Todd Wolfe / 24.05.2013
Forum der öffentlichen Begegnungsstätte, Kevelaer
Live
Todd Wolfe
Forum der öffentlichen Begegnungsstätte, Kevelaer
24. Mai 2013
Stil: Blues Rock


Artikel vom 30.05.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Todd WolfeDrei Amerikaner im Wallfahrtsort Kevelaer. Die Musikfans pilgerten ins Forum der öffentlichen Begegnungsstätte und Todd Wolfe, Justine Gardner (Bass) sowie Roger Voss (Schlagzeug) predigten fast drei Stunden das Hochamt des Blues Rock. Dabei musste sich das Trio die Zuneigung der Zuschauer ohrenscheinlich erst erspielen. Die Begeisterung kannte aber schon nach den ersten zwei, drei Liedern quasi keine Grenzen. Wie der Frontmann nach dem ersten rockigen Kracher ankündigte, wurden in den beiden Sets viele Songs aus Miles To Go präsentiert. So machte dann auch "Locket Full Of Dreams" gleich die Runde und man konnte feststellen, dass es das sehr gut eingespielte Gespann in keiner Weise darauf anlegte, die Kompositionen so wie auf der Platte zu präsentieren. Der Gitarrist war der Mann der tollen Zwischentöne, der fein ziselierten Unterschiedlichkeit zu den Studioproduktionen. Da war kein Solo deckungsgleich und doch typisch Todd Wolfe. Immer wieder konnte man Abweichungen in den Arrangements feststellen. Breaks der Verlangsamung beziehungsweise Beschleunigung oder hervorragende Rhythmuswechsel gaben den Nummern bodenständigen oder schwebenden Charakter.
Todd WolfeDes Öfteren machte der Protagonist gelungene, wenn auch kurze Ausflüge in die Psychedelic und mit ihren Kopfbedeckungen hinterließen alle drei Musiker rein äußerlich einen 'wohlbehüteten' Eindruck. Klar, der Blues hat nichts mit Äußerlichkeiten sondern den inneren Werten zu tun, auch wenn ein gewisses Raunen durch das Dachgeschoss ging, als Justine Gardner als erste des Dreiers in einem knappen Kleid die Bühne betrat. Sie machte zusammen mit Roger Voss am Schlagzeug dem Todd Wolfe-Blues Beine. Die Bassistin glänzte durch eine tolle Fingerfertigkeit, sehr melodisches Zupfen der vier dicken Saiten und dem einen oder anderen charmanten Lächeln in die Zuschauerreihen oder Kameras. Diese Frau konnte überzeugen, auch zu einem späteren Zeitpunkt des Auftritts in ihrem Solo. Logischerweise ließ man die Ableger des Blues nicht außer Acht. Die funkigen Ausflüge waren von gekonnten Wah Wah-Pedal-Aktionen geprägt und bei den erstklassigen Soli, die Todd Wolfe losließ, hatte man den Eindruck, dieses kleine Ding von Verstärker hinter ihm musste über eine Wasserkühlung verfügen.
Todd WolfeMit "Stay With Me Baby" wurde etwas Tempo rausgenommen. Dieses Lied war ein inniges Gebet aus fantastischem Riffing, bestem Solieren (der Saitenmann war ganz in sich gekehrt) und nicht nur hier konnte das Trio durch seinen gemeinsamen Gesang punkten. Roger Voss' differenzierter Drumsstick-Einsatz prägte die Rhythmik von "Against The Wall". Auch beim gefühlvollen Gitarrenalleingang waren Fußwippen-Aktivitäten vorprogrammiert. Der Frontmann war schon lange in Fahrt gekommen und ein ums andere Mal gesellten sich Solo-Schnipsel der Bassistin in die Tracks. Klasse! Melodie war Trumpf ... symbolisch zündete man mit dem "Miles To Go"-Opener Wunderkerzen an. Dann wurde richtig Druck im Kessel aufgebaut. Zum ersten Mal bei diesem Konzert war Rock'n'Roll à la Todd Wolfe angesagt. Da gab es selbstredend Szenenapplaus für seine Fahrt über die Saiten. Wer hätte es gedacht ... eine erste Zeitreise in Form eines straighten Rocksongs stand auf dem Programm. Zusammen mit Sheryl Crow schrieb Todd Wolfe vor einer gefühlten Ewigkeit "California". Immer noch ein toller Track!
Todd WolfeIn einem Boogie war der Drummer Roger Voss mit seinen Trommelstöcken nur auf der Kante seiner Snare unterwegs und bei einem "Do The Hip Shake Baby"-Intermezzo sah man auf vielen Zuschauergesichtern ein Freudenlächeln. Die Todd Wolfe Band hatte das Forum ordentlich eingeheizt. Zur Erholung gab es für alle eine kurze Pause. Die Stimmung war bis jetzt großartig, aber man musste auch feststellen, dass noch nicht ein Mal das Bottleneck aktiviert wurde. Ungewöhnlich bei einem Konzert dieses Mannes. Allerdings musste das Publikum dann gar nicht lange warten, denn gleich zu Beginn der zweiten Runde war das Metallröhrchen für längere Zeit am Ringfinger und auf den Saiten. Unter anderem slidete sich der Gitarrist vehement durch Mountains "Mississippi Queen". Ein Genuss für Ohren und Augen! In schön wiegendem Reggae kam "Come What May" mit einem glänzenden Crossover-Gitarrensolo daher.
Todd WolfeNun wurde der Slide-Sechssaiter gegen die Akustische getauscht. "I Stand Alone" und "Change Will Come" hatten eine andere, ganz eigene Dynamik als auf der CD. Bei Robert Johnsons "Come On In My Kitchen" erlebte man einen tollen Fingerpicker, der am Ende dann abermals das Bottleneck benutzte. Blues-Predigt im Wallfahrtsort! In der letzten halben Stunde des regulären Auftritts war Jam-Session angesagt. Mit einem Cream-Zitat und weiteren Wendungen der Rockgeschichte, Voss- sowie Gardner-Soli als auch feinster Gitarrenarbeit sorgte das Trio mit zwei Klassikern ("Shame"/"On The Run") aus dem Todd Wolfe-Köcher für grenzenlose Stimmung. Es rockte wie der Teufel und erst gegen 23:30 Uhr fiel der fiktive Vorhang. Für die lautstark geforderte Verlängerung bat der Amerikaner den Gitarristen Clemens Bombien auf die Bühne. Grundlage von gitarristischen Twin-Sounds, sich abwechselnden Soli und einem unwiderstehlichen Drive war unter anderem "Goin' Down" von Don Nix. Der junge Mann hinterließ mit seinem Spiel einen sehr guten Eindruck, den Todd Wolfe durch das eine oder andere Kopfnicken/Lächeln in Richtung Clemens Bombien verstärkte. Es war ein ganz starkes Konzert und ganz kurz vor Mitternacht hatte man noch die Gelegenheit, Justine Gardner zum Geburtstag zu gratulieren.
Wir bedanken uns bei Ralf Neumann von der KBN-Veranstaltungsagentur für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Todd Wolfe (guitars, percussion, vocals)
Justine Gardner (bass, backing vocals)
Roger Voss (drums, backing vocals)

Special Guest:
Clemens Bombien (guitar)
Todd Wolfe  Todd Wolfe  Todd Wolfe
Todd Wolfe       Todd Wolfe       Todd Wolfe       Todd Wolfe
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