Am 20.11.1947 erblickte Joey Walsh in Wichita, Kansas, das Licht der Welt. Schon als Kind interessierte er sich für Musik, vornehmlich klassische, die seine Mutter leidenschaftlich auf dem Klavier spielt. So verwundert es kaum, dass er in den ersten Schuljahren Oboe und Klarinette lernte. Bald spielte er dann aber trotz klassischer Ausbildung in einer Highschool-Band die Songs der Hitparade nach.
Der durch den Boom der britischen Bands ausgelöste Hype erreichte auch den Mittelwesten der USA so schnell wie den Rest der Welt, während Joey seinen Vornamen gegen die Kurzfassung tauschte. Er schloß sich den Nomads an, die den Hitparadenpop hinter sich ließen und sich aufs Nachspielen von Songs der Stones und ähnlicher Kaliber spezialisierte. Joe an der Gitarre? Weit gefehlt, er spielte Bass...
Erst auf dem College wechselte er zur Gitarre bei seiner neuen Formation Measles und lernte schnell, damit zu brillieren. Seine Fähigkeiten sprachen sich in Windeseile herum, was ihm die anerkennende Bezeichnung »Phantom of Kent State« einbrachte. Aber auch diese Band währte nicht sehr lange und Joe sah einer ungewissen Zukunft entgegen.
Lange musste er sich allerdings keine Gedanken machen. Jim Fox, der Drummer einer neuen Band, die sich nach Jesse and Frank James, den legendären Western-Banditos, The James Gang nannte, lud Joe ein, als Gitarrist einzusteigen. Für alle Rockfans ein Glücksfall der Geschichte...
Unter der Regie des noch unbekannten Produzenten Bill Szymczyk, der seine ersten Erfahrungen sammelte, (und nach Glyn Johns später als Klang-Guru der Eagles und vieler anderer Interpreten technisches Meisterwerk an Meisterwerk reihte) spielten Joe, Jim Fox und
Tom Kriss (Bass) für ABC ihr Debütalbum ein, das neben selbstgeschriebenem Material auch Reminiszenzen an die Großen jener Zeit enthielt: Neben Buffalo Springfields "Bluebird" findet sich auch ein auf zehn Minuten gedehntes "Lost Woman" der Yardbirds, mit hammerharten und messerscharfen Soli jeweils von Gitarre, Bass und Drums.
Als Support für die Who in Pittsburgh überzeugten sie Pete Townshend so sehr, dass er bei seinem Management durchsetzen konnte, James Gang für eine anstehende Tournee in England zu verpflichten. Pete Townshend war vor allem von Joe Walsh so angetan, dass er ihm ein paar Tannoy-Lautsprecher schenkte, absolutes High End am Übergang der Dekade. Wie auch immer, wegen der Unterstützung des Who-Gitarristen waren James Gang in aller Munde.
Nachdem Kriss ausgestiegen war, besetzten sie den Posten mit Dale Peters und widmeten sich ihrem zweiten Album, sinnigerweise "Rides Again" betitelt. Dies wurde eine ganz besonders angesagte Platte - übrigens eine meiner Inselplatten - mit starken Songs, in der sich jeder der drei jungen Musiker auszeichnen konnte, darüber hinaus wußten sie aber auch als Einheit zu gefallen. Das geile Gitarrenintro in den Longplayer ("Funk #49") ist auch heute noch so gerne gehört wie das lange "The Bomber", in dem Joe Walsh mal eben locker vom Hocker minutenlang auf seiner Gitarre über das Thema von Maurice Ravels "Bolero" referiert. Sowohl "Tend My Garden" und vor allem das mit akustischer Gitarre und Streichern perfektionierte und unter die Haut kriechende "Ashes, The Rain And I" machten den hohen spieltechnischen Standard der Band deutlich.
