Wentus Blues Band / Woodstock
Woodstock Spielzeit: 51:16
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2011
Stil: Blues

Review vom 19.03.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Der Albumtitel besitzt keinen Bezug zum legendären Festival aus dem Jahr 1969. Vielmehr begab sich die Wentus Blues Band nach Woodstock und nahm die zwölf auf dem Silberling befindlichen Songs in Levon Helms Studio auf.
Alle Tracks wurden fast ausschließlich von den Bandmitgliedern komponiert und erstaunlich ist, wie oft einem in der letzten Zeit, bezogen auf neue Platten, Pete Brown über den Weg gelaufen ist. Für ein Trio von Tracks schrieb er zusammen mit Juho Kinaret die Texte. Der Produzent Clas Yngström ist verantwortlich für "The Blues Ain't Bad". Diese Nummer ist dann mit gut sechseinhalb Minuten auch gleich die längste auf "Woodstock". Mit dieser Komposition verschlägt es die Band stante pede in eine ganz andere Richtung Amerikas, denn man befindet sich in bester Chicago Blues-Tradition. Der Rhythmus stampft typisch durch das Lied und man lässt sich ausreichend Zeit für ausgiebige Soli. Genau das ist das Salz in der Suppe. Der Sound ist kompakt und kräftig zugleich.
"From The Cradle To The Grave" verzückt mit einem leckeren Groove und einem Refrain, der so richtig zum Mitsingen animiert. Pekka Gröhn hat die Knöpfe seines Keyboards auf Piano gestellt und der Tastenmann mischt im Hintergrund mächtig mit. Die beiden Gitarristen Kim Wikman sowie Niko Riippa stehen für einen Teil des Stücks in Sachen Twin-Sound und diese Nummer entwickelt sich zu einem echten Dauerbrenner. Da braucht es irgendwie gar kein großes Solo. Der flotte Opener "Facebook Blues" hat ja ein sehr aktuelles Thema. Da könnten auch andere Plattformen genannt werden und Bassist Robert Hagnäs, der den Song schrieb, findet meines Erachtens genau die richtigen Worte für diese Art von Freundschaftssuche. Gröhn soliert in ausgelassener Manier.
"She's So Fine" hat einen klasse Beat und schon zeigt die Wentus Blues Band, dass sie sich auch mit dem Rock'n'Roll auskennt. Klar, hier ist Gröhn mit einem honky ausgelegten Piano zur Stelle und "Selma" ist eine fein gestrickte Ballade, der man sehr gerne Wiederholungen gönnen kann. Oh ja, eine Art Boogie höre ich immer wieder gerne. Der heißt bei den Finnen "Cold Cold Week" und dann wird mit "57 Radio" nochmals im Rock'n'Roll-Becken gefischt. Die Band macht es allerdings anders als vorher, legt die Betonung auf das erste Wort des Genres und die beiden Gitarren rocken kräftig.
Mit dem letzten Track "Morn In A Glory" schießt die Band dann endgültig den Vogel vom Sockel. Neben den Gitarristen ist Pekka Gröhn für die Gruppe ein unersetzliches Glied in der Kette des guten Klangs. Diese Nummer ist einfach hinreißend toll und die Sechssaiter sowie das Piano geben sich hier die Kante. Zu Beginn der vier Minuten vermutet man in keinem Fall ein so fulminantes Ende.
Das Helm-Studio in Woodstock hinterlässt deutliche Spuren auf dem Tonträger. Folgendes steht in den von Pasi Tuominen geschrieben Linernotes zur Platte:
»The group may have thought and composed the music before they actually arrived, but Wentus Blues Band's Woodstock Album was rehearsed, recorded live and mixed right there, inside the walls of Levon Helm Studios.«
So soll es sein und die Wentus Blues Band zeigt sich im Blues-Genre echt wandlungsfähig. "Woodstock" ist ein gutes Album geworden und das Sextett serviert dem 12-Takter-Fan eine gute Portion Musik, die Spaß macht, auch wenn man in Finnland, oder besser Amerika das Rad dieser Stilrichtung nicht neu erfunden hat. Mit gestandenen sowie klasse Musikern geht auf der Platte alles gut über den Äther.
Line-up:
Juho Kinaret (lead vocals, percussion)
Kim Wikman (guitar)
Niko Riippa (guitar)
Pekka Gröhn (keyboards, backing vocals)
Robban Hagnäs (bass, backing vocals)
Mikael Axelqvist (drums)
Tracklist
01:Facebook Blues (2:57)
02:She's So Fine (4:10)
03:Moving My Wheels (4:42)
04:Blues Ain't Bad (6:39)
05:From The Cradle To The Grave (3:50)
06:Beautiful Woman (3:50)
07:Selma (3:51)
08:Wind In My Hair (4:42)
09:Cold Cold Week (3:58)
10:57 Radio (3:06)
11:Black Cat Bone (5:23)
12:Morning Glory (4:09)
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