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Roger Waters / The Collection
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Roger Waters: rockig, floydig, verträumt, kritisch und klassisch. "The Collection" ist eine Album-Zusammenstellung des Pink Floyd-Mitbegründers. Mit Blick auf Waters' Solo-Output ist "The Collection" unvollständig. Sein Frühwerk "Music From The Body" (1970) fehlt genauso wie der Soundtrack zu "When The Wind Blows" (1987) oder "The Wall: Live In Berlin" (1990). Dennoch werden mit der Doppel-CD beziehungsweise DVD "In The Flesh" so einige Bausteine 'der Mauer' verarbeitet. Das mitgelieferte Booklet in black weist nicht mehr und nicht weniger als die statistischen Daten zu den einzelnen Platten auf. Bilder: Fehlanzeige.
"The Pros And Cons Of Hitch Hiking" stammt aus dem Jahr 1984. Bei Pink Floyd gab es zu dem Zeitpunkt "The Final Cut" und auch wenn das "The Wall"-Original bereits 1979 auf dem Markt war, hört man auf Waters' Solowerk dennoch mehr oder weniger viel von dem Floyd-Klassiker, da zur gleichen Zeit geschrieben. Die Hörspiel-artigen Sequenzen sind allgegenwärtig und monumentale Chöre waren ebenfalls angesagt. Das Mitwirken von Eric Clapton verleiht dem Album einen bluesigen Touch. Den erkennt man stante pede. Der Saxofonist David Sanborn kann auch den Blues. Wobei er die jazzige Linie gar nicht verbergen will.
Der Trip durch die nächtliche Traumwelt des Protagonisten und seiner Midlifecrisis hört sich richtig gut an. Auch wenn es in Waters' Aussagen unter anderem um Ängste und Fantasien geht, wurden diese hervorragend in Musik umgesetzt. Zu den besonderen Highlights gehört "4:41 AM (Sexual Revolution)". "The Pros And Cons Of Hitch Hiking" ist ein gelungenes Album mit einer deutlichen Handschrift des Komponisten Waters. Clapton und Sanborn setzen sehr persönliche Duftmarken.
Nach einer Nachtreise kommt es abermals zu einem Konzept-Album. "Radio K.A.O.S." handelt von den Zwillingen Billy und Benny. Der begabte Billy ist körperlich beeinträchtigt und sitzt im Rollstuhl. Benny kommt in den Knast und Billy lebt fortan bei seinem Onkel David in L.A. Billy hat die Gabe sich mit Hilfe des drahtlosen Telefons seines Bruder Zugang zu Computern zu verschaffen. So nimmt er Kontakt zum Radio K.A.O.S. auf und erzählt seine Lebensgeschichte. Schließlich hackt er sich in einen militärischen Satelliten, der mit nuklearen Waffen die Welt bedroht und letztendlich hat die Story ein gutes Ende.
Musikalisch ist "Radio K.A.O.S." in ein viel zu enges Achtzigerjahre-Korsett gezwängt worden. Mit Drum-Computern und viele Synthesizer-Spielereien geht Waters gar Richtung Pop. Neben Andy Fairweather Low spielt hier Jay Stapley (Marius Müller-Westernhagen) die Stromgitarre. Beide sind allerdings eher Begleitmusiker. Mit einer Rhythmik aus dem Kühlschrank kommt "The Power To Be" mit Paul Carrack als Gastsänger aus einer der untersten Waters-Schubladen und gesanglich überzeugt der Protagonist auch nicht gerade. Hier und da gibt es tolle Melodien und einen klasse Groove. Allerdings klingt so einiges auch relativ banal und die Platte glänzt nicht gerade mit Eingängigkeit. Das künstlich klingende "Home" könnte sogar etwas für die Disco sein. "Radio K.A.O.S." zeigt Waters im Zeitgeist der Achtziger und so richtig kommt kein Wind in die Platten-Segel. Das Album ist anders, aber leider nicht gelungen.
Ah, "Amused To Death" führt Roger Waters aus der 'Kaos-Orientierungslosigkeit' wieder auf textliche und musikalische Pfade, die echt hörenswert sind. Nach der Synthesizer-Übermacht des Vorgängers kommen die E-Gitarren wieder prächtig und fetzig zu Wort. Jeff Beck, Geoff Whitehorn, Andy Fairweather Low, Steve Lukather oder Tim Pearce sind Hauptakteure auf dem über zweiundsiebzigminütigen Album und nach dem "Radio K.A.O.S."-Fehlgriff ist es wieder ein großes Vergnügen, Waters & Co. zuzuhören.
