Brad Wilson / Blues Thunder
Blues Thunder Spielzeit: 52:12
Medium: CD
Label: Cali Bee Music Inc., 2015
Stil: Blues, Blues Rock

Review vom 08.09.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Wer aus dem schönen Kalifornien kommt, hat wahrscheinlich die Sonne im Herzen. Brad Wilson ist bekannt als »a smokin' hot blues player who can rock the house all night long with the best of them.« "Blues Thunder" hatte einen Vorgänger namens "Hands On The Wheel" und einige Kompositionen von Brad Wilson tauchen in Filmen und TV-Serien auf. Mit seiner Band eröffnete er Konzerte unter anderem für Chicago und seine Zusammenarbeit führt auch zu Tommy Castro beziehungsweise The Marshall Tucker Band.
Wer seinem Album den Titel "Blues Thunder" gibt, weckt natürlich Begehrlichkeiten beim interessierten Fan des Genres. Diese werden während des ersten Tracks definitiv zum Rohrkrepierer, denn "Is It Any Wonder" ist eher genau das Gegenteil von einem krachend einschlagenden Blues-Blitz. Mit seinen Gitarrentönen und smarter Stimme wandert der Protagonist samt Band entspannt durch einen schön anzusehenden Garten, den man sich durch eine Weichzeichner-Brille betrachtet. Brad Wilsons Gitarreneinsatz lässt auf härtere Sounds hoffen.
Im weiteren Verlauf der Platte, deren zwölf Lieder ausnahmslos von Brad Wilson komponiert wurden, geht die Post dann schon mehr ab und seinem Arbeitsgerät verpasst er auch viel knackigere Klänge.
Die in drei verschiedenen Studios eingespielte Scheibe drückt mit rhythmischen Latin-Aspekten auf das Gaspedal. Mit seiner Stimme packt der Sänger in die Steckdose. Er klingt jetzt wesentlich energischer. Bei "Blue Shadows" passt der Songtitel, denn es geht ab in die von wenigem Licht beleuchtete, nächtliche Lounge. Jazzig wird es besonders durch den Tastenmann Kirk Nelson, der für herrliche Pianoläufe sorgt und damit im Vordergrund des Tracks steht. Brad Wilson ergänzt das Klima durch relaxte Gitarrenklänge. Fast fünf Minuten, die sich länger anfühlen, als mit der Stoppuhr gemessen. Schönes Lied!
"Step By Step", die Vorzeige-Nummer der Scheibe, bringt den Blues ins Rollen, oder genauer ins Grooven. Perfekt passt hier auch der Harp-Einsatz von Tumbleweed Mooney und der Bandleader lässt es richtig krachen.
Man muss die Blues Rock-Messlatte nicht auf den Millimeter anlegen, um festzustellen, dass das Titelstück der Platte "Blues Thunder" ein eher einmal ins Blues-Fass getunkter Song ist. Aber hallo, es rockt trotzdem klasse!
Ah, Tumbleweed Mooney hat seine Harp wieder scharf gemacht. "Let's Go Barefootin' It" hat mit seinem Bo Diddley-Ambiente den Spaßfaktor gepachtet. Tolle Balladen kann Brad Wilson auch schreiben und umsetzen. Wie im Opener geht es bei "My Faith Has Been Broken" mit einem klasse Keyboard-Teppich und einer winzigen Prise Würze in Richtung Rock mit Pop.
Mit Effekten bringt man "Cool Runnin'" in eine Art Schwebezustand, der dem Hörer sehr gut gefällt. Mit seinen Fretboard-Fahrten sorgt der Gitarrist ein ums andere Mal für Aufmerksamkeit.
Ein wenig Juke Joint-Feeling mit einem Schuss Country gibt die Band mit "Home" weiter. Die akustische Gitarre steht am Anfang und dann kreiert die Rhythmusabteilung mit Bassist Brian Beal sowie Amrik Sandhu einen herrlichen Drive.
Genau, der Rock'n'Roll wurde noch gar nicht erwähnt. Kurz vor Schluss, bei "Black Coffee At Sunrise" ist es dann soweit ... der Twang-Revolver wird geladen und da im Line-up kein anderer Gitarrist auftaucht, spielt Brad Wilson das Gitarren-Duell mit sich selbst.
Ein Hauch von Psychedlic und Jam-Charakter nähren "Sugar Sweet". Im gesamten Kontext der Platte der wohl ungewöhnlichste Track, aber verdammt gut. Die gesamte Band schwirrt um das Auge eines Kaleidoskops. Mehr davon!
»His concerts are the kind of high-octane performances that have made him a standout hit at countless concert series, [...]« Okay, gerade der Rausschmeißer "Never Again" belegt diese Aussage.
Von "Is It Any Woner" bis "Never Again" betrachtet, ist "Blues Thunder" nicht unbedingt die reine Lehre des Blues Rock. Brad Wilsons Tellerrand ist halt etwas größer und bis auf den Einsteiger bringt der Amerikaner seine Einstellung zum Blues überzeugend rüber. Diese Platte ist etwas für Leute, die es im angesprochenen Genre auch melodisch mögen.
Line-up:
Brad Wilson (vocals, guitar)
Brian Beal (bass)
Amrik Sandhu (drums)
Adam Gust (drums - #5,7)
Kirk Nelson (keyboards)
Tumbleweed Mooney (harmonica)
Tracklist
01:Is It Any Wonder (3:40)
02:Change It Up (3:47)
03:Blue Shadows (4:46)
04:Step By Step (4:19)
05:Blues Thunder (5:23)
06:Let's Go Barefootin' It (4:19)
07:My Faith Has Been Broken (4:18)
08:Cool Runnin' (3:33)
09:Home (5:21)
10:Black Coffee At Sunrise (3:17)
11:Sugar Sweet (4:37)
12:Never Again (5:16)
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