Shannon Wright / Honeybee Girls
Honeybee Girls Spielzeit: 30:42
Medium: CD
Label: Unter Schafen Records, 2009
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 19.11.2009


Markus Kerren
Sehr kurz ist es geworden, das mittlerweile sechste Album von Shannon Wright. Aber auch sehr intensiv, stimmungsvoll und atmosphärisch. Die Lady aus dem tiefen Süden der Vereinigten Staaten, genauer gesagt Atlanta, Georgia, veröffentlichte ihr Debüt im Jahr 1998 und variierte ihren Stil auf den folgenden Werken immer wieder mal, bis sie schließlich, mit der Kollaboration "Yann Tiersen and Shannon Wright" (2005) sowie ihrer letzten Solo-Scheibe "Let In The Light" ihren Stil gefunden zu haben schien. Was die Musikerin aber grundsätzlich immer zu bieten hatte, war und ist ein feines Händchen für Songwriting und, so zumindest die Wirkung auf mich, sehr persönliche und gut ausgearbeitete Texte.
Zum Entwicklungsprozess gehören z.B. sicherlich auch die Tourneen mit ihren Landsmännern von Calexico. Nur eine vieler Visitenkarten der Wright ist übrigens auch, dass sie auf ihrem neuen Werk "Honeybee Girls" nicht nur alle Tracks im Alleingang verfasst, sondern auch so gut wie alle Instrumente selbst eingespielt hat. Lediglich Andy Baker am Bass und Brent Rackley am Schlagzeug standen ihr hier zur Seite. Die Gitarren und die Keyboards, ja selbst einige der Rhythmus-Spuren ließ sich Shannon nicht aus der Hand nehmen. Und sie überzeugt. Wenn sie auch keine Virtuosin ist, aber ein solches Attribut ist bei den hier vorgetragenen Songs sowieso nicht gefragt.
"Father" verfügt über eine geradezu dunkle, doomige Atmosphäre, nur ganz spärliche Bass/Drums-Unterstützung ist gegeben, über die das Keyboard seinen Soundteppich ausbreitet, unterstützt von dezenten Pianotönen. Das Keyboard am Anfang von "Never Arrived" erinnert an Polizei-Sirenen, der folgende Gesang hat fast etwas von der Morbidität einer Nico, wenn es auch deutlich weniger eintönig gesungen ist. Dennoch wird eine dunkle Endzeit-Stimmung produziert, die durchaus interessant ist. Man fühlt sich geradezu erleichtert, wenn die Stimmung danach bei "Strings Of An Epileptic Revival" wieder etwas aufhellt. Und dennoch: Positiv, bzw. 'fröhlich' hört sich anders an.
Der Ton von "Honeybee Girls" wird eigentlich schon beim ersten Track, "Till Countryside", gesetzt. Eine einsame Orgel im Hintergrund, eine gezupfte Akustik-Gitarre, eine Snare Drum, die mit Besen gestreichelt wird und der im Gegensatz dazu fast schon überlaute Bass unterstützen hier den Gesang der Protagonistin, die sich im Verlaufe dann auch selbst mit dem Piano begleitet. Wesentlich offener, im Vergleich zum Opener geradezu aggressiv dann "Trumpets On New Year's Eve", wo auch die Elektrische rhythmustechnisch mit am Start ist. Während "Embers In Your Eyes" diese Gangart zunächst weiterführt, ändert sich die Atmosphäre beim Titelsong dann wieder dramatisch. Wir werden einmal mehr eingeladen, in die Tiefen von Wrights Seele einzutauchen.
Mit Nummern wie "Black Rain" oder "Sympathy On Challen Avenue" geht's aber auch mal andersrum. Selbst wenn eine gewisse Melancholie auch über diesen Stücken hängt, so sind sie doch extrovertierter und eröffnen ein wesentlich breiteres Feld vor dem geistigen Auge. Auf Erstgenanntem dominiert eine warme Orgel, die sich mit aller Macht dem 'schwarzen Regen' entgegen zu stemmen versucht. "Sympathy…" ist eine sehr starke Nummer, die sich regelrecht als Single und für Radio-Airplay anbietet. Selbst wenn sie im Kontrast zum größten Teil des restlichen Albums steht. Eine wunderschöne Ballade namens "Asleep" mit grundehrlichem Text und tollem Piano beendet diese Scheibe schließlich.
Shannon Wright taucht ganz offensichtlich ganz tief in ihre Gedanken- und Gefühlswelt ab, während sie ihre Songs komponiert, textet und darbietet. Und das ist alles schon fantastisch gemacht, man kann regelrecht in diesen Kosmos eintauchen und sich dort eine Weile staunend umsehen. Sicherlich wird diese Scheibe einigen Musik-Freunden auch etwas zu düster und intensiv sein, aber wer diesem Sound offen entgegen tritt, der wird seine Freude haben. Schade nur, dass "Honeybee Girls" kaum über eine halbe Stunde Spielzeit hinauskommt. Davon abgesehen gibt es so gut wie nichts auszusetzen.
Line-up:
Shannon Wright (vocals, guitars, bass, keyboards, drums - #1)
Andy Baker (bass, mallet - #1)
Brent Rackley (drums)
Tracklist
01:Till Countryside
02:Trumpets On New Year's Eve
03:Embers In Your Eyes
04:Honeybee Girls
05:Black Rain
06:Father
07:Sympathy On Challen Avenue
08:Never Arrived
09:Strings Of An Epileptic Revival
10:Asleep
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