Joon Wolfsberg / Wonderland
Wonderland Spielzeit: 45:15
Medium: CD
Label: Cow Universe Records, 2012
Stil: Rock, Singer/Songwriter

Review vom 02.06.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Was kommt dabei heraus, wenn die deutsche Künstlerin Joon Wolfsberg zusammen mit dem Pearl Jam-Gründungsmitglied Dave Krusen und den beiden Blind Melon-Leuten Christopher Thorn beziehungsweise Brad Smith Musik macht? "Wonderland" - und dieser Albumtitel ist wörtlich zu nehmen.
Die zwanzigjährige Wolfsberg wurde in der Domstadt geboren und lebt mittlerweile in Erfurt. Zwischen ihrem sechsten und achtzehnten Lebensjahr hatte sie an der Erfurter Musikschule Klavier-, Schlagzeug- und Gesangsunterricht. Als Autodidaktin brachte sie sich das Gitarrespielen bei und 2008 komponierte sie ihre ersten Lieder. Als Straßenmusikerin sammelte sie erste Erfahrungen und bereits mit sechzehn Jahren war sie im Line-up diverser Songwriter-Festivals zu finden. Für die Aufnahmen ihrer Debütplatte "Made In USA" war Wolfsberg Anfang 2011 in Nashville und im Mai des Jahres wurde der Tonträger veröffentlicht. Mit "Wonderland" geht es nun quasi Schlag auf Schlag.
Vorliegendes Album wurde mit hochkarätigen Musikern ebenfalls in Nashville eingespielt. Man traf sich in Zach Allens The Tracking Room. Dort gaben sich bereits so einige Künstler die Klinke in die Hand: unter anderem die Beach Boys, Brooks & Dunn, Delbert McClinton, Waylon Jennings, Willie Nelson, U2, Keith Urban oder Gretchen Wilson.
Das hohe Niveau der Platte beginnt bereits bei den Song-Ideen, denn zusammen mit ihrem Vater Joe schrieb Joon alle zwölf Nummern. In "Cash & Dylan" gibt es einige Texte-Zitate von Johnny Cash und Bob Dylan.
Auch im Country-Outfit trifft Wolfsberg mit der gerade erwähnten Komposition und dem letzten Track voll ins Schwarze. Sie zeigt, wie wandlungsfähig die noch junge Künstlerin ist. Joon passt in fast jedes musikalische Kleid. Die Scheibe ist voller wunderschöner Überraschungen. So ist bei "Cash & Dylan" nicht nur Christopher Thorns Gitarren-Solo sondern auch sein klasse Harp-Solo bemerkenswert.
Die "Wonderland"-Vitalität fließt aus allen möglichen Richtungen ins Ohr des Hörers. Prägend sind Wolfsbergs sympathisch-flexible Stimme und die musikalische Ausschmückung durch die Begleitmusiker, bei denen alle ihren Teil um Gelingen der Tracks beitragen. Da ist es nicht nur ein Thorn, der mit seiner zündenden E-Gitarre stets zur Stelle ist. Dave Krusen stellt sein Können durch rhythmische Feinheiten unter Beweis. Der Brad Smith-Bass pumpt herrlich melodiös aus dem Hintergrund und dann ist da noch ein Frank Ortegel, der an der Akustischen beziehungsweise zweiten E-Gitarre für herrliche Fülle sorgt. Auch der Studio-Besitzer ist mit von der Partie. Zach Allen hat es sich nicht nehmen lassen, einige Tracks mit seinem Hammond-Sound zu versüßen.
Von melancholisch-nachdenklichen Balladen bis hin zu mächtig rockenden Nummern wie dem Titeltrack "Wonderland" ist quasi alles vertreten. Wenn Vielseitigkeit einen Namen hat, dann ist es dieses Album.
Die zwölf Kompositionen haben die Power von zwei Herzen. Intensität gepaart mit einem spürbaren Hang zur Melodie sind weitere Belege für zauberhafte Musik. Selten hat man das Gefühl, dass nach den ersten Songs nichts mehr schief gehen kann. Nummer für Nummer wartet man sehnsüchtig darauf, mit welcher Überraschung Wolfsberg & Co. im nächsten Track aufwarten werden. "Wonderland" ist so überzeugend und macht den Hörer süchtig nach weiteren Durchgängen. Auch beim x-ten Spin büßt das Dutzend Songs nichts an Qualität ein.
Vom relaxtem Groove über richtig rockende Rhythmik bis hin zu nachdenklichen Nummern wie der Antikriegs-Hymne "Darkness" ist alles vertreten. Die Protagonistin spielt sich in einer kaum für möglich gehaltenen Geschwindigkeit unter die Haut des Hörers und die Kompositionen haben auch noch einen verdammt guten Haftungseffekt im Gehirn. Die Künstlerin hat eine Stimme mit der sie ein ums andere Mal punkten kann. Damit befindet sie sich auf Augenhöhe mit den ganz großen Leuten des Business.
Die musikalische Wundertüte "Wonderland" ist ein ganz starkes Album und damit katapultiert sich Joon Wolfsberg nach ganz oben, in die Nähe des musikalischen Gipfels des massiven Singer-Songwriter-Bergs, dort, wo die Luft verdammt dünn wird. Die deutsche Künstlerin ist eine echte Entdeckung und Bereicherung der Musik-Szene. Da müssen die Konkurrenten schon einmal in ihrem Kleiderschrank nach der Winterkleidung schauen, um sich warm anzuziehen. Lieblingssongs? Die Auswahl ist groß und alle Lieder haben ihre individuellen Vorzüge. Den Musikfans, die hier nicht fündig werden, kann man nicht mehr helfen.
Das Album ist eine beeindruckende Bereicherung der Musiklandschaft. Ein großes Lob nach Erfurt... Von Joon Wolfsberg wird es definitiv noch viel Positives zu vermerken geben und hoffentlich wird sie mit den "Wonderland"-Songs auch bald auf den Bühnen in unseren Breitgraden zu hören sein. Für 2012 ist eine Tour in Planung.
Line-up:
Joon Wolfsberg (vocals, whistle, kazoo, background vocals)
Christopher Thorn (electric guitars, harmonica)
Frank Ortegel (Wurlitzer, acoustic guitar, mandolin, 2nd electric guitar - #2, 3rd electric guitar - #4,10, background vocals)
Zach Allen (Hammond B3, background vocals, 2nd background vocals - #3)
Brad Smith (bass, upright bass, baritone ukulele, congas, tambourine, background vocals)
Dave Krusen (drums, shaker, bongos, percussion)
Billy Davis (background vocals)
Stacie Lynn (main background vocals - #6)
Tracklist
01:Big Fish (5:45)
02:Darkness (3:30)
03:Wonderland (3:59)
04:Nothing To Lose (3:21)
05:Hang Me Up To Dry (3:14)
06:Love To Laugh (2:50)
07:I Would Lie (4:43)
08:Say Yes (4:17)
09:Free Your Mind (2:49)
10:Painter (3:48)
11:Can't Get Me Down (3:52)
12:Cash & Dylan (3:08)
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