The Wake Woods / 5th Floor
5th Floor Spielzeit: 47:01
Medium: CD
Label: Soundworks Berlin, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 13.06.2013


Mike Kempf
Brauch ich eine neue Brille, erleide ich eben einen Pupillenschwindel? Nein, das Booklet von The Wake Woods Debütalbum "5th Floor" bringt es ans Tageslicht: Die Wege eines meiner Lieblingsbassisten, Ingo Siara, kreuzen sich in letzter Zeit recht häufig mit den meinen. 'Entdeckt' habe ich den Basszupfer bei der für mich besten deutschen Stones-Coverband, Get Stoned. Nun scheint der Berliner Sympathikus so richtig durchstarten zu wollen. So hat er erst kürzlich bei
Rock Your Town von Berlins Ausnahmemusiker Jimmy Gee mitgewirkt, von dessem aktuellen Album sich mein geschätzter Kollege Jochen heute noch vor Begeisterung jeden Abend in den Schlaf wiegen lässt.
Zwölf Songs in siebenundvierzig Minuten sind für mich ein guter Mittelwert. Schade nur, dass sie an einem Booklet gespart haben. Dafür haben sie das 'Ersparte' in eine Vinylproduktion gesteckt, die haargenau deckungsgleich mit der kleinen runden Silberscheibe ist. Allerdings sind hier die Schnellentschlossenen, die sich eine lange Schwarzrille erwerben wollen, klar im Vorteil, denn das Teil wird nur in einer limitierten Auflage von einhundert Stück angeboten. Zwar liegen mir beide Tonträger vor, doch meine Rezension konzentriert sich 'nur' auf die CD.
"5th Floor" beginnt mit "Carolina" recht dynamisch. Im Blues Rock-Stil unterstreicht die Berliner Kapelle gleich ihre anspruchsvollen Ambitionen. Dabei steht neben dem erstklassigen Lead-Gitarristen Helge Siara vor allem sein Bruder Ingo im Mittelpunkt des Geschehens. Aber nicht nur, weil er am Bass wieder glänzend rhythmisch begleitet, sondern weil er diesmal nebenbei als Frontsänger für die Textvorträge zuständig ist. Seine Gesangseinlagen spiegeln sich durch seine extrem starken Stimmbänder sehr voluminös aus den Boxen wider. Diesen kraftvollen Gesang zieht er von "Carolina" bis zu "Slide" rigoros durch, bremst sich nur bei "Never Die", "Not Fay Away" oder "Alcohol" etwas aus, wenn er bei diesen tollen Balladen zum Teil etwas reservierter ins Mikro trällert. Insgesamt betrachtet ist Ingo ein guter rockiger Sänger, wobei er mit etwas mehr Variabilität seines stimmlichen Tonumfangs noch mehr punkten könnte. Egal, es ist nur mein eigener Wunschgedanke! Ansonsten liegt mir ein exzellentes Werk vor, in dem mir nach mehreren Durchläufen Lead-Gitarrist Helge am besten gefällt. Er präsentiert nicht nur erstklassige Gitarrenläufe, sondern lässt sie völlig ungeschönt vom Stapel. Soll heißen, sein Spiel wirkt roh und ungeschliffen, erinnert an die Zeit, als Jimi Hendrix & Co. Ende der 60er ihre Stromklampfen in unvergesslichen Exzessen bespaßten. Klasse, Helge, mir gefällt's!
Anspieltipps? Aber klar doch, das Finale "Slide", gleichzeitig das längste Teil des Silberlings, besticht mit spielstarken Slideeinlagen und einem mächtigen, schroffen Gitarren-Groove. Diese Nummer bringt meinen Kreislauf sofort von null auf hundert in Schwung und lässt mich umgehend die Replay-Taste drücken. "Can't You Feel It?" ist mir ebenfalls ans Herz gewachsen und empfiehlt sich für eine weitere Hörprobe.
Fazit: Der Berliner Combo ist mit "5th Floor" ein tolles Einstiegsalbum gelungen. Sie präsentieren ihr Scheibchen ausschließlich im Blues Rock-Gewand und haben in ihren Songs zum Teil ein paar Southern-Spritzern beigemischt, die dem Tonträger sehr gut bekommen. Die Musiker wirken sehr gut eingespielt, für ihr relativ junges Lebensalter fast schon routiniert und weisen rein musikalisch betrachtet keine Mängel auf. Trotzdem, mein Gefühl sagt mir, hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen und ich denke, die Band wird noch eine Steigerung erfahren. Sei es wie es sei, ich kann bereits für "5th Floor" bedenkenlos eine Kaufempfehlung aussprechen. The Wake Woods, ein Name den man sich merken sollte.
Line-up:
Helge Siara (Gitarre, Mundharmoinka - #1, Gesang)
Ingo Siara (Gesang, Bass)
Tobias Rachuj (Gitarre, Gesang)
Till Reuter (Schlagzeug)
Matth (Piano, Organ - #8)
Tine (Gesang - #4,8)
Jenny (Gesang - #4,8)
Nina (Gesang - #4,8)
Tracklist
01:Carolina (3:47)
02:Can't You Feel (3:21)
03:Molly Brown (3:53)
04:Oh La La (3:25)
05:We Got The Blues For You (3:35)
06:Up And Gone Away (4:04)
07:Never Die (4:29)
08:Upper Class Boogie (3:54)
09:Not Far Away (4:45)
10:What You Gonna It For? (3:55)
11:Alcohol (2:31)
12:Slide (5:12)
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