Wenn Wheels Of Fire keine Musiker wären, sondern Physiker, dann würden sie mit "Hollywood Rocks" den Nobelpreis bekommen. Für die Entwicklung der Zeitmaschine. Da sie allerdings Musiker sind, gibt's keinen Nobelpreis. Dafür aber ein ausdrückliches Lob für ein rundum gelungenes Retro-Album, ein 50-minütiges Tribut an die Melodic Rock-Szene der 80er Jahre in Los Angeles.
Das ist jetzt kein Zufall, esattamente das hatte Davide 'Dave Rox' Barbieri ja auch beabsichtigt - ein Psychedelic Rock-Album wäre bei dem Plattencover auch eine üble Überraschung. Der Italiener ist Herz, Seele & Sänger der Band. Seine Songs klingen - ohne bei den Referenzen nun in Los Angeles bleiben zu müssen - wie Warrant, Giuffria, Danger Danger, Firehouse, Steelheart, Nelson, Winger, Strangeways.
Eine musikalische Verneigung vor einer glanzvollen Rock-Ära im Tights- und Dauerwellen-Look jagt hier die nächste. Knackig-kompakte Hooklines von allerhöchstem Mitgeh-Faktor aus Keyboards und Gitarren, dazu treibende Rhythmusgitarren wie aus dem Melodic Rock-Lehrbuch und singende Solo-Gitarren ohne den geringsten Verdacht auf Tieferstimmung. Zudem gewinnen die Stücke durch eine versiert agierende Rhythmusgruppe - Breaks, Fills und Triolen machen den Unterschied zwischen plattem Gedudel und AOR-Perlen wie diesen aus.
Die erste auf dem Album ist gleich eine echte Ansage: "Hollywood Rocks" mit Songzeilen wie »In the 80ies you know, we could breathe Rock'n'Roll!« Das isses. Dazu energiegeladene Drives und Melodien pickepackevoll mit positiver Energie. Mehr als eine Hand voll Songs funktionieren genau so. Und es ist erstaunlich, dass der Hörer bei Rockern wie dem erstaunlich harten "Everywhere I Go", dem grooooovenden "Live Again" oder dem mit cooler Cowbell garnierten "You're So Cool" partout keine Ermüdungseffekte erleidet, den flinken Gitarrenkünsten Stefano Zenis und vielen guten Songideen sei Dank.
Und wenn jetzt die Balladen fehlen würden auf "Hollywood Rocks", dann stünde ein fett unterstrichenes 'Thema verfehlt' unter der Klassenarbeit. So weit kommt es nicht. "I Can't Live Without You" ist ein herrlicher Schmachtfetzen mit Klavierunterstützung, ganz im Stile von Journey. "Little Prayer" ist dann die atmosphärische Powerballaden-Version, und das erstaunlich lange und dabei ebenso erstaunlich kurzweilige, an Bad English erinnernde "Love Nest" ist eine wunderschöne epische Ballade.
Davide Barbieri sorgt mit seinem klaren, emotionalen Gesang stets für die richtige Anmutung und hat seinen Songs auch starke Melodien verpasst - Highlight ist "What I Want", ein bisschen Tyketto-like, dessen Chorus am Schluss nochmal sehr emotional im Notensystem nach oben steigt. Durchweg megastark sind die Schwindel erregenden Backings auf dem ganzen Album. Kein Wunder, sie stammen (wie auch die Piano-Parts) von Italiens Melodic Rock-Megakönner Michele Luppi ( Los Angeles), Barbieris Gesangstrainer! So fantastisch wie dessen Meisterwerk Neverland ist "Hollywood Rocks" noch nicht. Aber Barbieri ist seinem 'Meister' auf den Fersen!
Und jetzt frage ich noch einmal beim Nobelpreis-Komitee an. Vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit, die musikalische Formel von Wheels On Fire irgendwie auf die Chronophysik zu übertragen...
Line-up:
Davide 'Dave Rox' Barbieri (vocals, keyboard)
Stefano Zeni (guitar)
Roberto Galli (bass)
Andrea Zingrillo (drums)
Guest musicians:
Michele Luppi (piano - #3,4,8,11, bass - #1,2, background vocals)
Frank Nemola (string arrangements - #11)
Tracklist |
01:Hollywood Rocks (4:49)
02:You're So Cool (3:48)
03:What I Want (4:55)
04:I Can't Live My Life (4:28)
05:Everywhere I Go (3:50)
06:Live Again (3:59)
07:The Reason (3:43)
08:Little Prayer (4:34)
09:Relax (3:19)
10:Rock The World (4:04)
11:Love Nest (7:57)
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