Spielzeit: 47:59 Medium: CD Label: Palo Duro Records, 2007 Stil: Americana Review vom 19.06.2008 Markus Kerren

Texas ist groß! Sehr groß sogar und verfügt dadurch auch über sehr viele Bands, die ihren Weg bzw. ihr Publikum nie über die USA oder auch nur den heimischen Bundesstaat hinausfinden. Speziell wenn diese ihr Herz der Country Music in all ihren Spielarten geschenkt haben, da uns in Europa bezüglich dieser Stilrichtung ja meistens doch nur die bereits großen Stars erreichen. Erst kürzlich hat aber genau eine dieser unbekannteren Bands wieder meine Aufmerksamkeit erregt. Und dabei handelt es sich um Walt Wilkins & The Mystiqueros!

Eigentlich sind die Mystiqueros ein Projekt, das aus fünf bereits gestandenen und sehr erfahrenen, leichberechtigten Musikern besteht, die es (unabhängig voneinander) zusammengerechnet auch schon auf knapp 20 veröffentlichte Alben bringen. Dass Walt Wilkins beim Bandnamen gesondert genannt wird, ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass er wohl der bekannteste Mucker des Quintetts ist. Außerdem hat er auch die mit Abstand meisten Songs auf "Diamonds In The Sun" geschrieben.

Ist im Prinzip aber auch völlig egal, da wir uns jetzt mal umgehend auf die Musik stürzen sollten. Die ist nämlich außerordentlich gut! Unter anderem auch deshalb, weil sich die Band nicht in ein starres Gewand zwängen lässt, sondern vielmehr zwischen Country, Rock, Blues, Soul und gar Gospel pendelt. Auch die Lead Vocals wurden aufgeteilt, sodass bei dem Longplayer alleine schon deshalb gar keine Langeweile aufkommen kann.

Einen absoluten Klasse-Groove kann "Honky Tonk Road" aufweisen, versehen mit coolen Melodien und starker Gitarrenarbeit. Speziell die superben Melodien sind ein Bestandteil dieses Albums, den man zu Hauf vorfindet. Sei es der flotte Country Rock-Opener "Trains I Missed", das mehr dem traditionellen Country zugewandte "You Can't Outdrink The Truth" oder dem auf der gleichen Schiene fahrenden Titelsong mit einer wunderschönen Steel Guitar.

Eines der absoluten Sahne-Stücke ist "Just Like Hank"! Ein sehr bluesiger Track mit souliger Stimme, die mit jeder Menge 'Southern Drawl' gespickt ist und stellenweise frappierend an
Ronnie Van Zant erinnert. Musikalisch getragen von einer Akustik-Gitarre, heult, jault und schreit die Elektrische beim Solo dann geradezu im Verbund mit dem Vokalisten, der uns hier sein Leid klagt. Ganz klar, hier sind Könner am Werk, die nicht erst seit vorgestern ihr Handwerk beherrschen.

Eine kleine Überraschung gibt es in Form des The Band-Covers "The Shape I'm In", das ebenfalls sehr respektabel gebracht wird und sich glänzend zu den übrigen elf Songs einreiht. Meine ganz persönliche Meinung zu diesem Track ist, dass Richard Manuel diese Nummer so sehr zu seiner eigenen gemacht hat, dass eine Steigerung zum Original kaum möglich zu sein scheint, aber die Mystiqueros ziehen sich dennoch immerhin sehr beachtlich aus der Affäre.

"Red River Blues" ist ein überzeugender Roots Rocker mit einem, wie überall auf dieser Scheibe, sehr warmen und organischen Sound, der die Balance zwischen den schnelleren und den gesetzteren Stücken wieder ins Lot bringt. Unbedingt empfehlenswert auch das in Richtung Gospel tendierende "Stand Up Seven", das die Lauscher des Hörers einmal mehr mit herausragendem Gesang, einer tollen Steel Guitar und dem soulvollen Background-Gesang erobert.

"Diamonds In The Sun" ist eine runde, saubere Angelegenheit und weit mehr als nur die Summe der hier versammelten fünf Individualisten! Der starke Sound, die versierten Musiker und das überdurchschnittliche Songwriting lassen mir da 8 von 10 RockTimes-Uhren ganz locker von der Hand gehen.

Line-up:
Ramon Rodriquez (drums, percussion, vocals)
Bill Small (bass, percussion, acoustic guitar, vocals)
John M. Greenberg (electric & baritone guitars, vocals)
Marcus Eldridge (electric guitars, vocals)
Walt Wilkins (acoustic guitars, vocals)

Special guests:
Lloyd Maines (steel guitar, baritone guitar, mandolin, high string guitars, vocals)
Tina Mitchell Wilkins (vocals - #12)
Autumn Boukadakis (vocals - #12)