Peter Wells / Orphans
Orphans Spielzeit: 41:48
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 1995
Stil: Roots Rock

Review vom 25.07.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Den 1948 geborenen Peter Wells bringt man in erster Linie natürlich mit den Aussie-Hard-Rockern Rose Tattoo in Verbindung.
In zweiter Linie hat der am 27.03.2006 viel zu früh verstorbene Gitarrist, Sänger wie auch Komponist in vielen anderen Bands, die er auch gründete, mitgewirkt.
Namentliche Stationen waren unter anderem Scattered Aces, Illustrated Men, The Lucy DeSoto Band, Blues Hangover, Heart Attack oder Romeo Dog. Alles Gruppen mit recht unterschiedlichem musikalischen Outfit, brachte es der hingebungsvolle Slide-Gitarrist zwischen 1991 und 2006 auf zig Album-Veröffentlichungen, unter anderem "Orphans" aus dem Jahr 1995.
Eine seiner langjährigen Weggefährtinnen war Lucy DeSoto und wie könnte es anders sein, taucht die Tastenfrau auch im spärlichen Line-up dieser CD auf.
Neben ihr trommelt noch der Schlagzeuger Mick O'Shea, ebenfalls bei Romeo Dog tätig. Einen Einsatz hatte er für Jimmy Barnes. Ein Bassist fehlt, allerdings nicht das Instrument. Peter Wells spielt neben dem Tieftöner selbstredend die Gitarren und das Bottleneck wird in keinem Song vermisst. Den Einsatz der akustischen Gitarre hat er Chris Turner, ebenfalls mal bei Rose Tattoo tätig, überlassen.
Die Platte hat nichts mit dem Hard Rock von Rose Tattoo zu tun und es scheint, als verwirkliche sich der Mann in ganz anderen Genres, wenn die insgesamt zehn Tracks durchgelaufen sind.
Peter Wells' "Orphans" ist astreiner Roots Rock, über dem in jeder Minute die Slide-Gitarre des Protagonisten schwebt. Und nicht nur die, denn durch Overdubbing gönnt sich der Mann natürlich auch das eine oder andere Zwischenspiel ohne Metallröhrchen.
Es ist schon echt toll, zu welchen verschiedenen Spielarten die Slide passt.
Letztendlich ist alles Wells-typisch und so richtig lupenreine Country- oder zum Beispiel Blues-Stücke gibt es in den gut 41 Minuten nicht. Die allesamt von ihm und Lucy DeSoto geschriebenen Stücke sind nicht so richtig zu kategorisierende Kompositionen. Da spielt die Blues-Dame ein honky Piano zu Countryeskem Gesamt-Outfit und mit seiner nasalen Stimme kommt Wells wie ein richtig gut singender Bob Dylan rüber. Die Piano-Lady ist kräftig mit von der Partie, sodass viele Stücke durchaus als Duette bezeichnet werden können.
Hier und da schleust ein gewisser Bernie Bremond, wie in "Now You See It" oder "(Oh My God) Look At The Time" einen Saxofon-Sound ein und verführt dadurch den Gitarristen zu etwas Zurückhaltung.
Was das Tempo der Tracks angeht, kommen so ziemlich alle Gänge des Getriebes zum Zuge. In den meisten Songs vergnügt sich Lucy DeSoto am Piano. Klasse sind allerdings auch die selteneren Hammond-Parts der Frau. Eine musikalische Allianz der beiden Künstler, die über Jahre gewachsen ist.
In "Take Of That Blindfold" will man zeigen, wie dieses Trio grooven kann und das ist mal perfekt gelungen. Nachgeladen wird später mit "Don't Blame It On Me".
Die Platte ist bestimmt kein absoluter Überflieger, allerdings eine ganz stark gemachte CD, die einfach sehr viel Spaß bereitet und mit ein wenig Geduld finden sich bestimmt Quellen im Internet, um das Album käuflich zu erweben.
Wer auf eine sehr gut gespielte Slide-Gitarre steht und den ehemaligen Rose Tattoo-Frontmann anders erleben will, kann sich ganz bequem mit "Orphans" anfreunden und viel Vergnügen damit haben.
Line-up:
Peter Wells (vocals, guitar, slide guitar, bass)
Lucy DeSoto (Hammond, piano, vocals)
Mick O'Shea (drums)
Chris Turner (acoustic guitar, backing vocals)
Bernie Bremond (saxophone, backing vocals)
Tracklist
01:No Second Chances (3:58)
02:Wild Flowers And Weeds (5:22)
03:Taking The Pain Away (4:10)
04:Now You See It (4:33)
05:Sweet Revenge (3:52)
06:(Oh My God) Look At The Time (3:29)
07:Take Of That Blindfold (3:16)
08:Crisis Point Casino (4:12)
09:Don't Blame It On Me (3:34)
10:I'm With You (4:06)
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