Dani Wilde zählt gerade mal zweiundzwanzig Lenze und stammt aus dem englischen Seebad Brighton. Entdeckt wurde sie von Thomas Ruf, der die Sängerin/Gitarristin auch gleich in seine Blues Caravan-Tour des Jahres 2008 mit einbaute, wo sie, zusammen mit Candye Kane und Deborah Coleman einem breiten Publikum in Europa vorgestellt wurde. Inzwischen hat sie ihr Debüt-Album Heal My Blues bei Ruf Records veröffentlicht, das sie nun auf ihrer ersten Solo-Tour durch Deutschland promoten will. Durch die Besprechung dieser Scheibe durch meinen geschätzten Kollegen Norbert hellhörig geworden, beschloss ich, mein Konzertjahr 2009 mit dieser jungen Lady ausklingen zu lassen.
Mit dabei war an diesem Abend auch Danis kleiner Bruder Will 'Harmonica' Wilde, der mit seiner eigenen Band ebenfalls gerade seine erste CD eingespielt hat und auf dieser Tour die Shows für seine Schwester supportet. Will ist noch zwei Jahre jünger als Dani, gilt aber schon jetzt als großer Anhänger der Zwölftakter-Musik der alten Meister. Was bot sich also besser an, als sich voll und ganz der Bluesharp zu widmen. Da er auch in Sachen Songwriting Einiges auf die Beine bringt, stellt er die ideale Ergänzung zu seiner Schwester dar, die er, neben seiner eigenen Gruppe, natürlich auch auf der Bühne begleitet.
Der Abend begann also mit der Will 'Harmonica' Wilde Band, die für gut dreißig Minuten neben Eigenkompositionen auch einige Klassiker von Buddy Guy und Elmore James im Programm hatten. Schnell wurde deutlich, dass Will die Bluesharp richtig gut beherrscht und außerdem über eine Stimme verfügt, die man dem mageren Schmachthaken niemals zugetraut hätte. Aus diesem jungen Musiker ist bestimmt noch eine Menge Potential heraus zu holen. Will Wilde stand ganz klar im Mittelpunkt dieses Sets und bestimmte die Szenerie. Und das völlig zu Recht, denn der Rest der Truppe, besonders die beiden Gitarristen Dan Graham und Chris Field haben noch viel Luft nach oben.
Und diese Fähigkeiten wird die Band mit Sicherheit noch abrufen. Im Moment fehlt den jungen Musikern noch das gewisse Etwas, um das Publikum mitzureißen. Die beiden Klampfer beschränken sich noch zu sehr auf die reine Begleitung ihres Frontmannes, obwohl sich ihr Blues ja förmlich für Improvisationen anbietet. Immer wieder gab es Passagen, bei denen ich ein anständiges Solo vermisste, aber ein ums andere Mal wurde ich enttäuscht, und der Titel war schon wieder zu Ende. Schade, Chance vertan! Ein weiteres Manko bei fast allen Songs war bei diesem Auftritt der - sagen wir mal - etwas eigenartige Schluss. Gerade hatte man sich so richtig in die Stücke rein gehört, da kam auch schon wieder das Aus von einem Ton auf den anderen. Auch das ist noch ein Zeichen mangelnder Routine und kann mit Sicherheit schnell behoben werden.
Nach dreißig Minuten Pause dann Dani Wilde & Band. Keine große Änderung im Line-up. Lediglich Ben Pool übernahm jetzt die Leadgitarre und ersetzte somit Graham und Field. Und dieser Mann war dann doch ein anderes Kaliber. Immer wieder gab es kraftvolle Solo-Einlagen von ihm, und auch sein Zusammenspiel mit Dani Wilde passte perfekt. Wunderbare Slow Blues-Stücke wechselten mit gefühlvollen Balladen. Auch der Boogie kam nicht zu kurz. Selbst Funkrockige Sounds wurden mit eingebaut und auch Southern Rock-Anklänge waren zu vernehmen, wobei dann Will die dritte Gitarre übernahm. Keine Frage, dass er auch dieses Instrument voll im Griff hatte.
