Was hat der Mann nicht schon alles gemacht! Aus dem Informationsblatt geht hervor, dass »er doch bereits Medizinstudent, Gärtner, Archivar, Schauspieler« war. Immer noch ist er als Psychotherapeut tätig. Es ist die Rede von Thomas Wissing. Mit Udo Lindenberg hat er seine Geburtsstadt Gronau gemeinsam. Was den Rocker mit dem Hut angeht, war es das auch schon.
Viel eher kommt einem, besonders bei Wissings Gesang im ersten Track "The Beautiful Beast" Johnny Cash in den Sinn. Der Protagonist ist quasi ein singender Schlagzeuger, der nicht nur viele Berufsfelder abgedeckt hat, sondern noch weitere Instrumente beherrscht und sich früher auch noch in so einigen Genres ausgetobt hat. Da liest man etwas von Death Metal, Crossover und Pop. Hammer! Davon ist allerdings auf seiner offiziell vierten Platte "Blessed Are The Meek" nichts zu hören. Roots, Americana, Blues und Country sind jetzt seine Stile und dort fühlt er sich wohl sauwohl, denn die CD ist geradezu dazu geeignet, in einem Durchgang gehört zu werden.
Auf Thomas Wissings Konto gehen die Alben "Home"(2006), "Hope" (2007), "Leave That Window Open" (2008) und auf seiner Homepage werden noch "Peace In The Valley" (2006) sowie "The Wupper Session" (2009) unter Bootlegs gelistet.
Neben einem wohl unvermeidlichen E-Gitarren-Country-Twang verfügt der bereits erwähnte Opener "The Beautiful Beast" über einen sehr fein ausgearbeiteten Beat. Schon hier sollte man dem Schlagzeug genau lauschen. Das geht bei der hervorragenden Produktion, die ebenfalls in Wissings Händen war, besonders gut. Zu flotten Gitarrentönen werden die Felle und Becken mit den Jazzbesen behandelt. Dadurch wird ein Rhythmus wie er in Train-Songs üblich ist, erzeugt.
Wissing tourte des Öfteren durch Amerika und spielte dort sechzig Konzerte. Über das Doppelte (einhundertfünfzig) an Gigs hat er bereits auf europäischen Bühnen hinter sich und das will schon etwas heißen. Über ausreichende Bühnenerfahrung verfügt der Protagonist.
Auch wenn die Liste der mitwirkenden Musiker auf "Blessed Are The Meek" lang ist, spielt Wissing viele Instrumente selber. Bei den wunderschön ausgewogenen Songs sollte der Hörer ein besonderes Augenmerk auf die Arrangements in der Rhythmusabteilung legen. Da gibt es so manche Feinheiten zu entdecken. Neben Tracks mit mehr oder weniger deutlicher Country-Ausrichtung landet der Mann aus dem westlichen Münsterland mit "Cowboys Don't Cry", "Gasoline (Gonna Feed My Demon)" sowie "Carry On" gleich drei dicke Treffer bei mir, denn Wissing kann auch noch den Blues. "Cowboys Don't Cry" ist feinster akustischer 12-Takter mit klasse Chorgesang. So eine Nummer bleibt direkt zwischen den Ohren hängen und viel mehr als einen akustischen Sechssaiter braucht es fast nicht. Aber Wissing wäre nicht Wissing, wenn es nicht auch hier eine individuelle Note geben würde. Im Hintergrund war sie schon aktiv und plötzlich bekommt eine Orgel ihren kleinen Solo-Platz in dem Track. Klanglich verpasste man ihr einen psychedelischen Touch und der verfehlt seine Wirkung nicht. Flotter wird die Akustische im 'Benzin'-Blues gezupft und geschlagen. Betankt wird die Komposition mit einer E-Gitarre, die für das effektvolle Solo zuständig ist und ein Schlagzeug taktet fleißig mit. Gesanglich kann Wissing auch ganz anderes klingen als Cash. Klasse! "Carry On" ist geprägt von einem tollen Mitsing-Faktor und trotz fehlender Drums groovt es vom Feinsten.
Nun sollen die anderen Kompositionen bei der näheren Beschreibung dieses Song-Trios aber nicht leiden. "Ain't That Tough" ist ein Highspeed-Country-Track mit Banjo-Begleitung und jetzt ist es die Slide-Gitarre, die Akzente setzt und der Kontrabass fetzt dazu. An und für sich gibt es eine Unmenge an Dingen über dieses Album zu berichten. Auf alle Nummern kann man gar nicht genau eingehen, denn Thomas Wissing ist mit verdammt vielen guten Tracks am Start und wer den Opener gehört hat, steht erst am Beginn einer herrlichen Musikreise durch viele Einflüsse.
Selbst an traditionellen Country-Songs hat der Hörer seinen Spaß und zwischendrin serviert uns der Mann auch noch schönes Singer/Songwriter-Material mit andächtig-sentimentalen Sequenzen. War ich beim ersten Durchgang noch zurückhaltend angetan von den Liedern, wuchs diese Platte, von Dieter Wegner gemastert, immer mehr und nun möchte ich sie gar nicht mehr missen.
Line-up:
Thomas Wessing (all instruments, vocals)
Claudio Guerrieri (lead guitar - #10)
Christian Freiherr von Hochstetter (tricone - #9, lead guitar - #8)
Klaus Damschen (piano - #5)
Olaf Korte (banjo - #10, pedal steel - #6, lead guitar - #2)
Jockel Poschmann (Hammond organ - #7)
Alex Warzecha (tricone - #14)
Waips (lead guitar - #10,11)
Caron Pomp (double bass - #1,2,5,8,14)
Moritz Schniedergers (drums - #1,14)
Tika Shizovokills (vocals - #10)
Kai Uwe Brozio (vocals - #10)
Tracklist |
01:The Beautiful Beast (3:37)
02:Honey, Don't Come Back (2:58)
03:Walking Like A Ghost (3:19)
04:Farewell My Friend (5:13)
05:Cold Blooded Redhead (3:16)
06:We All Fall Down (3:29)
07:Cowboys Don't Cry (3:51)
08:Lady Truck Driver (2:59)
09:Storms (5:10)
10:Like There Is No Tomorrow (4:39)
11:Gasoline (Gonna Feed My Demon) (5:00)
12:Saviour Bleed (2:52)
13:Carry On (3:33)
14:Ain't That Tough (1:47)
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