Charlie Musselwhite hat einen Bruder und der heißt Matt Walsh.
Die Verwandtschaft ist eine Blues-Brüderschaft, die mit dem jetzt vorgelegten Album "Under Suspicion" unzweifelhaft belegt ist. Zusammen mit seinem Acoustic Quartet hat der seit langem in Deutschland lebende Däne eine CD aufgenommen, die einmal mehr das westfälische Münster zum Heartland des Blues macht. Durch die Zusammenarbeit mit Master Charge, Gregor Hilden
und anderen ist er seit langem eine Größe der deutschen Szene.
So selbstverständlich und nonchalant kommen die 13 Tracks rüber, als wenn der etwa gleichaltrige Harp-Großmeister das Ding selber gedreht hätte. Die Stimme jedoch nicht raspelig, eher smooth und mit dem Schmelz des Grandseigneurs, nicht unbedingt variabel, aber durch und durch bluesy. Die Songs bewegen sich im langsamen oder mittleren Tempobereich, laid back, oft mit jazzigen Anleihen und es swingt und funkt.
Das Ganze klingt aber keineswegs wie ein gekonntes Abkupfern der Stile aus dem Delta oder der Windy City. Walsh und seine Jungs legen erfrischend unmanieristisch los und bereichern die klassischen Blue Tunes mit allerlei spicy Zutaten. Durchgehend selbstgeschriebene Nummern des Frontman, acht davon in Kooperation, modern, aufregend und erstklassig eingespielt. Akustik Blues ohne jegliche Effekte und Tempobolzerei; während der Sound zum entspannten Zurücklehnen einlädt, pusht gleichzeitig ein unwiderstehlicher Groove zum Mitwippen und Fingertrommeln (mindestens). Allerdings sollte man die Titel nicht allzu ernst nehmen...
Und wie Musselwhite sprengt Walsh die Grenzen und lässt seinen Blues auch zu lateinamerikanischen Rhythmen tanzen und lädt ihn mit afrikanischer Percussion auf. Eine überaus reizvolle Geschichte, die da Markus Paßlick an diversen Trommeln, Rasseln und Sonstigem abwechslungsreich beisteuert. Das gilt genauso für Jürgen Knautz an den dicken Saiten, der nicht nur das Spiel Willie Dixons und Charles Mingus' verinnerlicht hat. Matthias Feige setzt in jedem Song Highlights mit seinen Gitarren, ein Trio (dessen Mitglieder in weiteren Projekten, u.a. der Götz Alsmann Band und bei Tommy Emmanuel zu hören sind) für Walsh maßgeschneidert. Der greift verhältnismäßig selten zur Harp und wenn, dann spielt er mit einem feinen, singenden Ton, eher im Stil Toots Thielemans' als eines der typischen Bläser des Genres.
Dass der Däne die Blues-Tradition aus dem Effeff beherrscht und des Öfteren auch mit bekannten Titeln kokettiert, ist unverkennbar. Aber wie er mit seinen Kollegen Themen variiert, Klischees interpretiert und Geläufiges neu aufmischt, ist einfach Klasse! Einzelne Titel herauszuheben macht angesichts der Homogenität und durchgehenden Qualität wenig Sinn. Aber einen will ich doch nennen: In "The Land Of the Blues" lässt Walsh die ganzen Legenden aufmarschieren und das mit einem verschmitzten Lächeln unter dem Schnauzer.
Pflichtprogramm für alle Fans akustischen Blues' und auch Liebhaber gepflegten Barjazz' werden "Under Suspicion" länger nicht mehr aus ihrem Player bekommen. Versprochen!
Line-up:
Matt Walsh (harp, vocals)
Matthias Feige (acoustic guitars)
Jürgen Knautz (acoustic basses)
Markus Paßlick (percussion)
Tracklist |
01:Samba Curto
02:Techno-Blues
03:Top Heavy
04:Checking Out
05:Under Suspicion
06:The Land Of The Blues
07:Since Baby's Gone
08:Working Stiff
09:Me And Mine
10:Who Dares?
11:Heartbreaker
12:Joleen
13:Always, Always
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