Jutta Weinhold / Read Between The Lines
Read Between The Lines Spielzeit: 49:03
Medium: CD
Label: A1 Records (Sony), 2010
Stil: Rock

Review vom 25.09.2010


Markus Kerren
Nur für den Fall, dass einem der Name Jutta Weinhold bisher noch nicht begegnet sein sollte: Die in Mainz geborene Sängerin startete ihre Karriere mit Musical-Aufführungen, bis sie in der zweiten Hälfte der Siebziger die Solo-Alben "Coming" (1976) und "Jutta Weinhold" (1978) veröffentlichte und in dieser Zeit auch als Mitglied von Udo Lindenbergs Tour-Band durch die Lande zog. Ab Mitte der achtziger Jahre war sie mit den Metal-Bands Zed Yago und danach Velvet Viper am Start und mit diesen Formationen entstanden ebenfalls jeweils zwei Alben. Es folgten die Weiterführung der Solo-Karriere und etwa eine Hand voll weiterer Alben.
Mit "Read Between The Lines", das in Hamburg und Hannover aufgenommen wurde, liegt nun also der neueste Streich vor. Und der ist kunterbunt ausgefallen, was die musikalische Ausrichtung angeht. So ist bei den elf neuen Tracks so ziemlich alles von Rock über Metal bis zu Balladen vertreten. Klar im Vordergrund steht natürlich Juttas Stimme, aber sie hat sich für die Aufnahmen auch mit hochklassigen Musikern umgeben. In erster Linie wären da Frank Fischer (Bass) und der Schlagzeuger Jan Lorenz zu erwähnen, die als einzige auf jedem der Tracks zu hören sind und ein gekonnt solides Fundament legen, während sie locker leicht zwischen den einzelnen Genres hin und her pendeln.
Das erste Highlight der Scheibe ist "Are You Ready, Love", das in den Strophen beschwörend wirkt und dann in einen klasse Refrain mündet. Ausgerechnet der sehr heavy ausgelegte Opener "Sex, No Drugs But Rock'n'Roll" kommt dagegen weniger überzeugend. Sicherlich war es gewollt, den Refrain sehr plakativ und simpel zu gestalten, wobei er mir jedoch ein wenig zu austauschbar erscheint. Ebenfalls im Hard Rock angesiedelt ist "Nothing Has Changed", wobei dieser Titel jedoch aufgrund des Arrangements und der Gesangsmelodien besser rüberkommt. Sehr atmosphärisch durch Akustik-Gitarre, einen mächtigen Bass und die zurückhaltenden Drums ist das balladeske "Garden Of Love", bevor mit "A Tired Girl" mein nächster Favorit an der Reihe ist.
Erneut von einer starken Akustik-Gitarre unterstützt, liefert Jutta Weinhold hier launischen, wenn auch sehr starken Gesang ab, der die Nummer mit zur besten der gesamten Scheibe macht. "Watch Out" ist die Abrechnung mit einem (sehr bald Ex-) Liebhaber, unterlegt von gemäßigt rockigen Tönen. Selbstredend ist Jutta nach wie vor hervorragend bei Stimme, gefällt mir aber auf dieser Scheibe wesentlich besser auf den langsameren, einfühlsameren Stücken. "Point Of Return" mag mich aufgrund des etwas einsilbigen Refrains nicht so recht zu überzeugen, wird dann aber von dem besseren und insgesamt ruhigeren "Heavenly Helpers" abgelöst.
Während "I Feel Sorry" klar auf der Plusseite verbucht werden kann, scheint "Seven Days" textlich (bewusst oder unbewusst) von dem Bob Dylan-Song gleichen Namens beeinflusst worden zu sein. Den Abschluss der neuen Tracks macht dann der Rocker "Bye Bye Color TV", bei dem noch mal richtig schön gerockt wird. Schließlich bekommen wir dann noch einen DJ-Remix von dem schon etwas älteren Song "Rock On" geschenkt. Na ja, klasse gesungen ist das, die durch Samples hergestellte Musik ist dagegen Geschmackssache. Ich hätte diesen Bonus ehrlich gesagt nicht gebraucht.
Sowohl Licht als auch Schatten sind also auf "Read Between The Lights" zu finden. Die meiner Meinung nach besten Tracks sind die ruhigeren, atmosphärischen wie "The Garden Of Love", "A Tired Girl" und "I Feel Sorry", während vor allem auch "Are You Ready, Love" sehr stark ist. Sowohl die Arrangements als auch das Songwriting der Hard Rock- und Metal-Songs können diesen Standard leider nicht halten, was natürlich zu Punktabzügen führt. Insgesamt überwiegen die positiven Aspekte aber doch deutlich.
An der Live-Front ist Jutta derzeit vor allem mit Werner Nadolny's Jane und ihrem Projekt Akustik-Randale unterwegs, ab Anfang Oktober dann auch zur Promotion für dieses Album bei den GO MUSIC-Veranstaltungen. Schaut mal rein, wenn ihr könnt, denn dass Jutta Weinhold live auf der Bühne die Säle regelmäßig zum Beben bringt, dürfte schon lange kein Geheimnis mehr sein.
Line-up:
Jutta Weinhold (vocals)
Kai Reuter (guitars)
Oliver Clausen (guitars)
Hans Christiansen (guitars)
Carola Kretschmer (guitars)
Shee-wa (acoustic guitar)
Dr. Bogart (keyboards)
Frank Fischer (bass, keyboards, percussion)
Jan Lorenz (drums)
Kasi Vollmer (background vocals)
Tracklist
01:Sex, No Drugs But Rock'n'Roll
02:Are You Ready, Love
03:Nothing Has Changed
04:The Garden Of Love
05:A Tired Girl
06:Watch Out
07:Point Of Return
08:Heavenly Helpers
09:I Feel Sorry
10:Seven Days
11:Bye Bye, Color TV
12:Rock On (DJ Remix)
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