1971 erschien das dritte Studioalbum "Thirds" mit dem Hammersong "Walk Away", ein Song, der für immer in die Annalen einging. Ein Übersong, der in knapp über drei Minuten alles auf den Punkt bringt und ohne den Joe Walsh selbst im neuen Jahrtausend kein Konzert bestreiten kann. Aber es gab auch sehr sozialkritische Themen ("White Man/Black Man"), die da vertont wurden. Allerdings war diese Platte mit ihren meist ruhigen, von Steel-Gitarren und Streichern durchsetzen Klängen nicht mehr das, wofür James Gang eigentlich stand, obwohl es ein durchaus in sich stimmiges Werk mit hervorragender Instrumentierung war. Die Platte hatte nicht weniger Flair als das überragende Byrds-Album Untitled, die Fans vermissten aber wohl die bekannte rauhe Seite von James Gang.
Nach dem Beitrag zum Soundtrack des Films "Zachariah" stieg Joe Walsh aus und wurde zuerst durch den Kanadier Donnie Troiano und später durch Tommy Bolin ersetzt, ohne dass die Band jemals wieder diesen Erfolg gehabt hätte.
Die Plattenfirma schob jedoch noch schnell einen Beweis der Live-Fähigkeiten von James Gang mit Joe Walsh nach. Dieses in der Carnegie Hall in New York City mitgeschnittene Live-Album avancierte dann wiederum zum Kultobjekt, und daraus sind die schweren Hammondsounds der ineinander übergehenden Songs "Take A Look Around" und "Tend My Garden" sowie die über 17 Minuten lange Jamversion von "Lost Woman" in bester Erinnerung geblieben. "Stop" mit seinem schwerem Gitarrensound als Einstieg in das Album zwingt ebenso unweigerlich den Daumen nach oben wie "Ashes, The Rain And I", in dem James Gang mit dem rein akustischen Vortrag der Gitarren von Peters und Walsh punkten können. Ob Joe Walsh sein "Walk Away" jemals wieder so heftig auf der Bühne spielte wie hier mit seinen Buddies der »Gang«? Ich jedenfalls kenne keine Liveaufnahme dieses Songs, die an die Power dieses 1971-er Mitschnitts rankommt... Die fetten Basslinien von Dale Peters dürften eine Menge aktuelle Basser inspiriert haben, auch gerade jene, die sich im Gov't Mule-Umfeld befinden und Jim Fox haut auf die Felle, als sei er der Bruder von John Bonham... Eine Präsentation der drei jungen Musiker, über deren Songideen und Ausarbeitungsfähigkeiten von Fremdmaterial der Hörer selbst heutzutage noch staunt... It's only Rock'n'Roll, but I like it!
Hinweis für die Interessenten: Bei allen James Gang-CDs sollte man sich vor dem Kauf unbedingt davon überzeugen, die Remasterausgaben zu erwerben, die klingen einfach wesentlich besser! Deshalb Vorsicht bei eBay, wo auch viele der alten, muffig tönenden CD-Erstauflagen angeboten werden. Leider hat man es versäumt, den Remasters irgendwelche Bonustracks zu spendieren. Das Kultalbum "James Gang Rides Again" bringt es damit weiterhin auf nur knapp 34 Minuten. Davon ist allerdings jede Sekunde hörenswert, ohne jegliches Füllmaterial, ähnlich den Platten von Creedence Clearwater.
Joe war schon Monate vorher der Wunschkandidat von Steve Marriott, um Peter Frampton in Humble Pie zu ersetzen. Er sagte noch während seiner James Gang Zeit ab und begann nun, eine Solokarriere zu planen. Und die wurde ein voller Erfolg - kein Wunder, bei seiner Begabung und musikalischer Ausbildung. Aber zuerst kam es doch anderes.
