Wallace Vanborn / Free Blank Shots
Free Blank Shots Spielzeit: 52:55
Medium: CD
Label: Suonix Music & G-Records/Intergroove, 2010
Stil: Alternative Rock

Review vom 10.11.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Wallace Vanborn ist ein Trio aus Belgien. 2006 gegründet, hat sich an der erfolgreichen Gründungsbesetzung nichts geändert und in ihrem Heimatland bekam man den Spitznamen 'Pletwallace' verpasst. Das heißt so viel wie Dampfwalze. Würde die Musik von Wallace Vanborn ausschließlich unter diesem Gesichtspunkt abgehen, wäre ich definitiv nicht der richtige Rezensent. Folglich muss "Free Blank Shots" mehr sein, als Plattmach-Sound.
Bei vorliegender Platte handelt es sich um das Debüt der Band und bei allem, was recht ist ... das Scheibchen ist super.
Wallace Vanborn zeigt gleich im Opener, wo es bei dem Triumvirat lang geht. Eine kleine Feedback-Orgie eröffnet den ersten Track und sorgt so schon einmal für entsprechende Aufmerksamkeit beim Hörer. Dann befinden sich die Klänge auf einem gemeinsamen Weg und siehe da: Das Trio verblüfft mit Melodie im Refrain. Dazu geben die Gitarren mit den Gästen Maarten Flamand sowie Wolf Vanwymeersch ordentlich Gas. Das Stück lebt von akzentuierten, ruhigeren Phasen und verdammt hartem Rock. Mit "Rover" macht die Gruppe Lust auf mehr Musik.
"Atom Juggler" hat Groove und auf diese hinreißenden, großspurig angelegten Refrains möchte man wohl nicht verzichten. Ian Clement hat allerdings auch Stimmbänder wie Rasiermesser. Was der an emotionalem Gesang drauf hat, passt dann auch zu den zeitweise fein überdrehenden Gitarrenbergen. Wallace Vanborn verzückt mit Streicheleinheiten und drehen ganz mächtig an der Härte des Rock. Stellenweise zelebriert die Band einen tollen Stoner Rock.
In "Rite Hands" geht es mit kontrollierter Robustheit weiter. Bei der ersten Singleauskopplung sind die Gitarrenriffs wohl sortiert und hier treibt der Bass sein hörenswertes Unwesen, weil Dries Hoof seinen Tieftöner mit einigen schönen Effekten versehen hat. Oh Mann, es entsteht eine wohltuende Gewissheit, dass "Free Blank Shots" eine tolle Platte ist.
Auch unter drei Minuten kann es Wallace Vanborn krachen lassen. Kompakt, auf das Wesentliche reduziert, werden solche Song-Blitzlichter zu einem wahrhaft gigantischen Treiben, bei dem die Combo immer wieder Feedbacks einfließen lässt. Je nach Bedarf kann Sylvester Vanborm einerseits durch einfach gehaltenes Drumming durch die Takte treiben. Andererseits hat er auch die melodische Variante drauf. Was Ian Clement mit seiner E-Gitarre anstellt, ist großes Kino. Da blitzt er immer wieder mit Soundspielereien auf, die so überraschend wie ein plötzlich hinter den Wolken auftauchender Lichtstrahl erzeugt werden.
Allerdings ist der Rock aus Belgien nicht immer hell. Geschickt wirft man auch düstere Stimmungen in den Ring. So zum Beispiel in "Snails And Bones". Esther Lybeerts Backing Vocals sorgen für einige Lux im Ambiente und durch Eva Bruneel am Cello ziehen feine Nebelschwaden durch den Track. Die Gruppe lässt es hier bedächtiger angehen, kann allerdings auch mit dieser dunklen Ballade überzeugen. Oft, wenn man der Meinung ist, Wallace Vanborn durchbrechen die Langsamkeit, wird der Hörer eines anderen belehrt. Eine akustische Gitarre führt das Stück dem Ende entgegen. Die Gruppe ist klasse! "The Tower" ist ebenfalls eine ruhigere Angelegenheit. Trotzdem muss man bei dem Dreier stets auf der Hut sein. Vor eruptiven Ausbrüchen wird nicht gewarnt. So ist es dann auch im 'Turm'-Song. Abermals hat Bruneel ihr Streichinstrument im Spiel. Kaum zu glauben, aber die Gruppe bekommt es hin: "Shallow" ist ein Wechselspiel aus erquickendem Stoner- und Pub Rock.
Die im oberen Kasten angegebene Spielzeit relativiert sich, wenn der Player statt elf Tracks eine zwölfte Nummer anzeigt. Versteckt haben die Belgier ein opulentes, fast elfminütiges "Untitled"-Menü. Jetzt werden alle Register der Virtuosität gezogen und die Schleusen geöffnet. Dieses Stück hat den Charakter einer frei ablaufenden Jam. Die Hälfte der Nummer ist dann eine gigantische Feedback-Orgie, wohl nur von Clement in Szene gesetzt.
Wallace Vanborns Erstling hat überzeugt, vorausgesetzt, man mag auch eine gewisse Härte im Rock.
Line-up:
Ian Clement (guitars, vocals)
Dries Hoof (bass)
Sylvester Vanborm (drums)

With Additional Help From:
Maarten Flamand (guitars - #1)
Wolf Vanwymeersch (guitars - #1)
Eva Bruneel (cello - #6,10)
Thijs De Clus (vocals - #1)
Esther Lybeert (vocals - #6)
Jakob Ampe (vocals - #7)
Tom Claus (vocals - #8,9)
Tracklist
01:Rover (4:54)
02:Atom Juggler (2:44)
03:Rite Hands (3:14)
04:Missile Launch (2:41)
05:Little Or No Control (3:36)
06:Snails And Bones (5:14)
07:Mourning Sickness (2:53)
08:Genius Inside The Bear (4:10)
09:Shallow (3:25)
10:The Tower (5:17)
11:Reap (3:59)
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