Die Chöre sind ebenfalls wieder das, was man bei einer Produktion des Engländers erwarten kann. Die Keyboards, fast durchgehend von Patrick Leonard gespielt, sind toll und wenn er die Tasten der Hammond bedient, ist eh Freude angesagt. Einmal übernimmt John 'Rabbit' Bundrick (unter anderem Free, The Who) den Part an besagter Orgel.
Mit einer kritischen Behandlung des Kapitalismus, der Sinnlosigkeit eines Kriegs und seiner Sozialkritik sind Waters' Worte auch wieder überzeugend treffend. "Watching TV", eine wunderschöne Ballade mit Leonard am Piano und Don Henley am zweiten Gesangsmikrofon ist ein Hinhörer und gleich danach folgt mit "Three Wishes" eines der vielen Highlights des Albums. Mit seiner Thematik ist "Amused To Death" leider immer noch sehr aktuell und die Musik bleibt weiterhin zeitlos gut.
Roger Waters goes Classic: "Ça Ira" ist ein Doppelalbum ohne Waters als Akteur. Bryn Terfel (Bariton), die Sopranistin Ying Huang sowie der Tenor Paul Groves singen die Oper, bei der es thematisch um die französische Revolution geht. Typische Rock-Instrumente sind hier genauso Fehlanzeige wie Hörerlebnisse aus dem Genre Rock. "Ça Ira" ist sozusagen Klassik pur, allerdings mit einer deutlichen Handschrift des Komponisten Waters. In diesem Metier erweist er sich als nicht sehr experimentierfreudig. Okay, mit diesem Doppeldecker bewegt man sich auf ganz anderem Terrain und das alleine ist schon lobenswert, denn Waters kann auch Klassik.
Mit dem Original-Album und einem sehr opulenten Booklet bekam man sehr viel geboten. In vorliegender Box beschränkt es sich auf einen Pappschuber mit den wichtigsten Daten zu den Platten. Durch vielerlei Einspielungen wie zum Beispiel Sturm oder Schüsse strahlt der Waters-Soundtrack zur Revolution Transparenz aus. Die drei Akte sind spannend inszeniert und halten den Hörer bei der Stange, auch wenn ich zugeben muss, kein Fan dieser Musikrichtung zu sein.
Roger Waters spielt Roger Waters: Das Doppelalbum "In The Flesh" und die dazugehörige DVD verdeutlichen, dass die von ihm geschriebene Musik durchaus auch ohne David Gilmour funktioniert. Mit den vierundzwanzig Songs greift Waters ebenfalls ganz tief in die Pink Floyd-Kiste. Abgesehen von "Ça Ira" verwehrt er "Radio K.A.O.S." komplett den Zugang zur Tracklist. Was hier zu hören sowie zu sehen ist, ist meines Erachtens eine großartige Darbietung von sooft gehörten Songs, die dann doch immer etwas anders klingen, als die Originale. Genau darin liegt die Freude des Hörens. Auf "In The Flesh" klingen die Tracks einfach frisch und knackig. Alle in der Band liefern einen hervorragenden Job ab. Die E-Gitarren spielen Doyle Bramhall II sowie Andy Fairweather Low und Jon Carin ist am Keyboard, der Lap Steel, Gitarre und Vocals sozusagen der instrumentale Tausendsassa der Live-Performance. Andy Wallace spielt Hammond und Keyboards.
Der Doppeldecker ist schon klasse, aber fast naturgemäß setzt die DVD auch in visueller Hinsicht Maßstäbe. Über den Sound braucht man keine Worte zu verlieren. Da bleibt neben den beeindruckenden Aufnahmen der Shows auch noch Zeit für die verschiedenen sehr interessanten 'Special Features'.
Die zu Roger Waters' "The Wall"-Tour 2011 veröffentlichte Box ist, auch (oder gerade) unter dem Aspekt des Preis-Leistungsverhältnisses eine Empfehlung. Man kann richtig schön in die Musik eintauchen.
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