Statt solo zu arbeiten, gründete er mit Joe Vitale (drums) und Kenny Passarelli (bass) das Trio Barnstorm und scharte hervorragende Musiker aus Steven Stills' Band Manassas um sich. Diese Formation spielte dann ihr erstes Album ein, aber Joe Walsh wollte seinen Namen nicht auf dem Plattencover sehen und erkannte die Platte nur als Bandprodukt an. So erschien "Barnstorm" in ihrer ersten US-Ausgabe ohne seinen Namen auf der Coverabbildung zu nennen. Die ist mittlerweile ein gesuchtes Objekt, denn das Label setzte eine Änderung durch, so dass man seitdem unter dem Bandnamen auch Joe Walsh liest. Obwohl dies eine Platte der Band Barnstorm war, plazierte das Probe-Label den bekannten Namen des Gruppenstars in einer neuen Auflage einfach darunter und das ist bis heute so geblieben. Musikalisch war das Album ein nicht erwartetes Kleinod, das mit komplexer Instrumentierung und auch ruhigen Songs aufwartete. Und hier ist auch erstmals ein weiterer unsterblicher Song von Joe Walsh zu hören: "Turn To Stone" als Blaupause für die zwei Jahre später auf "So What" veröffentlichte Endfassung. Hier ungeschliffen, und das tut dem Track hörbar gut.
Auf der nächsten Platte "The Smoker You Drink, The Player You Get", wiederum mit nahezu den gleichen Musikern eingespielt, (nun aber eindeutig als Soloalbum gekennzeichnet) stellte er einen weiteren immergültigen Song vor: "Rocky Mountain Way" - wie gut erinnere ich mich daran, durch die Rockies zu fahren und im Radio genau diesen Song zu hören, wenn auch fast drei Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung - diese über fünf Minuten Musik wurden von einer unüberschaubaren Menge von Interpreten gecovert. Insgesamt ein Album, das Joe Walsh als den Multiinstrumentalisten zeigte, der er auch war und ist.
Nach zwei Jahren Studiopause kommt dann 1975 eines seiner bis heute besten Werke auf den Markt. "So What" überzeugte in jeder Hinsicht. Wie oben schon angemerkt, findet man hier die endgültige Fassung von "Turn To Stone" und auch "Time Out" rockt richtig. Er zeigt auch erneut seine Vorliebe für Klassik und spielt auf dem Moog-Synthesizer "Pavane pour une infante défunte" von - wem sonst - Maurice Ravel. "Help Me Through The Night" und "County Fair" sind weitere Highlights. Unterstützung hatte er auch von Don Henley, Glenn Frey und Randy Meisner von den Eagles. Und dies sollte in der Zukunft eine riesige Auswirkung auf die Populärmusik Amerikas haben...
Zu dieser Zeit tourte Joe viel und hatte sich für die Bühne eine Band zusammengestellt, die aller Ehren wert war. Neben Joe Vitale an den Drums spielten auch Dave Mason (Ex-Traffic), Jay Ferguson sowie Don Felder von den Eagles an der zweiten Gitarre, der hier zum ersten Mal, danach immer wieder auf Produktionen von Joe auftauchte (und immer auch selbst Spitze war)! Die zum Teil langen Interpretationen seiner Songs kamen hervorragend in der Live-Atmosphäre auf "You Can't Argue With A Sick Mind", ungekünstelt und immer mitreissend. Eine der wirklich guten Liveplatten der Rockmusik, wenn sie auch leider recht kurz ist.
Ende 1975 stieg Bernie Leadon bei den Eagles aus. Die waren bekanntermaßen zu jenem Zeitpunkt die sich in jeder Beziehung auf dem höchsten Gipfel befindlichen Superstars, die mit legendären Kokainpartys und unheimlichem Frauenverschleiß dem dekadenten Lebensstil der Reichen in Southern California fröhnten. Die im Umfeld der Band bekannten Songwriter John David Souther und vor allem der Komponist ihres ersten Hits "Take It Easy", Jackson Browne, waren die erste Wahl, beide wollten jedoch nichts davon wissen. Also fragte man mal vorsichtig bei Joe Walsh an und der war nicht abgeneigt, sich zu Sessions einzufinden, während denen er dann als Mitglied der »Country Rock-Götter« vorgestellt wurde.
