Marty Walsh / The Total Plan
The Total Plan Spielzeit: 45:52
Medium: CD
Label: Weber Works Entertainment, 2014
Stil: Fusion

Review vom 20.07.2014


Steve Braun
Ein wenig verwundert habe ich mir schon die Augen gerieben, als ich im Promoschreiben las, Marty Walsh sei ein ehemaliges Mitglied von Supertramp - habe sogar den 'großen' Roger Hodgson ersetzt. Nachdem mich meine alte Gouvernante Wikipedia belehrt hatte, war ich allerdings deutlich entspannter: Die beiden Alben unter seiner Beteiligung, "Brother Where You Bound" und "Free As A Bird", muss man definitiv nicht zwingend kennen! Und selbst nach dem hier zu besprechenden, wirklich gelungenen Soloauftritt Walshs, verspüre ich nicht den geringsten Antrieb, diese Bildungslücke ernsthaft schließen zu wollen oder gar müssen...
Mit progressivem Rock der ultra-soften Sorte hat Marty Walsh nix am Hut - zumindest nicht auf "The Total Plan". Hier frönt das Mitglied der Fakultät des renommierten 'Berklee College of Music' (BCM) in Boston eher dem Jazz Rock (oder neudt. 'Fusion') der Marke Larry Carlton - also dem der besonders eleganten Sorte. Zumeist umschifft Walsh das gefährliche Riff der allzu 'smoothen' Fahrstuhlmusik, was an einem ganz exquisiten Sammelsurium von Studiomusikern liegen mag, die bei aller Eloquenz für den nötigen Biss sorgen.
Dabei agiert Walsh eher als ein Konzertmeister denn als (musikalischer) Maître de Cuisine. Exemplarisch sei hier "Groove Mechanics" genannt, wo er der funkig agierenden Rhythmusfraktion die Zügel völlig freigibt, sich selbst eher zurücknimmt und stattdessen den Bonnie Raitt-Keyboarder Michael Ruff mit diversen Soli an Hammond und Grand Piano bereitwillig in den Mittelpunkt rückt. Komposition wie Arrangement erinnern stilistisch an George Duke. Genauso wie übrigens der sphärisch-pulsierende Opener "Like A Rock", der besonders durch eine dezente, aber keineswegs 'zahnlose' Bläsersektion auffällig wird. In "Fuel" sind es die BCM-Kollegen Danny Morris und Paul Jefferson an Bass bzw. Tenorsaxofon, die Walsh die 'Vögel abschießen' lässt. Diese reingedroschenen Bass-Akkorde... das kann doch nur... richtig, Großmeister Abe Lanoriel Sr. drückt, verstärkt durch sattes 'Gebläse', diesem Groove-Monster seinen Stempel auf.
Erstmals wird es mit "Inside The Rain" besinnlich, doch sind mir hier Marty Walshs Melodiebögen und Ian Walshs Pianothema etwas zu poppig-süßlich - das 'Streichresultat' von "The Total Plan". Da beißt dessen Hammond und Steve Alaniz' Alto- bzw. Tenorsax in "The Duke" schon erheblich herzhafter zu. Nachdem "The Road" fast ein wenig die Luft auszugehen scheint, wird mit "Back Pages" und saftigen Synthesizerfanfaren noch einmal kräftig am Schwungrad gedreht.
Mit "Now Is The Time" endet der unterhaltsame, zehnteilige Reigen auf "The Total Plan" geradezu würdevoll-majestätisch. Hier wird Marty Walsh noch einmal durch Alaniz, diesmal in phantastischer David Sanborn-Manier, unterstützt. Erneut eine sehr 'cremige', substanziell tiefgründige Nummer und ein würdiger Abschluss von "The Total Plan".
Wir im Saarland haben bekanntlich 'den Plan im Sack' - Marty Walsh offensichtlich ebenfalls, aber total... "The Total Plan" ist eine Fusion-Perle für alle Musikfreunde, die den Jazz Rock besonders eloquent dargeboten bekommen. Das Instrumentalalbum hat zwar die eine oder andere Länge, weiß aber unterm Strich durch kompositorische Vielfalt und exzellente Sessionmusiker zu überzeugen!
Line-up:
Marty Walsh (all guitars, bass - #1,7,10, keyboards - #10)
(Unter Beteiligung einer Vielzahl bekannter Musiker, wie Abe Laboriel Sr; zu viele, um alle namentlich zu nennen)
Tracklist
01:Like A Rock (3:59)
02:Feeling Free (4:49)
03:Groove Mechanics (5:11)
04:Fuel (4:59)
05:Coast To Coast (5:34)
06:Inside The Rain (3:42)
07:The Duke (4:10)
08:The Road (3:33)
09:Back Pages (4:06)
10:Now Is The Time (5:31)
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