The Walkabouts / Travels In The Dustland
Travels In The Dustland Spielzeit: 57:29
Medium: CD
Label: Glitterhouse/Indigo, 2011
Stil: Alternative Music

Review vom 29.11.2011


Joachim 'Joe' Brookes
The Walkabouts haben sich ganz schön viel Zeit für ihr neues Album gelassen. Sechs Jahre sind seit "Acetylene" ins Land gegangen. Zwischendrin war Chris Eckman mit seinen beiden anderen Bands Dirtmusic sowie L/O/N/G aktiv. Nimmt man die weiteren Gruppenmitglieder mit ihren Nebenprojekten auch noch in den Zirkel, dann entsteht ein ganzes Walkabouts-Universum.
Die amerikanische Gruppe hat schon so etwas wie Musikgeschichte geschrieben, denn sie sind ja nicht erst seit gestern im Business tätig. Eher könnte man vorvorgestern sagen, weil die Band bereits Mitte der Achtzigerjahre gegründet wurde und "22 Disasters" (1985) die Debüt-Platte der Combo war. Die Gründungsmitglieder Chris Eckman und Carla Torgerson bilden immer noch den Nukleus von The Walkabouts und im Laufe der mittlerweile siebenundzwanzigjährigen Karriere hat man keine wirklich schwachen Tonträger veröffentlicht.
2009 wurde die Combo durch ein Tribute-Album namens "Got No Chains" unter anderem von Hugo Race, Al DeLoner, Chris Cacavas (Ex-Green On Red), Savoy Grand, Willard Grand Conspiracy oder Steve Wynn & Linda Pitmon geehrt. Klar, mit dem in einem Werbespot untergebrachten "Devil In The Details" ist man ja immer noch in aller Munde, ganz gleich, ob man der Outdoorbekleidung mit der Pfote zugeneigt ist oder auch nicht. Ein klasse Song ist es jedenfalls immer noch.
"Travels In The Dustland" ist ein ausgesprochen gutes Album geworden. Als Leadsängerin brilliert Carla Torgerson immer wieder. Musikalisch begeben sich die Walkabouts auf kein Glatteis. Dennoch ist die Platte gespickt mit feinen, klanglichen Experimenten. Da steht die knarzige Gitarre neben anmutigen Piano-Riffs und irgendwie begleitet den Hörer in vielen Liedern ein gewisser Groove.
Das Genre Folk wird in den vielen Händen der zu einem Sextett angewachsenen Band (Paul Austin ist hinzugekommen) zur Desert- oder Alternative Music. Viel Wert wird, auch durch den Einsatz von echten Streichern (Apollon Chamber Orchestra) und Musikern, die Lap Steel (Matt Brown), Cello (Graig Markel) oder Trompete (Tim Conray) spielen, auf Details gelegt. The Walkabouts fahren ein ganzes Sortiment an Gefühlen auf. Melancholie, Schwermut und Wehmut sind Emotionen, die in perfekten Klang-Kompositionen verschmelzen. Kantige Nummern, schroffe Tracks, Mystik und Psychedelic runden den Song-Zyklus ab.
Die Kapelle meldet sich eindrucksvoll zurück und dürfte mit dem vorliegenden Tonträger in aller Munde und im Geschäft bleiben. Torgerson und Eckman hört man nicht immer separat am Gesangsmikrofon. Wenn beide sozusagen im Duett unterwegs sind, dann sorgen die Künstler für ein weiteres Highlight. Beim Einsatz der Hammond-Orgel von Glenn Slater kommt ebenfalls Freude auf und mächtig gut sind die Synthesizer-Sounds.
Aus der balladesken Richtung kommend ist "They Are Not Like Us" eine grandios verewigte Predigt aus einer nicht zu definierenden Welt der Träume und wenn es rockiger wird, dann muss "No Rhyme, No Reason" erwähnt werden. Einerseits singt Torgerson fantastisch, andererseits ist Chris Eckman mit seiner angerauten Stimme zur Stelle. Mit "Horizon Fade" schließt sich der schwere "Travels In The Dustland"-Vorhang aus beiden Richtungen ganz langsam und in einer Weise, die einen direkt wieder die Starttaste drücken lässt.
The Walkabouts haben es abermals geschafft, den Hörer in einer sehr überzeugenden, vielfältigen Art und Weise auf ihre Seite zu ziehen. Trübe wirkende Gefühle wurden selten so hörenswert in Szene gesetzt. "Travels In The Dustland" belegt in elf Stücken, wie stark die Band aus Seattle immer noch sein kann. Starke Empfehlung!
Line-up:
Chris Eckman (vocals, electric guitars, acoustic guitars, piano, synthesizer)
Carla Torgerson (vocals, electric guitar, cello, electric kalimba)
Paul Austin (electric guitars, acoustic guitars)
Glenn Slater (Hammond organ, piano, vibes, synthesizer)
Michael Wells (bass, fuzz harp)
Terri Moeller (drums, percussion, backing vocals)

Apollon Chamber Orchestra (strings - #2,4,5,9,11)
Jon Hyde (pedal steel - #9,10)
Blaz Celarec (percussion - #2,6)
Graig Markel (cello - #1)
Tom Conroy (trumpet - #2)
Jason Mason (upright bass - #11 intro)
Michael Serpe (electric kalimba - #6)
Tekla Waterfield (backing vocals - #3)
Irena Lesjak (group vocals, handclaps - #6)
Martina Smid (group vocals, handclaps - #6)
Mateja Bedenk Kosir (group vocals, handclaps - #6)
Anda Eckman (group vocals, handclaps - #6)
Tracklist
01:My Diviner (5:41)
02:The Dustlands (4:21)
03:Soul Thief (4:22)
04:They Are Not Like Us (4:33)
05:Thin Of The Air (4:34)
06:Rainmaker Blues (5:20)
07:Every River Will Burn (6:39)
08:No Rhyme, No Reason (4:06)
09:Wild Sky Revelry (6:15)
10:Long Drive In A Slow Machine (5:30)
11:Horizon Fade (6:05)
(all songs written by Chris Eckman, #5 by Paul Austin)
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