Die ersten Früchte dieser neuen Eagles bescherte der Welt ein Monsteralbum! "Hotel California" ist nach allen Maßstäben eine Superlative und vor allem Joes Solo im fast klassisch zu nennenden Gitarrenduell mit Don Felder im Titelsong wird keiner vergessen, der es jemals gehört hat. Selbst der in dieser Musik unverdächtige Komponist und Dirigent Leonard Bernstein bescheinigte 1977 dem Song, ein neuer »Klassiker« zu sein.
Das ein Jahr spätere und kommerziell noch erfolgreichere, wenn auch doch eher enttäuschende Eagles-Album "The Long Run" bestätigte Joe, dass es für ihn das Beste war, parallel solo aktiv zu sein. Die Eagles veröffentlichten 1980 noch ein Live-Doppelalbum (mit dem *genialen* "Seven Bridges Road"), auf dem auch ein Walsh-Song prominent vertreten war. Zudem stellte er sich (ebenfalls für immer in Rillen gepresst) als Bewerber zum Präsidentschaftskandidaten vor. Das fasst man schnell als Scherz auf, aber er meinte es todernst und hatte in seinem Wahldistrikt im Orange County, California, auch die Nase vorn...
Das auf dem Eagles Livealbum eingespielte "Life's Been Good" von seinem '78-er Album "But Seriously Folks" bringt den Schalk auf der Studioplatte noch besser heraus. Welch trockener Humor über die Dekadenz der Zeit, die er selbst (mit-)lebte:
I got a manson, forget the price
ain't never been there, they tell me it's nice
I live in Hotels, tear up the walls
I have accountants pay for it all
...
My Maserati does 185
I lost my license, now I don't drive
I have a Limo(sine) brought in the back
I lock the doors in case I'm attacked
...
I go to Parties sometimes until four
It's hard to leave when you can't find the door
Und all dies zwingender in Rockmusik verpackt als der schon flügellahme Adler das konnte oder wollte. Die Herren der Eagles waren teilweise dem Größenwahn in Verbindung mit Koks verfallen. (s. "Take it io the Limit" von Marc Eliot, ISBN: 0-316-23370-6). Keine gute Zusammenstellung... Joe Walsh hingegen, der sich weder dem einen noch dem anderen wirklich hingab, war auf einem persönlichen Höhepunkt! Der Quatsch am Ende des fast neun Minuten langen Songs gehört natürlich dazu!
Joe Walsh pflegte intensive Freundschaften zu Kollegen und Kolleginnen, vor allem zu Stevie Nicks, die stark kokainsüchtig war. Diese Beziehung mit der Ikone der post-Blues Fleetwood Mac und Mitte/Ende der 70-er zur erfolgreichen Poptruppe mutierten Band mit den langen Gesprächen, in denen er aufrüttelte, und auch dem Druck, den er aufbaute, halfen ihr letztendlich auch, ihre Sucht aktiv zu bekämpfen und sie in der Betty Ford-Klinik abzuschütteln. Wer kennt nicht die Geschichten, in denen sich Stevie Nicks ihren Stoff von ihrer Haushaltshilfe anal verabreichen ließ, weil ihre Nasenschleimhäute schon zu beschädigt waren... überall nachzulesen.
Hier hatte Joe Walsh einen nicht zu unterschätzenden Einfluß, nicht nur auf sie, sondern auch auf eine Menge anderer und viele haben es mit seiner Hilfe auch geschafft, sich von der Geisel zu befreien. Joe Walsh als wahrer Freund, einer, der nicht nur labert, sondern auch handelt, hielt sich selbst mit Drogen stark zurück. Er trank lieber Bier, davon aber viel...
Auszug aus einem Interview mit der Salt Lake City Weekly:
Interviewer: »So, years ago in Park City, you played 20 minutes said, "Hang on - I gotta take a piss" and left, never to return?«
Joe Walsh: »Oh, no. I didn't do that. And I don't drink anymore - it's been eight years. I drank enough beer for the rest of the human race for the next 20 years, but I never went pee and never came back.«
Interviewer: »When you get to Salt Lake, wanna go bowling?«
Joe Walsh: »Alright, that sounds good. Either bowling or miniature golf. If you're around at the show, introduce yourself. Tell 'em you're my cousin. That usually works.« Der bekannte Walsh'sche Humor eben...
