Bill Wyman's Rhythm Kings / Live Communication
Live Communication Spielzeit: 53:37
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2011
Stil: Rock, Rock'n'Roll,R'n'B

Review vom 29.09.2011


Wolfgang Giese
Bereits 1993 hatte der damals siebenundfünfzigjährige Bassist die Rolling Stones verlassen, doch bereits vorher wurde er solo aktiv. So ab 1974 mit mehreren Studioalben, von denen die erste "Monkey Grip" war, als auch 1985 mit der All Star Band Willie And The Poor Boys. Doch auch nach dem Ausstieg bei den Stones setzte er sich nicht zur Ruhe, denn 1997 war die Geburtsstunde seiner neuen Band, der Rhythm Kings, die bis heute besteht. Man sagt, ihre richtige Kraft entfalten sie bei Liveauftritten. Und genau das kann man mit dieser neuen Platte nachvollziehen. Die Aufnahmen entstanden anlässlich einer Tournee im Jahr 2008, in den Dorking Halls, am fünften März jenes Jahres.
Beverly Skeete hat eine starke Rhythm'n'Blues-Röhre und ich würde sie öfter singen lassen, denn sie ist es, die eine Menge Feeling hineinbringt, einen Hauch Tina Turner, Etta James und anderer Kolleginnen inklusive. Das stark an die Version von Ray Charles angelehnte "Unchain My Heart" weiß mit seinem Rhythmus zu begeistern, ein energisches Saxofonsolo würzt diesen Song zusätzlich. Aber auch Dennis Locorriere, einst in Diensten von Dr.Hook & The Medicine Show, bringt druckvolle Vokalbeiträge zum Besten. Eher dünn kommt da natürlich der Gesang vom Chef Bill daher, der dafür aber mit seinem Bassspiel elastisch vorantreibt.
"All Night Long" hat mit dem Akkordeon von Geraint Watkins einen richtig authentischen Cajun- oder Zydeco-Anstrich. Die Musiker spielen 'wie ihnen der Schnabel gewachsen ist'. Das geht so locker und selbstverständlich über die Bühne, herrlich unverkrampft, sozusagen 'locker vom Hocker'. So halten sich fast alle Titel relativ nahe am Original und weisen einen hohen Grad an Authentizität auf, aber ohne wie platte Kopien zu erscheinen. Die R'n'B-Balladen triefen vor Feeling, der Blues swingt beherzt und wird überzeugend und leidenschaftlich vorgetragen - es rockt, es rollt, es groovt, die Bläser werden punktgenau gesetzt, da kommt echte Partystimmung auf. Einer meiner Favoriten (als Freund des Blues) ist "Too Late", mit feiner Harp wie im Original von Little Walter, wer sie spielt, konnte ich jedoch nicht eruieren. Abweichend von der Vorlage ist das gut eingebaute Slide-Gitarrensolo - super, wie der Song swingend abrockt! Völlig unerwartet ist die hier vorgetragene Version des Klassikers "Johnny B. Goode", der mit viel Gebläse und Anklänge an die Musik aus New Orleans einmal ganz erfrischend anders vorgetragen wird, ich mag es auch so.
Mit einer Erinnerung an die Erfindung des Rock'n'Rolls werden bei "That Is Rock & Roll" die Coasters zitiert, und schon geht es ab. Das müsste Albert Lee sein, der hier singt und selbstverständlich die quirlige und unverkennbare Gitarre spielt. Es ist immer wieder ein Höhepunkt jeden Titels, diesen Mann spielen zu hören! Er muss wohl noch einmal beim letzten Titel 'ran, "Crying In The Rain", dargeboten als die wunderschöne Ballade, die sie nun einmal ist. Welch' ein beschaulicher Abschluss für diese tolle Platte.
Bei dieser gleichbleibenden Qualität braucht Bill keine Angst vor der 'Konkurrenz' zu haben, vor Ringo Starr & His All-Starr Band. Man sieht, auch hier wieder die alte Konstellation Beatles vs. Rolling Stones. Aus meiner Sicht mit dieser Veröffentlichung ein weiterer Punkt, der an Bill Wyman geht!
Line-up:
Bill Wyman (vocals, bass)
Dennis Locorriere (vocals, guitar)
Albert Lee (guitar, vocals)
Beverly Skeete (vocals)
Geraint Watkins (piano, accordeon)
Graham Broad (drums)
Nick Payne (saxophone)
Frank Mead (saxophone)
Tracklist
01:She's Looking Good
02:Unchain My Heart
03:All Night Long
04:Drown In My Own Tears
05:That's Better For Me
06:Harlem Shuffle
07:Louisiana 1927
08:Show Me
09:Too Late
10:I Don't Need No Doctor
11:Johnny B. Goode
12:That Is Rock & Roll
13:Crying In The Rain
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