White Cowbell Oklahoma / Bombardero
Bombardero Spielzeit: 41:08
Medium: CD
Label: Slick Monkey Records, 2009
Stil: Rock

Review vom 09.06.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Nun treiben sie die Kuh nicht mehr durch ein kanadisches Dorf oder die vier heimischen Wände und widmen sich dem Bomber. Claudio Pizarro kann damit nicht gemeint sein.
Eher nimmt die gesamte Sippschaft der White Cowbell Oklahoma (WCO) den alten, aber guten Siebzigerjahre-Rock unter ihre Hufe und schöpft aus einem randvollen Fass an Ideen und versäumt es auch nicht, dem Hörer den einen oder anderen Tritt in den Allerwertesten zu versetzen.
Nein, viel zu gelinde ausgedrückt. Der spitze Stiefel ist in permanentem Einsatz!
Die Combo ist kein bisschen erwachsen geworden... rotzig-frech hauen sie einem ihren Rock'n'Roll um die Ohren.
Vorne wird die Kuh mit ganz heißer Musik gefüttert, Wiederkäuen ist nicht notwendig und am Hinterteil steht eine Person bereit, mit einem Feuerzeug bewaffnet. Hier brennen die Flatulenzen geruchsfrei, aber mit einer verdammt heftigen Druckwelle. Durchschlagende Wirkung.
Der Rock'n'Roll ist durchaus wörtlich zu nehmen: In "This Cracker" lassen sie eine ganz staubig-rüde Version ihrer Vorstellungen über das Genre los. Bei allen Gitarren-Schwirrereien geht das Tieflagen-Saxofon etwas unter. Schade.
Hey, nicht nur hier ist eine gigantische Party im Gange. Die Gitarren hauen dem Hörer die Riffs um die Ohren und in aller Kürze wird auch noch ein energetisches Wah Wah-Solo zusammengezimmert.
Wieviele Sechssaiter sind eigentlich am Start?
Unwesentlich. Die Gitarrenwände sind einfach herrlich und beamen einen in den schönsten Rock-Himmel.
Das White Cowbell Oklahoma-Depot ist mit unterschiedlich feurigen Mischungen sehr gut gefüllt und die Gruppe zupft, trommelt sowie singt sich Blasen. Die kennen kein Pardon!
Immer geradeaus auf dem Highway des Rock.
Nicht einfallslos oder gar tumb. Hier wird auf ganz hohem Niveau gerockt, nie frei von Staub. Man bekommt alles geliefert, wovon ein Rockherz nur träumen kann.
Eine Injektion nach der anderen. Eine Variante folgt auf die nächste. Die Gitarren sind verzerrt, haben den Blues und schwirren auf ihrer Wanderschaft durch die beiden Kanäle.
Man weiß den Konsumenten durch Tempi-Auflockerungen, Breaks und Hooklines stets bei Laune zu halten. Die Nachbarn werden es einem danken, denn sie nehmen Anteil am WCO-Rock.
Fette Riffs, auch in Twin-Auslage, Keyboards zirpen spacig, die Gesänge haben Pause, wenn Edgar Winters "Frankenstein" anrollt. Heavy Southern Rock-Geplänkel der oberen Sortierung mit einem infernalischen Zwischenspiel und dann wird wieder gerockt, dass die Schwarte kracht. Nimmt das Stück denn nie ein Ende...
Solche Musik kommt doch in letzter Zeit fast nur aus der Schweden-Ecke!
Der Titeltrack ist instrumentals Stückwerk, in drei Teile zerhackt. "Bombardero I" gibt das Thema vor. Eineinhalb Minuten als Aufgalopp.
"... II" ist der Wolf im Schafspelz, beginnt er doch mit einer Wellness-Phase für die Ohren, nur um dann ordentlich Fahrt aufzunehmen und mit einer Effekt-Gitarre im Vordergrund zu enden.
"Bombardero III" ist eine galaktische Sound-Spielerei der psychedelischen Art. Klasse! Das Stück hat zwei Akte.
Man kann sich mit hochfrequenten Rockern so richtig austoben mit dem Luxus von drei Lead-Sängern ist auf der Seite ebenfalls viel los. Mit einer Lap Steel wird "Buried In The Desert" aufgemischt und der Song hat nichts mit Country zutun.
Wer ordentlich etwas auf die Mütze oder geschmackvoll eine Rocktorte ins Gesicht bekommen will, wird mit White Cowbell Oklahoma und "Bombardero" bestens bedient.
Ein echtes Gewitter in Bits und Bytes.
Mir hat die Scheibe richtig Spaß gemacht und gilt folglich als Empfehlung meinerseits.
Line-up:
Clem C. Clemsen (lead vocals, lead guitar, keyboards)
Hollis P. Cartwright (lead guitar)
Dingo von Devereaux (lead drums, percussion)
Bubba Lee 'Rooster' Phett (lead bass, vocals)
The Cousin Who Hath No Name (lead guitar)
Charles Chainsaw (lead cowbell, chainsaw)
The Sergeant (lead vocals, lead harmonica, keyboards)
Jessie Lactateur (lead keyboards)
Mudflap Williamson (drums - #5,6,9)
Robbie 'Cadenza' Fenton (lap steel - #6, baritone saxophone - #5)
Jennifer 'Rocks Glass' Ryan (backing vocals - #2,6)
Amber Le Scelle (tambourine - #6)
Tracklist
01:Bombardero I (1:30)
02:Keys To The Universe (6:42)
03:Piece Of The Action (3:11)
04:Bombardero II (5:35)
05:This Cracker (2:43)
06:Buried In The Desert (4:58)
07:Polecat (3:46)
08:Ground Down (2:56)
09:Frankenstein (4:59)
10:Happy Ending (2:54)
11:Bombardero III (1:55)
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