Blues Rock - mmmh, riecht manchmal doch recht abgestanden. Alles schon tausendmal gehört. Ein Gitarrero & Shouter mit zwei Begleitern an Bass und Schlagzeug, vielleicht noch einer weiteren Klampfe oder Orgel, dessen Vorbilder nach drei Songs eindeutig zu identifizieren sind. Und der je nach Gusto in die Kategorien Frickler, Saitenquäler, Schrammler oder im Extremfall wechselweise in alle drei einzuordnen ist. Ich hab mich erst neulich gefragt, warum kommt keiner aus diesem Riesenheer auch nur annähernd an die Bühnenpräsenz und Ausstrahlung eines Rory Gallagher und an die Klasse seiner vielen Songs heran, die jeder gestandene Rockfan nach x-beliebigen drei Takten heraushört? Wo ist der unverkennbare Stil eines Johnny Winter oder eines Peter Green, wo ist der neue Stevie Ray Vaughan, dessen schwerblütiges Spiel 27 Jahre nach seinem Tod noch immer im Genre tiefverwurzelt ist, von einem zweiten Jimi Hendrix ganz zu schweigen! Keine Ahnung, weit und breit nichts in Sicht.
Spielen können die Jungs heutzutage alle, Technik, Geschwindigkeit, no problem. Singen oder zumindest ordentlich shouten die meisten auch. Feeling, da wird's dann schon dünner und eine eigene Richtung mit entsprechendem Wiedererkennungswert haben doch weit weniger - egal welche neuen 'heroes' uns da regelmäßig angekündigt werden. Vielleicht ist Blues Rock nur noch was für die alten Säcke, die zu den bekannten Schemata fußwippend ihr Bier kippen wollen? I don't know, really.
Mir (alten Sack), angefixt mit Hendrix, Taste, Ten Years After, Fleetwood Mac, den Allman Brothers und ZZ Top, macht Blues Rock in der Kneipe immer noch Spaß, weil das Live-Erlebnis mit den sich abrackernden Typen in greifbarer Nähe halt seinen musikalischen Erlebniswert hat. Aber daheim in den eigenen vier Wänden, aus der Konserve? Die Stunden mit heulenden Slide-Gitarren bei voller Lautstärke sind selten geworden. Kaum eine neue Scheibe aus der Blues Rock-Ecke bleibt mal über längere Zeit auf dem aktuellen Stapel.
Und nun Oliver White mit seiner Band aus Sherman/Texas mit dem Debüt "Control"? Der macht seine Sache recht ordentlich, orientiert sich vorwiegend an den bekannten Texas-Slingern (und mitunter am bärtigen Maultier-Treiber), trägt dick auf und hat ein paar recht ordentliche Stücke drauf, die auch mal nach der Wiederholungstaste rufen. Außerdem verfügt er über eine kräftige Stimme in tieferer Lage, kann aber auch in die Kopfstimme wechseln. Seine drei offensichtlich schon altgedienten Mitstreiter bieten mehr als das übliche Grundgerüst. Die Keyboards sind schon mal ein Gewinn, dazu kommt bei Bedarf ein anständiger Satzgesang. Da hat der Junge eine erfahrene Truppe gefunden, wobei die Hälfte der Stücke von Sean Dawson getrommelt wurde, der nicht im offiziellen Band-Line-up auftaucht. Beim gut abgehenden Eröffnungstrack mischt Lance Lopez mit.
Die Oliver White Band bewegt sich in schwerem Blues Rock-Fahrwasser und der Boss lässt kaum einen Takt aus, ohne heftig an den Saiten zu zerren und seine an den bekannten Vorbildern geschulten Techniken abzuspulen. Wer auf die ausgesprochenen Slinger der Branche steht, sollte gleich mal "Just Can't Leave" antesten. Wem das zusagt, dem passt auch der Rest. Das Gros des Albums besteht aus mehr oder weniger üblichen Songmustern mit intensiver Griffbrettmalträtiererei, irgendwelche neue Ansätze konnte ich nicht entdecken, subtilere Momente Fehlanzeige, aber immerhin ein astreiner Slowblues mit "You Love Me" (der folgende "Upside Down" ist dagegen nur Hausmannskost). Die letzten beiden Stücke "Just A Shame" und "Mountainside" (mit starker Slide) bieten dann doch noch mal Abwechslung und sind auch etwas melodiöser. Insgesamt handwerklich einwandfrei, ordentliches Material, das aber von der unablässig jaulenden und kreischenden Leadgitarre zumindest für meinen Geschmack ziemlich zerdeppert wird. Weniger ist auch in dem Fall mehr, aber vielleicht spannt das Mr. White ja noch.
Line-up:
Oliver White (guitars, vocals)
Jim Choate (bass)
Mike Baysden (drums, vocals)
Jayson Starkey (keyboards, guitars, vocals)
Sean Dawson (drums)
Tracklist |
01:Retribution
02:You Love Me
03:I'll Be Your Man
04:What's In Store
05:Last Minute Love
06:Troublesome Feelin
07:Upside Down
08:Just Can't Leave
09:Control
10:I Always Lose
11:Just A Shame
12:Mountainside
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