»White Trash« (ohne h!) und »High Porn Power« haben die Hamburger auf ihrer Fahne stehen. Das ist korrekt, denn musikalischer Blümchensex wird dem Hörer hier nicht geboten. Eher dreckiger und damit besserer Sex mit allen Zutaten, die in knapp 55 Minuten von einem Höhepunkt zum nächsten führen. Musikalisch wohlgemerkt.
Vor etwas mehr als einem Jahr erblickte die Band das Licht der Welt. Wallenberg's Whiskey Hell sind aber mitnichten Neulinge im Metier. Sänger und Saitenhexer Olly Wallenberg, der außerdem Hamburg Ink betreibt und somit für das optische Outfit von Band und Fans sorgt (ein Tattoo-Gutschein liegt der CD bei) hatte seinen ersten musikalischen Sex bei Doc Eisenhauer, die vor etwa 21 Jahren die erste deutschsprachige Metalscheibe bei RCA veröffentlichten. Helloweens Basser Martin Großkopf holte Olly als Sänger für seine 1992er Soloplatte. Tourerfahrung hatte Ollys erste Band mit Acts wie Helloween, Bonfire sowie Gotthard. Aktuell ist er auch Mitglied bei den Hamburger Jungz.
Drummer Buby Blacksmiths musikalische Vita hat unter dem Punkt 'spielte bei' Einträge wie Hannes Bauer, Roy Last, Rockhouse und Zed Yago. Beim Herrn der tiefen Töne Carsten 'Sharky' Meyer lauten die Nennungen in besagter Rubrik ebenfalls Zed Yago sowie Ratpack. Der Dreier hat also die besten Voraussetzungen, unter eigenem Namen bzw. als Band zu agieren.
Lese ich in Verbindung mit Musik die Worte Whiskey, Hell und Booze, assoziiere ich damit eine bestimmte Spielart, Richtung, Stil… Und in der Tat finden sich im Kamasutra von Wallenberg's Whiskey die 'Stellungen' Südstaaten Rock'n'Roll, Blues und Boogie.
Schaun' mir mal, und entgegen dem üblichen Vorspiel, das mit Track eins beginnt, geht es sofort zu der Nummer, deren Namen einen wohligen Schauer verbreitet. Bonustrack Nummer drei ist tatsächlich die Blackfoot-Hymne "Highway Song". Heiliger Alligator, wenn sich jemand an dieses Stück wagt, muss er es können. Und es kommt wirklich gut. Flair und Spirit dieses Southern-Klassikers werden einwandfreu dargeboten. Auch die beiden anderen Cover im Bonusteil der CD ( Kiss' "Wouldn't You Like To Know Me" und "Black Betty" in der Ram Jam-Version) zeigen keinerlei Schwächen. Das liegt an den handwerklichen Fähigkeiten der Hamburger Jungs, denn nicht nur die Instrumente werden höchst professionell malträtiert, auch Ollys Stimme hat diese Mischung aus gelebtem Rock'n'Roll mit jeder Menge Booze auf der Zunge.
Und er ist ein Meister an den sechs Stahlsaiten mit einem Händchen fürs Songwriting. Wie ein Irrer wieselt er die Bünde rauf und runter. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Nummer nun schnell oder eher gemäßigt daherkommt. Nehmen wir mal "Dickle Me Up" - ein Stück der Marke ZZ Top meets George Thorogood. Jesses! Oder "Natural Born Bad Boy", das Motörhead in nichts nachsteht. Wir hören mit "Whiskey Hell" einen Stampfer in der Tradition eines irischen Trinkliedes. Ein Mattenschwinger vor dem Whiskey-Brenner ist "Respect, Truth & Family" und "Darkest Hour Blues" würde dem seligen Gary zur Ehre gereichen. Immer präsent und bis aufs Komma adäquat die Schießbude und der Tieftöner. Das Trio ist eingespielt, quasi die perfekte Ménage-à-trois.
Als ob das nicht schon genug wäre, packt die Truppe hier und da etwas 'Spielzeug' ins Geschehen. Da taucht mal eine Simple Man-Gitarrenlinie ("Cocaine Cowboy's") auf, oder beim Boogierocker "Planet Of Snakes" eine Passage, die kurz Gary Glitters "Rock And Roll" zitiert und von einer Katon-Platte stammen könnte.
"Back To The Swamp's" hat was von einer Stadionrock-Nummer à la Whitesnake, die sich mit fast doomigem Rhythmus verpaart hat. Überhaupt, ich finde keine Schwachstelle auf "Booze'N'Boogie". High Porn Power, ja, das ist der passende Term für diese swampige, gitarrendominierte, schweißtreibende Kissenschlacht in bester Rock'n'Roll'n'Boogie-Manier.
Jungs, in die Kiste gehe ich nicht mit euch, aber ich meine, es würde mächtigen Spaß machen, mit euch zu boozen. Wird schwer werden, so ein Debüt zu toppen. Ich wünsche es euch (und mir). Daumen hoch für diesen Einsteiger, ihr rockt den Michel!
Line-up:
Olly (guitars, vocals)
Buby (drums, backings
Sharky (bass, backings)
Tracklist |
01:Natural Born Bad Boy
02:Respect, Truth & Family
03:Whiskey Hell
04:Dickle Me Up
05:Cocaine Cowboy's
06:Darkest Hour Blues
07:Braking Bad
08:Back To The Swamp's
09:She's Ready
10:Planet Of Snakes
Bonus Tracks:
11:Black Betty
12:Wouldn't You Like To Know Me
13:Highway Song
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