Dani Wilde selbst war nicht nur etwas fürs Auge, obwohl ein echter RockTimer natürlich auch für solche optischen Reize durchaus empfänglich ist…! Nein, vor Allem ging mir ihre unglaublich intensive Stimme direkt unter die Haut. Und das, obwohl sie anscheinend von Halsschmerzen gehandicapt wurde, die sie immer wieder mit diversen Heißgetränken zu bekämpfen suchte. Trotzdem konnte diese Wahnsinnsröhre mit jedem Ton überzeugen. Da wurde gefaucht, geschrieen und geknurrt, sodass dem Hörer unwillkürlich die unvergessene Janis in den Sinn kam. Aber auch bei den ruhigeren Klängen kann dieser Vergleich durchaus stehen bleiben. Diese kleine Person steckt wirklich bis zur Halskrause voller Energie.
Auch an der Gitarre, ausschließlich mit Fingerpicking-Technik gespielt, gab Dani eine sehr gute Figur ab und bewies zudem sehr viel Gefühl. Sie lebte ihre Songs förmlich aus. Immer wieder schloss sie die Augen, um sich ganz und gar ihrer Musik hinzugeben. Da war nichts zu spüren von Gleichgültigkeit oder Routine. Dani Wilde weiß genau, was sie will und das merkte natürlich auch das Publikum. Ich bin immer wieder hellauf begeistert, wenn sich so junge Musiker für den Blues und Blues Rock interessieren und diese Töne auch noch perfekt umsetzen. So ist mir um das Weiterleben dieser Musik, die uns so sehr am Herzen liegt, nicht Bange.
Besonders erwähnenswert ist auch das Zusammenspiel mit ihrem Bruder, der mit der Harp in den Band-Sound passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Rau und roh, aber, wenn nötig auch leise und fast verträumt, Will deckt alle Songs perfekt ab. So und nicht anders muss der Blues klingen.
Auch am Gesang ist der kleine Bruder ab und zu beteiligt und sorgt so dafür, dass der Gig noch eine Spur vielseitiger wird. Und das kann ja bekanntlich nie schaden.
Höhepunkt des Konzertes war eine gemeinsame Runde von Ben Pool und Will Wilde durch alle Ecken und Winkel der Bluesgarage, bei der sich Gitarre und Harmonika ständig beim Solieren abwechselten. Diese Einlagen kommen immer wieder gut beim Publikum an und wurden auch an diesem Abend heftig abgefeiert.
Als Fazit dieses Konzertabends kann man festhalten, dass hier eine richtig starke Shouterin ihre Visitenkarte abgegeben hat, die sicherlich noch sehr viel erreichen kann und mit ihrem Bruder Will ein ganz großes Talent mit dabei hat, der sich über kurz oder lang ebenfalls fest in der Szene etablieren wird.
Vielleicht ist es später dann auch möglich, die Gesamtspielzeit des Gigs noch etwas auszudehnen, denn zwei Stunden für beide Bands zusammen ist sicherlich noch ausbaufähig.
Übrigens lief auf der Rückfahrt von diesem Konzert eine Live-CD von Dana Fuchs im Auto. Und das wird die nächste Rock-Lady, die ich mir Anfang des nächsten Jahres anhören werde. Ich glaube, da steht ein weiterer Höhepunkt auf meinem Dienstplan.
Will 'Harmonica' Wilde Band:
Will 'Harmonica' Wilde (harp, vocals)
Johnny Chase (bass)
Mark Earl (drums)
Dan Graham (guitar)
Chris Field (lead guitar)
Dani Wilde Band:
Dani Wilde (vocals, guitar)
Will 'Harmonica' Wilde (harp, vocals, guitar)
Johnny Chase (bass)
Mark Earl (drums)
Ben Poole (lead guitar)
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