Wentus Blues Band / Family Meeting
Family Meeting Spielzeit: 53:17 (CD 1), 51:21 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Ruf Records, 2008
Stil: Blues


Review vom 13.02.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Wenn ein 20. Geburtstag kein Grund zum Feiern ist, was dann?
Hat man einmal den Entschluss gefasst, zu feiern, dann gehört es sich auch, Gäste dazu einzuladen. Das machte die 1986 in Kokkola, Finnland gegründete Wentus Blues Band (WBB) und zur Party im altehrwürdigen Aleksanterin Teatteri kamen unter anderem Omar Dykes ohne seine Howlers, Kim Wilson von den Fabulous Thunderbirds, Louisiana Red, Paradiesvogel Eddie Kirkland, Barrence Whitfield, Sven Zetterberg, Eric Bibb, Mick Taylor und Lazy Lester.
Nach dem Motto 'nicht-kleckern-sondern-klotzen' wurden die Feierlichkeiten unter der Regie von Heikki Kossi auch gleich auf Celluloid gebannt.
Der Dokumentarfilm wird 2008 und 2009 bei Filmfestivals überall auf der Welt gezeigt werden. Viele Fernsehsender haben ebenfalls Interesse gezeigt (BBC und Arte), so ist dem Info-Blatt zu entnehmen.
Na dann, Filmfestivals besucht der Schreiber dieser Zeilen nie, aber er wirft gerne einen Blick in die Fernsehzeitung, um dieses Event im Pantoffelkino nicht zu verpassen.
Dank Ruf Records aus Lindewerra bekommen wird allerdings einen auditiven Vorgeschmack auf dieses Ereignis in Form eines Doppeldeckers mit knapp 104 Minuten Spielzeit.
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass es vier Tracks zu hören gibt, die nicht im Film enthalten sind.
Die Wentus Blues Band hat mit Niko Riippa und Kim Wikman bereits zwei Gitarristen im Line-up und man kann sich vorstellen, was los ist, wenn dann noch Gäste mit der geschulterten Gitarre den Sound der Gruppe ergänzen.
Los geht es allerdings mit dem Geburtstagskind, das durch "Moonshine", einem Eigengewächs und dem Cover "You Gonna Make Me Cry" für die rechte Stimmung vor den Boxen sorgt. Der Keyboarder Pekka Gröhn eröffnet den Solo-Reigen und nach begeistertem Beifall kommen die Finnen schon zum ersten Slow-Blues, durch den Juho Kinaret, stellenweise an Eric Burdon erinnernd, mit seiner angerauchten Stimme führt und Niko Riippa eine erste Gitarren-Kostprobe seines Könnens gibt.
Sven Zetterberg steht auf der Bühne und gibt mit der WBB einen weiteren Schleicher mit groovigem Rhythmus zum Besten. In "Since I Been Loving You" legt er ein ausgiebiges Solo hin und mit "I Got To Go" folgt Harp-Blues der edelsten Sortierung, denn kein Geringerer als Kim Wilson spielt auf. Über seine Qualitäten am Mississippi-Saxofon zu schreiben, hieße Eulen nach Athen tragen. Der Mann ist halt eine Klasse für sich. Die Gitarristen sorgen für einen satten Sound, in dem der Keyboarder nicht untergeht und für den WBB-Song "Passenger Blues" ist Zetterberg nicht mit von der Partie. Mit diesem Track schafft es die Band, in Koproduktion mit dem Fabulous Thunderbirds-Mitglied, eine direkte Verbindung nach Chicago herzustellen. Nicht nur weil diese Nummer im Film fehlen wird, ein dicker Anspieltipp.
Dann folgt das nächste Highlight mit dem 1928 in Jamaika geborenen Eddie Kirkland, der im Laufe seiner Karriere auch mit John Lee Hooker Platten aufgenommen hat. Alben unter seinem eigenen Namen, die bis ins Jahr 1961 zurückgehen, sind allemal lohnenswert und für sein "Pick Up The Pieces" hören wir ganze vier Gitarristen, denn Zetterberg ist wieder dabei. Das Midtempo-Ding hat mächtig Blues-Feeling und dafür erhöht man gerne die Lautstärke. Wieder ein Hinhörer!
Die nächste Aufnahme stammt aus dem Backstage-Bereich der Veranstaltung und es ist zur akustischen Klampfe mit dem Sänger Lazy Lester für einen kurzen Moment (1:24 Minuten) Country Blues-Zeit. Auch schön, dieses Intermezzo. Warum es keinen Song mit Lazy Lester bei der Feier selbst zu hören gibt, verstehe wer will. Ihn gibt es auf Disc zwei nochmals, allerdings mit "Raining In My Heart" 'nur' von den Proben.
