Welch eine Achterbahnfahrt! Etwas überspitzt gesagt gibt es in der 1986 gestarteten Platten-Karriere des Joe Louis Walker wohl kaum ein Label, das er ausgelassen hat. Hightone, Polygram, Verve oder Telarc sind nur einige davon. Nun ist der mittlerweile über sechzigjährige Umtriebige bei Bruce Iglauers Alligator Records unter Vertrag. Ein Geheimnis bleibt, für wie viele Scheiben der Kontrakt unterschrieben wurde.
Neues Label ... neue Ideen, neue Fantasien? Arbeiter-Blues im maßgeschneiderten, feinsten Zwirn? So zeigt sich Walker zumindest rein äußerlich. Aber bekanntlich muss der Blues von ganz tief unten kommen, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Seele, die bei Bluesern normalerweise mehr wiegt als bei anderen Musikern.
Beim Auftakt-Album für Alligator Records hat er schon richtig gute Musiker an seiner Seite. Der vielgefragte Session-Mann Reese Wynans ( Tab Benoit, Buddy Guy, Captain Beyond, Ian Moore, Storyville, Stevie Ray Vaughan) spielt Piano und die Hammond-Orgel. Da gibt es wohl kaum jemanden, der den Klang des letztgenannten Instruments nicht mag. Am Schlagzeug sorgt kein Geringerer als Tom Hambridge (unter anderem Shemekia Copeland, Peter Malick, Delbert McClinton, Susan Tedeschi, Johnny Winter) für den guten Rhythmus. Den Tieftöner bedient Tommy MacDonald ( George Thorogood) und Rob McNelley ( Tinsley Ellis, Toby Keith, Dolly Parton) sorgt an der Gitarre für weiteren Dampf. Da kann man nicht meckern und die Sängerin Wendy Moten hat auch schon viele namhafte Künstler auf ihrer langen Liste. Außerdem singen noch The Jordanaires auf zwei Tracks und eine dreiköpfige Bläser-Abteilung macht auch noch mit.
Es ist also vom Feinsten angerichtet. Die Songs stammen zum größten Teil aus der Feder des Protagonisten. Hambridge, ebenfalls für die Produktion zuständig sowie Tom Fleming hatten auch den Stift gespitzt und der elfte Track auf der Platte ist eine Fremdkomposition von der Country-Koryphäe Hank Snow. Seinen Song "Movin' On" (oder auch "I'm Moving On") hat Walker zu einem schönen Boogie umarrangiert. Covern kann er, der Joe Louis.
Elektrisch ist der Blues auf vorliegender Platte und der kann auch durchgehend elektrisieren. Es gibt einige besondere Blitzlichter wie zum Beispiel die wunderschöne Ballade "What's It Worth" mit einem herrlich trommelnden Hambridge und über eine ordentliche Dynamik verfügt der Slow-Song obendrein auch noch. Den Funk hat er natürlich ebenfalls drauf und der hört auf den Namen "Don't Cry". Hier sind es The Jordanaires, die dem Track ein tolles Soul-/Gospel-Flair verpassen. Klasse!
Der Protagonist mischt die 12-Takter-Beigaben wie Funk, Soul, Rock oder Gospel auf eine besondere Art und Weise und ganz gemäß "Hellfire" geht hier auch ordentlich die Post ab. Walker klang kaum so frisch und gut wie auf diesem Album. Diese furiose wie ruhige Platte muss in einem Atemzug mit "The Gift" (1988), "Blue Soul" (1989), "Preacher & The President" (1998) oder "New Directions" (2004) genannt werden und live ist er eh eine Bank.
Von den Song-Titeln her könnte der Kontrast zwischen der Komposition "Hellfire" und "Soldier For Jesus" (Walker, der Prediger) nicht größer sein. Im letztgenannten Track sind The Jordanaires nochmals mit von der Partie und hier passen die Gospel-Vocals noch besser ins Konzept als bei "Don't Cry". "Too Drunk To Drive Drunk" ist Walkers Rock'n'Roll und die Bläser-Abteilung hat (leider) nur begleitende Funktion. Da hätte man sich hier oder in "I Know Why" schon ein Blech- oder Holz-Instrumentensolo gewünscht.
"Ride All Night" wird dann doch zu einem Sodbrenner, denn Walker lehnt sich zu sehr in Richtung Rolling Stones aus dem Fenster. Ansonsten ist er mit "Hellfire" in genau der richtigen Spur und man darf hoffen, dass er durch den Label-Wechsel zu weiteren tollen Taten bereit ist.
Line-up:
Joe Louis Walker (guitars, slide guitar, harmonica, vocals)
Rob McNelley (electric guitar)
Reese Wynans (piano, Hammond B3)
Tommy MacDonald (bass)
Tom Hambridge (drums, percussion)
With:
John D'Amato (second guitar solo - #11)
Matt White (trumpet - #7,8)
Roy Agee (trombone - #7,8)
Max Abrams (saxophone - #7,8)
Wendy Moten (backing vocals - #3)
The Jordanaires (backing vocals - #6,10)
Tracklist |
01:Hellfire [Walker/Hambridge/Fleming] (4:48)
02:I Won't Do That [Hambridge/Fleming] (5:01)
03:Ride All Night [Walker/Hambridge/Fleming] (4:24)
04:I'm On To You [Hambridge/Fleming] (3:30)
05:What's It Worth [Hambridge/Fleming] (6:17)
06:Soldier Of Jesus [Walker] (5:50)
07:I Know Why [Walker] (5:13)
08:Too Drunk To Drive Drunk [Walker/Russo] (3:57)
09:Black Girls [Walker/Russo] (5:23)
10:Don't Cry [Walker] (5:00)
11:Movin' On [Snow] (4:35)
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