Victor Wainwright / Lit Up!
Lit Up Spielzeit: 53:17
Medium: CD
Label: WildRoots Records, 2011
Stil: Blues, Boogie Woogie

Review vom 16.06.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Am Coverbild unschwer zu erkennen: Victor Wainwright ist Pianist. Er legt Wert auf die Tatsache, dass er ausschließlich die akustische Ausgabe des Tasteninstruments zum Einsatz bringt. Für Keyboardklänge hat er sich als Gast Chris Stephenson ins Studio geholt. In seiner Band The WildRoots sind mit Patricia Ann Dees sowie Ray Guiser zwei Personen, die Saxofon spielen. Dem nicht genug, gibt es darüber hinaus noch Blechbläser, die den Band-Sound ergänzen. Mit dem Musiker Stephen Dees hat Wainwright auch noch den Produzenten und Songschreiber fast aller Stücke auf seinem zweiten Album an Bord.
Folglich darf man sich bei "Lit Up!" auf mächtig präsente Gebläse-Klänge einstellen und da scheint ja schon bei so einigen Blues-Fans eine Art Grenze gezogen zu werden, wenn Stichworte wie 'Saxofon' oder 'Trompete' fallen. Ach, übrigens: Bob Dionne spielt Posaune.
Allerdings würde man Victor Wainwright & The WildRoots nicht gerecht werden, wenn man die insgesamt vierzehn Tracks ohne Durchhänger gehört hat. Da gibt es zum Beispiel einen Track, den man "Dixie Highway" getauft hat und diese Schnellstraße ist ziemlich weit entfernt von der im Titel anklingenden Musikrichtung. Mit akustischer Gitarre und Harp als Begleitung geht Wainwright in Richtung Mississippi-Delta. Auch ohne Piano eine klasse Nummer!
Wenn es im Blues nur immer solche Platten wie "Lit Up!" geben würden, könnte man stets frei von der Leber weg schöne Rezensionen schreiben. Victor Wainwrights neue Platte ist nur ein Beispiel dafür, wie man Boogie Woogie pur und als Auslegware in einem großen Raum spielen kann. Einen vergleichbaren Song wie "Dixie Highway" hat der Protagonist gleich noch einmal auf dem Plan und da er seinen Fingern auch in "Pile Of Blues" eine Pause gönnt, kann man sich hier ganz besonders auf die klasse Gitarrenarbeit von Dees konzentrieren. Da ist man geneigt, ihn einen Zauberer zu nennen und in ein einem Atemzug gehört der E-Gitarrist Greg Gumpel auch dazu.
Die Scheibe ergeht sich nicht in Wiederholungen und der Bandleader bietet seinen Begleitmusikern guten Freiraum für deren Entfaltung. Ob Gitarre, Harp oder Bläser-Soli, es ist stets gut arrangierter Blues. Mit "Weeds" entfernt man sich von der 12-Takter-Plattform und bringt eine Art Walzer mit leichtem Gypsy-Flair auf den Plan. Solche Abstecher lockern auf, sind obendrein auch noch perfekt gespielt und Wainwright singt in diesem Track mit einem Louis Armstrong-Touch. An anderen Stellen klingt seine Stimme ähnlich wie die von Eric Clapton. Bei "Little Ole' Shack" bekommt das Gebläse Big Band-Charakter und das Gitarren-Solo hat eine jazzige Tönung.
Wainwright spielt sein akustisches Piano vorzüglich und es ist in keiner Weise despektierlich, in dem Zusammenhang den Begriff 'old school' zu verwenden. Sein Blues ist angesagt, was durch Live-Termine belegt wird. Mit vielen Nummern steckt man knietief in der Vergangenheit des Boogie Woogie, aber Stephen Dees, den man wohl als den Songwriter des Albums bezeichnen kann, hat es fertiggebracht, eine ungemeine Frische abzuliefern. Diese können alle Musiker voll umsetzen. Ein Stück wie "Don't Doubt It (Ce Est Bon)" will erst einmal geschrieben und mit viel Groove gespielt sein. Für die E-Gitarre sowie das in Partnerschaft gespielte Saxofon müssen Gumpel und Particia Ann Dees besonders gelobt werden.
Leichtfüßig, mit einer verblüffenden Souveränität, wird der blütenreiche Blues serviert und selbst, wenn man nur die Boogie Woogie-Nummern hernehmen würde, wäre es den Kauf von "Lit Up!" Wert. Victor Wainwright & The WildRoots haben aber noch viel mehr auf der Pfanne und so bleibt am Schluss noch eine wunderschön gesungene Balladen-Solo-Einlage des Pianisten, der auch ohne seine Begleitband von sich Namen macht, zu erwähnen. "Let It Be The Same" setzt am Ende ein Ausrufezeichen!
Line-up:
Victor Wainwright (lead vocals, acoustic piano)
Stephen Dees (bass, acoustic guitar, percussion)
Greg Gumpet (electric guitar, Resornator guitar)
Patricia Ann Dees (tenor saxophone, backing vocals)
Billy Dean (drums)
Ray Guiser (tenor saxophone, clarinet)

Guest Musicians:
Charlie DuChant (tenor saxophone, baritone saxophone, sacello, clarinet)
Mark 'Muddyharp' Hodgson (harmonica)
Chris Stephenson (Hammond B3)
Bob Dionne (trombone)
Ken Titmus (trumpet)
The Little Pups (backing vocals - #1)
Tracklist
01:Big Dog's Running This Town [Stephen Dees] (3:33)
02:Ting Tang Bang [Stephen Dees] (3:00)
03:Subliminal Criminal [Victor Wainwright/Stephen Dees] (3:12)
04:Walk Away My Blues [Stephen Dees/Victor Wainwright] (6:00)
05:Dixie Highway [Stephen Dees] (3:11)
06:Weeds [Stephen Dees/Victor Wainwright] (3:52)
07:Little Ole' Shack [Stephen Dees] (3:15)
08:Lit Up [Stephen Dees/Victor Wainwright] (3:18)
09:Our Last Goodbye [Stephen Dees] (5:05)
10:Don't Doubt It 'Ce Est Bon' [Stephen Dees/Victor Wainwright] (3:57)
11:Coin Operated Woman [Victor Wainwright/Stephen Dees] (2:44)
12:Pile Of Blues [Stephen Dees/Victor Wainwright] (4:34)
13:Honky Tonk Heaven [Stephen Dees/Victor Wainwright/Billy C. Wirtz] (3:45)
14:Let It Be The Same [Victor Wainwright/Weston Bradigan] (3:43)
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