Es vergingen fast drei Jahre bis "There Goes The Neigbourhood", das 1981 erschien. Mit Timothy B. Schmit, seinem alten Kumpel der Eagles (der 1977 von Poco kam und Randy Meisner ersetzte) und David Lindley schlug die Platte im Großen und Ganzen in die selbe Kerbe wie der Vorgänger, jedoch um die genialen Tupfer aus Lindleys Violine - nicht Slide! - geschmackvoll erweitert. Mit feinen Soli geradezu gespickt, war dies eine zu Beginn der 80-er mit ihrer Stagnation ein mehr als befriedigendes Werk. Der eine oder andere Song hätte auch jedem Eagles-Album gut zu Gesicht gestanden.
1981 half er John Entwhistle - dem leider 2005 mit gerademal 53 Jahren viel zu früh gestorbenen - Bassisten der Who, dessen Album "Too Late The Hero" aufzunehmen. Joe Walshs Slideeinlagen, seine akustische Gitarre und vor allem aber seine E-Gitarre machten das Album einer der besten Basser des Rock zum Knüller und war durch seinen Einsatz fast eine neue eigene Soloplatte. Ein Jahr später war er auch als Produzent mit "Old Wave" beschäftigt, einem Plattenprojekt für keinen geringeren als Ringo Starr. In der Garde der Stars ist sein Beitrag zwar auf wenige Einlagen beschränkt, aber wie gewohnt geschmackvoll. Diesmal klang es nicht wie ein Joe Walsh-Album, sondern eben wie eine Ringo-Platte.
Neben dem Engagement für Ringo Starr tourte er wieder äußerst erfolgreich mit der Truppe Joe Joe & Chocolate Waddy durch die USA. Was für ein seltsamer Bandname, Joe, oder? ... zusammengesetzt aus Joe (Walsh), Joe (Vitale), George 'Chocolate' (Perry) und Waddy (Wachtel). Bemerkenswerter Weise spielten die vier eine Menge alter James Gang-Sachen und fast nie einen Eagles-Song.
Ein neues Opus war auch in Planung, das dann 1983 als "You Bought It: You Name It" erschien. Er stieg gleich mit einer scharfen Slide-Einlage des Openers "I Can Play That Rock & Roll" ein. Im weiteren Verlauf hört man dann Funk- und Reggae Klänge, die immer wieder von geilsten Slidegitarren durchzogen sind. Überhaupt Slide-Gitarre... hier zeigt er seine absolute Meisterschaft mit dem Hälschen auf den Saiten (wenn er denn nicht was anders benutzt hat). Trotzdem: Das Album ist recht zeittypisch für 'normale' Rockmusik und Leute, die schon 10 Jahre vorher aktiv waren. Brauchte man das überhaupt? Damals mangels besserer neuer Sachen ja, im nachhinein: Nö... wenigstens war es kein Ausfall.
"The Confessor" erschien 1985 und manchmal ist es Overkill, meiner Meinung nach. Orchestrale Arrangements als Gestaltungsmittel sind ja durchaus ok, aber man kann es auch übertreiben ("Bubbles"). Mit "15 Years" allerdings kann man sich heutzutage noch versöhnen, that's Rock! Überhaupt rockt Joe Walsh gerade auf diesem mid-80-er Album gehörig. Das trifft für den Nachfolger "Got Any Gum?" nicht mehr so zu. Hier geht es für meinen Geschmack zu sphärisch zu, zu bemüht, zu wenig Rock und zu viel Gedudel. Auch der Nachfolger "Ordinary Average Guy" von 1991 gehört leider in diese Kategorie. Und völlig zu Recht monieren auch andere die Tiefpunkte. Aber war das nicht sowieso in der schwächsten Dekade der Rockmusik, (die 80-er Jahre) mehr oder weniger so?
