Schon erstaunlich, was der Workaholic Steven Wilson so nonchalant als 'EP' bezeichnet. Statt des gewohnten Viertelstündchens gibt es mit dem als solche deklarierten "Drive Home" einen Doppeldecker mit insgesamt nahezu zwei Stunden Spielzeit.
Wo und wie diese DVD/CD einzuordnen ist, gibt der Untertitel preis: "The Raven Refused To Sing (And Other Stories)". Aha, diese beiden Scheibchen dienen also der Ergänzung zu dem im Frühjahr erschienenen gleichnamigen Album. Diese vielbeachtete Veröffentlichung veranlasste die Kritik zu wahren Begeisterungsstürmen und konnte (nicht zuletzt infolge dessen) hierzulande bis auf Platz 3 der Albumcharts klettern.
Aus der daran anschließenden ausgedehnten Europatour, mit bestens besuchten Hallen hierzulande, wurden vier Live-Takes in visueller und audiophiler Form auf die beiden vorliegenden Tonträger gebannt. Die Wahl fiel auf das Konzert vom 23. März in der Neu-Isenburger Hugenottenhalle, das in guter Bild- und Tonqualität aufgezeichnet wurde. Steven Wilsons Band strotzt nur so vor Spielfreude; allen voran die beiden Aristocrats, Guthrie Govan und Marco Minnemann, die mit wahnwitzigen Gitarren- und Schlagzeugparts zu glänzen wissen. In genau diesem Zusammenhang sei DAS Highlight von "Drive Home" genannt: In "The Holy Drinker" glänzen die beiden Avantgarde-Musiker mit grandios-furiosem Spiel und drücken die Nummer ziemlich eindeutig in die jazzrockige Fusion-Ecke. Sehr schön hierbei auch Nick Beggs' experimenteller Einsatz des Chapman Sticks. Einfühlsame 'Vibes' verströmt obendrein Theo Travis, vornehmlich mit Querflöte und Sopransaxofon, die wirklich jedem der einzelnen Songs das gewisse 'Etwas' verpassen.
Dreh- und Angelpunkt von "Drive Home" ist "The Raven Refused To Sing". Diesen gibt es neben der Live-Version auch als zauberhaft arrangierte, bislang unveröffentlichte Interpretation mit Orchester. Ebenfalls erstmals auf Tonträger erscheint das ziemlich abgedreht-verrückte "The Birthday Party", das frappierend an beste Titel der legendären Prog-Pioniere The Nice erinnert. Zwei weitere Sahnestückchen dieser Aufnahmen also, die im sogenannten Audio Content zusätzlich in einem hervorragenden 5.1-Surround-Mix zu hören sind.
Die beiden Videos sind überaus kunstvoll gemacht und regen zum Aktivieren des Kopfkinos an. "Drive Home" ist dabei in einer abgespeckten, TV-tauglichen Vier-Minuten-Version zu sehen; der Clip zu "The Raven..." ist mit vornehmlich düsterer, bedrohlicher Aussage gespickt und weckt Assoziationen, die sich ansonsten eher bei der Lektüre von Edgar Allen Poes Kurzgeschichten einstellen.
So lasse ich mir eine 'EP' nur zu gerne gefallen. "Drive Home" stellt eine hervorragende Ergänzung für alle Fans dar, die vom genialen "The Raven Refused To Sing"-Album einfach nicht genug bekommen können.
Mit dieser Veröffentlichung unterstreicht Steven Wilson erneut seine Soloambitionen und nebenbei ganz locker den kaum anfechtbaren Status als neuer Prog-Genius. Somit könnte Porcupine Tree noch eine ganze Weile ein tiefgefrorenes Dasein auf Eis fristen. Ohnehin nicht die schlechteste Idee, eine große Band nicht zu verheizen und weiterhin im Spiel zu halten.
Line-up:
Steven Wilson (lead vocals, keyboards, guitars, bass)
Nick Beggs (bass guitar, chapman stick, backing vocals)
Guthrie Govan (lead guitar)
Adam Holzman (keyboards)
Marco Minnemann (drums, percussion)
Theo Travis (flute, saxophones, clarinet)
Tracklist |
Disc 1 - DVD:
Video Content
01:Drive Home [Video] (8:20)
02:The Raven That Refused To Sing [Video] (7:49)
03:The Holy Drinker [Live in Frankfurt] (10:25)
04:Insurgentes [Live in Frankfurt] (4:30)
05:The Watchmaker [Live in Frankfurt] (11:52)
06:The Raven That Refused To Sing [Live in Frankfurt] (8:12)
Audio Content (5.1 Surround Audio)
07:The Birthday Party (3:46)
08:The Raven That Refused To Sing [Orchestral Version] (7:29)
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Disc 2 - CD:
01:Drive Home [4.08 Edit] (4:08)
02:The Birthday Party (3:46)
03:The Raven That Refused To Sing [Orchestral Version] (7:29)
04:The Holy Drinker [Live in Frankfurt] (10:25)
05:Insurgentes [Live in Frankfurt] (4:30)
06:The Watchmaker [Live in Frankfurt] (11:52)
07:The Raven That Refused To Sing [Live in Frankfurt] (8:12)
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Externe Links:
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