Ja wie denn jetzt? Séan, so steht es im Info-Blatt, Seán heißt es auf der MySpace-Seite. Der Rezensent erlaubt sich, den Vornamen der im niederländischen Tilburg ansässigen Band einfach Sean zu schreiben. Auf die Herkunft wäre ich auch nicht gekommen, bei dem Namen.
Viel gibt es zur Vita des Bandleaders auch nicht zu berichten, denn deren Homepage glänzt auch nicht gerade vor Üppigkeit. Tourtermine kann man gucken. Davon gibt es allerdings viele, sowohl in den Niederlanden, als auch in Großbritannien.
Neben den üblichen Verdächtigen wie Jimi Hendrix oder Rory Gallagher werden als Einflüsse auch der Boogie-Quirl Julian Sas und Bessie Smith gelistet. Du liebe Güte, Bessie Smith und diese holländische Band, das geht nun überhaupt nicht…
Einen haben wir noch: Der krachende Opener "Mr. Crankypants II" hat was von den Bollock Brothers.
Und jetzt sind wir schon fast mittendrin, in diesem Album mit einem völlig daneben liegenden Titel und abgrundtief schlechtem Cover.
Eine Maschine, die Schaufensterpuppen-Beinen Netzstrümpfe verpasst.
Im Inneren des vierfach aufklappbaren Booklet offenbart sich dann das komplette Fettnäpfchen: Ein halber Meter Fließband mit sieben Weißkitteln, die anscheinend nichts weiter drunter tragen. Aber… ihre Füße in grüne Gummistiefel gezwängt haben. Treffer, Gummistiefel sind in, habe ich mir von Leuten, die den aktuellen Mode-Puls fühlen, sagen lassen.
In "Hey Babe" macht das Trio, besonders natürlich der Frontmann, auf Hendrix. Laut, kräftig mit Rückopplungen versehen, brettert die Combo weiter.
Erste Sorgenfalten finden sich auf der Stirn des Schreibers. So geht es hoffentlich nicht weiter.
Nach zwei Songs und knapp acht Minuten fingern die Musiker am Ventil des Dampfdrucktopfs und lassen es ruhiger angehen. Die ersten E-Gitarren-Töne von "Cinderella Princess" riechen verdammt nach Led Zeppelins "Stairway To Heaven". Man baut Dynamik auf, lässt sich wieder ins Anfangsschema zurück fallen und taktet dann abermals heftiger.
"Up The Wall" geht schon wieder gut ab und zeigt erstmals, dass die Sean Walsh Band auch etwas mit dem Begriff Eigenständigkeit anfangen kann, auch wenn der Gitarrist gerne mit Effekten spielt.
Au ja, jetzt bedient der Kai Liebrand die Kirchen-Orgel. Ich hatte mich schon gefragt, wann und wie dieses Instrument zum Tragen kommt, dient es lediglich zur Ouvertüre zu einem Langeisen mit dem Titel "Sirkus". Das Strickmuster mit unterschiedlichen Energien hatten wir gerade schon, Leute. Seine Arbeit am 6-Saiter verrichtet der Walsh schon gut. Gerade in den langsamen Phasen zeigt er sein Feeling, der Track ist über die gesamten elf Minuten schon gut strukturiert und hat einen nicht von der Hand zu weisenden Spannungsbogen. Dann mischt sich unter die Gitarren-Effekte eine Hammmond und das Stück entwickelt sich zu einer Blues Rock-Orgie. Edwin van der Burgt wechselt die Taktung und für die letzten drei Minuten groovt die Nummer wie Sau. Walsh harpt dann auch noch! Schon klasse, was da geboten wird, zumal van den Burgt ein kurzes Drum-Solo los lässt.
Dieses "Free As A Bird"-Thema hätte mehr als nur eineinhalb Minuten verdient, denn es ist ein Stück Blues mit Haftungswert.
Aus diesem klasse Groove, jetzt mit Slide-Gitarren-Einsatz macht das Trio in "Little Bridgess" einen formidablen Boogie. Die Stimmungskurve zeigt wieder steil nach oben...
Hey, in Country kann der Dreier auch noch: "Last Man Standing" ist gepflegte Unterhaltung und mit dem Rausschmeißer "One More For The Happy Few" wiederholt man diese Mucke abermals, allerdings mit einer kompletten Brass Band. Geschickt arrangiert, wird das Gebläse-Happing immer weiter in den Vordergrund gemischt und am Ende herrscht, mit Flaschengeklimper ausgelassene Party-Stimmung.
Wenn Sean Walsh in "The Devil Wouln't Bargain" eine Solo-Eilage mit akustischer Gitarre und Gesang bietet, kann dieses Stück ebenfalls auf der Haben-Seite verbucht werden. "Spoonful" ist dick angerührter Retro-Blues Rock und punktet abermals.
"timetravellersexmachine" hat seine Licht- und Schattenseiten. Konzerte der Sean Walsh Band sollten durchaus lohnenswert sein.
dieses Album erhält unter dem Strich 6-7 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Sean Walsh (guitar, vocals, harps, kazoo)
Kai Liebrand (bass, church organ, Hammond,accordion, backing vocals)
Edwin van der Burgt (drums, glockenspiel, additional percussion)
Additional Musicians:
Matthijs Blom (vintage syth effects)
Yvo van Gemert (backing vocals)
Jan Vugts (sousaphone - #12)
Tim Schellekens (trumpet - #12)
Sven Spierings (trumpet - #12)
Bart Schellekens (trombone - #12)
Meike Schellekens (trombone - #12)
Bart Coolen (trombone - #12)
Harm van Venrooij (snare drum - #12)
Bram Vissers (bass drum - #12)
Tracklist |
01:Mr. Crankypants II (3:05)
02:Hey Babe (4:36)
03:Cinderella Princess (5:25)
04:Up The Wall (3:05)
05:Sirkus (11:38)
06:Free As A Bird (1:40)
07:Trouble (3:47)
08:Last Man Standing (3:14)
09:The Devil Wouln't Bargain (2:44)
10:Little Bridgess (3:30)
11:Spoonful (5:02)
12:One More For The Happy Few (4:30)
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