Brett Walker / Spirit Junky
Spirit Junky Spielzeit: 58:46
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2007
Stil: Westcoast

Review vom 08.04.2007


Markus Kerren
Tja, so kann's einem gehen: Manchmal packt man es nicht direkt, sich persönlich als Interpret seiner Musik durchzusetzen, wird aber von den 'Suits', den Herren im Anzug und an den Schreibtischen der Plattenfirmen, deren legendären (Fehl-) Entscheidungen (als Beispiel sei hier nur genannt, dass Decca in den frühen 60ern die Beatles ablehnten) bereits Musikgeschichte geschrieben haben, dennoch erkannt, dass man es zumindest mit einem guten Songwriter zu tun hat.
Dieses Schicksal ereilte auch Brett Walker, der als Teenager zunächst Led Zeppelin -Covers zockte, und später dann nach Stationen bei der Nick Gilder Band und Tane Cane einen Top 10 Hit mit "Waiting For Love" hatte. Als Songwriter wohlgemerkt, nicht als Interpret. Der Song wurde an die Band Alias vergeben. Nachdem er einen Deal von EMI bekommen hatte, verbrachte er dann fast eine Dekade damit, Soundtracks für über 200 TV- und Filmproduktionen abzuliefern. Er konnte mit seinem Stück "Lecia" (unter eigenem Namen) eine weitere Top 40-Single landen und mit "It's A Good Thing" von dem folgenden Album erzielte er sogar eine Nummer 1 in Schweden.
Und jetzt liegt der nächste Longplayer mit dem schönen Namen "Spirit Junky" vor. Den Anfang des 15-Song-Zyklus macht "Give Me Back Tomorrow", das gleich schon mal mit einem starken und ins Ohr gehenden Refrain aufwarten kann. Wie auch alle weiteren Songs handelt es sich um Westcoast/Pop-Rock, der allerdings überhaupt nicht weichspülerisch wirkt, sondern vielmehr sehr kraftvoll und auf den Punkt gebracht daherkommt. Wenn die treibende Akustik-Gitarre, unterstützt von gut produziertem Bass und den Drums, mal nicht das bevorzugte Arbeitsgerät Walkers ist, dann kommt auch gerne mal die Elektrische, die sonst nur unterstützend im Hintergrund und für die Soli zuständig ist, mit kompakten, knackigen Rock-Riffs zum Einsatz.
Nach dem spitzenmäßigen Opener können auch die folgenden "Something So Real", "Until We Live Again", "Sorry Just Ain't Enough" und, und, und....dermaßen überzeugen, dass sehr bald klar wird, dass Brett Walker tatsächlich ein ganz starker Songwriter ist. Und konstant ist er! Der sehr positiv überraschte Rezensent ertappte sich nämlich dabei, spätestens ab Song Nummer sieben mal nach einer Schwachstelle zu suchen. Aber...Fehlanzeige!
Brett Walker zieht seinen Stiefel voll durch und lässt kaum Anlass zur Kritik zu. Und das gilt über die gesamte Distanz der 15 Nummern. Umso erstaunlicher, wenn man dazu erfährt, dass er sämtliche Instrumente auch noch selbst übernommen hat. Von mir kommt da jedenfalls ein respektvoller Gruß in Richtung Kalifornien.
So was kann natürlich nicht von ungefähr kommen und wenn man sich die Statistik des Amerikaners ansieht, fällt einem auch fast die Kinnlade runter. Vier Platinalben als Songschreiber, dazu acht Emmys (für die TV-Soundtracks) hat der Mann im Trophäenschrank stehen. Das muss qualitativ zwar nicht immer unbedingt etwas heißen, aber beeindruckend ist das schon!
Und außerdem beweist Walker auf "Spirit Junky" auch mir seine Klasse.
Meine persönlichen Favoriten heißen "Give Me Back Tomorrow", "Sorrow Just Ain't Enough", "Living In Maybeland" und auch das abschließende Instrumental "Spirit Junky". Qualität und starke, eingängige Melodien sind aber auf jedem einzelnen Song vorhanden.
Warum also?? Warum hatte ich zuvor noch nie von diesem megaerfolgreichen und starken Singer/Songwriter gehört? In der Antwort dieser Frage ist dann auch der einzige Ansatz (!) an Kritik zu finden. Im Gegensatz zu den 'Einzelkämpfern' (was Songwriting und Billing unter dem eigenen Namen betrifft), die sich über die Jahre einen Namen gemacht haben, stellvertretend seien hier nur mal Steve Earle, Bruce Springsteen oder Tom Waits genannt (selbst wenn die musikalischen Ausrichtungen anders sind), fehlt Brett Walker ein bisschen diese umwerfende Ausstrahlung, dieses tonnenweise Charisma, das den Vorgenannten neben der Musik sicherlich mächtig behilflich dabei war, ihren Bekanntheitsgrad in die Höhe zu treiben.
Aber was soll's, insgesamt sehr starker Westcoast-Pop/Rock ohne Schmalz und doppelten Boden! Wer dieses Genre mag, kann bedenkenlos zugreifen!
Line-up:
Brett Walker (all instruments and programming)
Tracklist
01:Give Me Back Tomorrow
02:Something So Real
03:Until We Live Again
04:Round And Round
05:Sorry Just Ain't Enough
06:Hallelujah
07:Calalia
08:Waking Up The Dream
09:If You Only Knew
10:Livin' In Maybeland
11:Southern Blue Sky
12:Rights To Yesterday
13:Remind Me
14:I'm The Best
15:Spirit Junky
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