Wer meint, wenn Omar Dykes auf der Bühne steht, gibt es rockiges Material auf die Ohren, hat sich getäuscht. "Angel Blues" ist ein ruhiges Stück, in dem der Gitarrist mit seinem Solo zumindest ein klein wenig die Fetzen fliegen lässt.
Entert Barrence Whitfield die Bühne, ist Rock'n'Roll angesagt, gepfeffert vom Saxofonisten Tore Berglund. Party-Stimmung pur, wenn der Vokalist seine Emotionen herausschreit: "Stop Twistin' My Arm".
Einen Hauch von Exklusivität erhalten wir mit dem Disc eins abschließenden Rolling Stones-Titel "Can't You Hear Me Knocking", weil auch dieser Track nicht im Film zusehen sein wird.
Zehn Minuten mit einer jazzigen Eröffnung von Tore Berglund und dann meldet sich zuerst kurz und später sehr ausgiebig Mick Taylor zur Wort. Zwischendrin soliert der Pekka Gröhn abermals prächtig. Rhythmisch wird Mikael Axelqvist durch Perkussives von Juho Kinaret verstärkt. Taylor vom Feinsten. Der lässt selbst einige Blue Notes nicht aus und zeigt sich ansonsten auf der Höhe der Blues-Dinge, die Jagger/Richards seinerzeit zu Papier gebracht haben.
Zu einem der wenigen Momente mit Slide-Gitarre kommt es beim zweiten Lied mit Taylor, der mit der Band Bob Dylans Song "Blind Willie McTell" zelebriert. Schöne E-Gitarren erfüllen die vier Wände. Ebenso wie in gemächlich dahin fließenden "Ventilator Blues", abermals mit Bottleneck-Einsatz. Sowohl diese Nummer als auch "Looking For Trouble", wieder mit Kim Wilson, komplettieren die nicht im Film enthaltenen Songs zu einem Quartett.
Die zweite CD wird mit "I Heard The Angels Singing" und Eric Bibb an der akustischen Gitarre eröffnet. Der Gast glänzt durch seine klasse Stimme und Pekka Gröhn wechselt zum Piano-Klang.
Ein weiterer Backstage-Track ist "Backroom Delta". Der Titel, mit Louisiana Red ist selbstredend und Klasse. Auf der Bühne erleben wir ihn dann in "Ride On Red" und seiner Stimme kann man sich kaum entziehen. Immer wieder toll, für welche Performance der Blueser sorgen kann. Die WBB shuffelt sich zusammen mit dem vom Gitarristen Clas Yngström geschriebenen durch "Hold The Note". Den Rausschmeißer liefern die Gäste Barrence Whitfield, Yngström und natürlich die WBB mit der Fußwippen-Nummer "Biscuit Roller".
Diese grandiose Geburtstagsfeier verdient 9 von 10 RockTimes-Uhren und somit eine Tipp-Grafik.
Line-up:
Juho Kinaret (lead vocals, percussion)
Niko Riippa (guitar)
Kim Wikman (guitar)
Pekka Gröhn (keyboards, backing vocals)
Robban Hagnäs (bass, backing vocals)
Mikael Axelqvist (drums)
Special Guests:
Omar Dykes (guitar)
Kim Wilson (harp)
Louisiana Red (guitar)
Eddie Kirkland (guitar, vocals)
Barrence Whitfield (vocals)
Clas Yngström (guitar)
Sven Zetterberg (guitar)
Lazy Lester (vocals)
Eric Bibb (guitar, vocals)
Mick Taylor (guitar)
Tore Berglund (saxophone)
Anders Sjöberg (vocals)
Tracklist
CD 1:
01:Intro: Going To The Show (1:08)
02:Moonshine (4:35)
03:You Gonna Make Me Cry (5:21)
04:Since I Been Loving You (4:57)
05:I Got To Go (4:06)
06:Passenger Blues (5:09)
07:Pick Up The Pieces (6:20)
08:Lonesome Fugitive (1:42)
09:Angel Blues (5:51)
10:Stop Twistin' My Arm (3:53)
11:Can't You Hear Me Knocking (10:07)
CD 2:
01:I Heard The Angels Singing (4:47)
02:Down The Line (4:26)
03:Looking For Trouble (4:24)
04:Hold The Note (3:34)
05:Annie-Lee (4:33)
06:Blind Willie McTell (6:11)
07:Backroom Delta (1:49)
08:Ride On Red (4:18)
09:Ventilator Blues (6:41)
10:Raining In My Heart (4:37)
11:Biscuit Roller (4:45)
12:Outro: Great Final (1:08)
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