Buddy Whittington meldet sich mit seinem zweiten Album unter eigenem Namen zurück. Wurde aber auch Zeit, denn sein Debüt "Buddy Whittington" stammt aus dem Jahr 2007. Zu dem Zeitpunkt war er noch bei John Mayall & The Bluesbreakers in Brot und Geld. Bekanntlich löste Mayall die Band 2008 auf. Definitiv war Whittington die längste Zeit (1993 - 2008) bei dem Briten. Eric Clapton, Peter Green, Mick Taylor, Walter Trout oder Coco Montoya waren im Vergleich dazu nur zu einer Stippvisite bei dem britischen Talentförderer.
Im Digipak von "Six String Svengali" wird Mayall in Bezug auf Whittington zitiert: »Probably the Greatest Bluesbreaker of them all«. Na, na, darüber könnte man schön diskutieren, aber das würde hier zu weit führen, denn es geht ja um "Six String Svengali". Der Album-Titel ist doch sehr aussagekräftig. Mit 'Svengali' bezeichnet man eine Person, die eine andere manipuliert oder auf sie einen großen Einfluss ausübt.
So etwas geht nicht mit nur einer Stilausrichtung. Somit sind wir schon mittendrin in der Rezension und Musik von Buddy Whittingtons neuer Platte. Der Amerikaner spielt zwischen Tom Principato und ZZ Top sein eigenes Ding und bringt den Hörer gar nicht erst auf den Gedanken, ihn in ehemaligen britischen Fahrwassern zu sehen.
Whittington hat alle Songs selbst geschrieben und er hat eine verdammt große Bandbreite an unterschiedlich ausgerichteten Kompositionen auf Lager. Natürlich gibt es den Blues auch rockend auf die Ohren. Überrascht hatte mich auch die relative Kürze der Tracks. Der Protagonist beschränkt sich auf das Wesentliche und so kommt jede Nummer knackig daher und enthält doch alle Zutaten eines sehr guten Songs. Die im Trio eingespielten Lieder sprühen vor Spielfreude und textlich ist der in Texas lebende Künstler auch nicht gerade ein Kind von Traurigkeit.
Bei Mayall hatte Whittington seine Klasse schon oft genug unter Beweis gestellt und, nun solo, bleibt er ein Meister an seinem Arbeitsgerät. Tolle Riffs, flottes Fingerpicking, Boogie, Groove, Jazz und Country-Twang geben sich hier die Klinke in die Hand. Der rote Faden des Albums ist seine musikalische Ausrichtung in Form von Schlangenlinien. Dieser Schlingerkurs ist überzeugend und kein so einfach runtergespieltes Einerlei. An "Six String Svengali" hat der Hörer seine wahre Freude. Whittington benötigt keine tiefschürfenden Themen, um sich zu artikulieren. Die elf Songs tragen den Charakter des Gitarristen in sich und selbst mit einem Instrumental sorgt er für gute Laune. Der Hörer wird vom Start weg durch die Musik angezogen.
Die Platte hat einen tollen Klang und die Sounds des Sechssaiters sind, je nach Bedarf, unterschiedlich in Szene gesetzt worden. Klasse! Explizit besteht der Text von "Texas Trios" fast ausschließlich aus dem Aufzählen von Bands oder Musikern. Selbst so etwas macht bei Whittington Sinn. Das Stück ist ein wahres Boogie-Riff-Festival.
Wayne Six (Bass) und Schlagzeuger Mike Gage, der von Produktion bis zum Mixing die Scheibe fest im Griff hatte, sind brillante Begleiter des Schwergewichts. Whittington verfügt ebenfalls über einen unverkennbaren Texas-Stil, der auch über eine nie übertriebene Härte verfügt. Der Mann kann allerdings auch ganz anders aufspielen. Das ist gut so, denn es muss nochmals betont werden ... er setzt auf seine individuellen Qualitäten und Parallelen zu Mayalls Blues sucht man vergeblich.
Mit "Six String Svengali" ist dem Amerikaner Buddy Whittington ein sehr entspanntes Album mit einer überzeugenden Vielseitigkeit gelungen. Die Leichtigkeit, mit der die Tracks daher kommen, ist überzeugend und von vorne bis hinten macht die Platte einfach nur Spaß. Whittington ist ein versierter, auf hohem Niveau spielender Gitarrist und stimmlich kann er obendrein auch noch überzeugen. Hier klingelt der Musik-Fan definitiv nicht an der falschen Haustüre. Anspieltipps: "Ain't Got The Scratch" und "I Had To Go See Alice".
Line-up:
Buddy Whittington (guitar, vocals)
Wayne Six (bass)
Mike Gage (drums)
| Tracklist |
01:Back When The Beano Was Boss (3:48)
02:Deadwood And Wire (4:17)
03:My World Revolves Around You (3:29)
04:Ain't Got The Scratch (3:45)
05:I Had To Go See Alice (3:19)
06:Fender Champ (2:59)
07:Six String Romance (2:47)
08:Texas Trios (2:51)
09:The Put On Song (3:45)
10:For Crystal Beach (3:18)
11:While We're Here (4:02)
(all songs written by Buddy Whittington)
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