Bob Wiseman / Theme And Variations
Theme And Variations Spielzeit: 41:09
Medium: CD
Label: Blocks Recording Club, 2007
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 19.08.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Der letzte Song auf "Theme And Variations" beginnt mit einem Gespräch zwischen einer weiblichen Person (Frau Wiseman?) und einem Arzt. Dieser kommt nach Einsicht in die mitgelieferten Unterlagen zu der Aussage: »Oh, it says he's a singer.« Darauf antwortet die Frau eher kleinlaut: »A songwriter, doctor.«
Dem kann ich mich ohne Einschränkungen anschließen. Wenn Bob Wiseman, der bis 1992 Mitglied der Band Blue Rodeo war, singen kann, dann bin ich ab sofort auch dabei. Wiseman ist nicht nur Musiker, sondern auch Filmemacher.
Er war bei Gruppen wie The Hidden Cameras und Slutarded und veröffentlichte sein erstes Album, "Bob Wiseman Sings Wrench Tuttle: In Her Dream" bereits vor fast zwanzig Jahren.
Auch als Produzent von Alben der Lollipop People, Bourbon Tabernacle Choir sowie Edie Brickell scheint er sich einen Namen gemacht zu haben.
Mein erstes auditives Meeting mit "Theme And Variations" war während einer Autofahrt an einem sonnigen Tag in der ersten August-Woche. Meine Laune war voll im grünen Bereich und als erstes musste ich ordentlich am Lautstärkeregler drehen, sonst wäre, bei offenem Fenster, kein Laut an meine Ohren gelangt. Zwischen den beiden Wallfahrtsorten Goch und Kevelaer ist endgültig Schluss mit Lustig… Wiseman ist eine Nervensäge. Was war mit meiner guten Stimmung? Ich würde den nächstbesten Menschen anblaffen, egal, was er zu mir gesagt hätte… Der Wiseman wäre schuld.
Apropos Säge. Das 'singende Zerteilungsgerät' gibt es auch auf "Theme And Variations": Gleich im ersten Track, der sich auch noch sinniger Weise "Who Am I?" schimpft. Pling, pläng, plöng und dann auch noch eine Violine.
Der nächste Hörversuch fand in meinem Bluesbunker statt. Im Vorbeigehen fand meine ehemalige Verlobte ein Häufchen Elend vor den Boxen. Aufbau-Arbeit war angesagt.
Wieder so ein Stichwort. Aufbau-Arbeit muss man auch bei der Verpackung leisten.
Zunächst, unberührt, ist das ja nett gemacht. Pappe in der Nähe der Stärke von Fotokarton, ist die CD in zwei Lappen versteckt und man merke sich bloß genau das Aussehen der Rückseite. Nach dem Zurücklegen muss das Ding wieder 'verschlossen' werden und alle Tracks sollten lesbar bleiben. Wisemans kleine Bastelstunde.
Beim Hören in den heimischen vier Wänden dreh ich wieder am Volumenregler, aber in die nicht gewohnte Richtung. Leiser, bloß leiser machen, sonst passiert etwas. Der Tischplatten-Biss kommt einem in den Sinn.
Über fünf Minuten "Who Am I?". Was 'singt' der Kanadier denn?
Schon sind wir beim nächsten Knaller. Booklet, wo ist das kleine Heftchen? Ach, da ist ja noch ein Stück Papier in der 'Größe' eines Notizzettels unter der CD. Den kann man bis Din-A-4-Format auffalten. Hihi… auffalten. Schon wieder Origami. Die Nummer ist zum Abgewöhnen. Das einzige, was an Erträglichkeit bleibt, ist die Ähnlichkeit der Titelzeile mit dem Mercer/Mancini-Komposition "Moon River".
Feuchte Hände bekommt man schon, wenn sich im Player die Spielzeit für "Man Of Misery" entblättert. Über neun Minuten. Ach du Schreck! Ich kann den geneigten Leser an dieser Stelle allerdings beruhigen: Der Song ist ein Song. Den kann man sich von Anfangen bis Ende anhören. Wiseman plays The Beatles.
Ab und an zeigt der Protagonist, dass er singen kann. Farbtupfer, wenn er glatt unisono mit den anderen ist ("Passion Flowers"). Aber wirklich nur punktuell.
In "Three Men" outet er sich als »… stupid as a mule…«. Einer von drei Liebhabern einer Frau. Musikalisch wieder gewöhnungsbedürftig.
"Theme And Variations" ist grenzwertig. Seelen-Striptease? Musik für Leute, die wissenschaftlich an solche Klanggebilde heran gehen?
"The Henry Moore Room" ist schön. "Dead Inside" wäre als Instrumental schön. Wisemans Stimme stört.
"Kissproof": Der Bob begleitet sich am Piano und scheint ohne Mikro zu singen. Das, was er auf den schwarzen und weißen Tasten produziert ist gut, sehr gut.
"Theme And Variations" ist nicht jedermanns Sache. Ich gehöre dazu und lasse die Finger von einer RockTimes-Uhren-Bewertung.
Abschließend muss ich zusehen, dass ich diese Verpackung wieder, oder ein letztes Mal zusammen bekomme…
Line-up:
Bob Wiseman (piano vocals)
Sarah Harmer (vocals)
Michael Holt (vocals)
Magali Meagher (vocals)
Kristine Schmitt (vocals)
Mary Margret O'Hara (vocals)
John Southworth (vocals)
Julie Penner (violin)
Chris Banks (bass)
Paul Linkletter (guitar, drums)
Don Kerr (percussion)
Julia Humbleton (clarinet)
Tracklist
01:Who Am I? (5:42)
02:Man Of Misery (9:11)
03:Search The World (4:14)
04:Passion Flowers (6:12)
05:Dead Inside (3:03)
06:Three Man (2:25)
07:The Henry Moore Room (2:10)
08:Kissproof (5:12)
09:Misery (2:57)
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