)
Clive Ashley (saxophone - #2)
Dave Green (double bass - #3,4,5)
Jools Holland (piano - #4,5,6,9, Hammond - #3,8, lead vocals - # 5)
Willy Garnet (saxophone - #3,4,5,8,9,11)
Don Wellor (saxophone - #3,4,5,8,9)
Alex Garnet (baritone sax - #5,8)
PJ Harvey (lead vocals & saxophone - #7)
Tom Waters (alto saxophone - #8)
Dave Swift (tambourine - #8)
Hamish Maxwell (lead vocals - #9)
Terry Taylor (guitar - #9)
Roger Sutton (vocals & bass - #11)
Jimmy Roche (guitar - #11)
Clive Thacker (drums - #11)
Olaf Vas (saxophone - #11)
Mike Hogh (trombone - #11)
John Picard (trombone - #11)
Ian 'Stu' Stewart (piano - #11)
Tracklist
01:Boogie Woogie Stomp
02:Rooming House Boogie
03:Worried Life Blues
04:Boogie For Stu
05:Make Me A Pallet On Your Floor
06:Midnight Blues
07:Lonely Avenue
08:Watching The River Flow
09:Roll 'em Pete
10:Suitcase Blues
11:Bring It On Home To Me
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