Der Titel der 1992 erschienenen Platte "Songs For A Dying Planet" ließ sicher auf weiteres politisches Engagement von Joe Walsh schließen und in "Vote For Me" kündigte er seine Kandidatur zum Vizepräsidenten an. Er sagte über seinen Konkurrenten um die Vizepräsidentschaft, Al Gore: »This Guy I can top«, aber am Ende hatte er erwartungsgemäß das gleiche Ergebnis wie 12 Jahre zuvor... damals machte Ronald Reagan das Rennen, diesmal konnte er sich nicht gegen den Anwalt aus Tennessee durchsetzen.
Das Album bot Songs, die versuchten, mit Elektronik eine 'schottische Atmosphäre' aufzubereiten ("Decades") - musikalisch peinlich, sorry. Noch doller ist dann "Scenes From Baroque Weirdos" - ziemlich, wie soll man sagen - durchgeknallt. "Weirdo" (zu deutsch: 'seltsam' oder auch 'abgedreht') macht seinem Namen alle Ehre. Schwamm drüber!
Zu jener Zeit übernahm er jede Menge 'Jobs' im Studio befreundeter Kollegen und ist mit seinen Künsten auf zahlreichen Platten zu hören. Nebenbei hielt er seine Fingerfertigkeiten auch bei der Ringo Starr Allstar Band aufrecht, man bestritt gemeinsam eine (sogar sehr erfolgreiche) Tournee. Aber irgendwie war alles kein Feuer mehr, alles schwelte nur noch. Bis...
... ja bis es die Eagles Reunion gab. Und die 1994 erschienene "Hell Freezes Over" der Eagles mit ihren größten Hits live, aber fast rein akustisch eingespielt, überraschte alle. Man war wegen der spieltechnischen Klasse regelrecht hingerissen (denn gerade auf akustischen Gitarren hört man, wer was kann oder auch nicht). Diese Platte kann zwar nicht die Arrangements der Originalsongs übertreffen (das wird und kann auch nie so sein!), zeigte aber ganz neue Schattierungen, die mit solch guter Musik auch gezeichnet werden können. Ein beeindruckendes Statement in Musik, und neben allen anderen Adlern, besonders von Joe Walsh. Die Eagles sind auch im neuen Jahrtausend noch auf den Bühnen der Welt zu finden...
In Retrospekt darf man also durchaus sagen, dass sich Joe Walsh nicht nur durch seine jahrzehntelange Präsenz mit einflußreichsten Gitarrenklängen für immer im Gehör der Rockfans eingebrannt hat, sondern er war (und ist!) auch Vorbild für junge Leute, die in diesem Business neu anfangen. Eine viel bessere Referenz können die im Rockzirkus kaum finden!
Danke, Joe Walsh, für all die tollen Klänge und vor allem deinen Humor. Es macht immer wieder Spaß, dir zuzuhören!
Diskographie |
Mit The James Gang:
Yer Album (1969)
Rides Again (1970)
Thirds (1971)
Live In Concert (1971)
Solo-Alben:
Barnstorm (1972)
The Smoker You Drink, The Player You Get (1973)
So What (1975)
You Can't Argue With A Sick Mind (1976)
But Seriously Folks (1978)
There Goes The Neighborhood (1981)
You Bought It: You Name It (1983)
The Confessor (1985)
Got Any Gum? (1987)
Ordinary Average Guy (1991)
Songs For A Dying Planet (1992)
Mit The Eagles:
Hotel California (1976)
The Long Run (1979)
Live (1980)
Hell Freezes Over (1994)
Farewell Tour Part 1 (2005) - Doppel-DVD
Mit Joe Vitale:
Plantation Harbor (1981)
Mit John Entwhistle:
Too Late The Hero (1981)
Mit Ringo Starr:
Old Wave (1982)
Ringo Starr & his Allstar Band (1990)
... und zahlreiche andere Platten von Kollegen,
auf denen er mit seinen Gitarrenkünsten zu hören ist.
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